Helmstedt. Sie soll die erste ihrer Art in Niedersachsen werden: Die neue Klärschlammrückgewinnung am Standort Buschhaus zwischen Esbeck und Helmstedt. Nun wurde der Grundstein für die Anlage gelegt. Darüber berichtet die EEW in einer Pressemitteilung.
Im Beisein von Olaf Lies, Niedersächsischer Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, habe EEW Energy from Waste (EEW) am gestrigen Tage den Grundstein für die erste Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage (KVA) Niedersachsens gelegt. Die Anlage werde mit der Inbetriebnahme im Jahr 2021 in der Lage sein, etwa 20 Prozent des niedersächsischen Klärschlamms thermisch zu behandeln, so die EEW.
Für Bernard M. Kemper, Vorsitzender der Geschäftsführung von EEW, hat die Anlage am EEW-Stammsitz in Helmstedt aus drei Gründen Symbolcharakter: „Die KVA Buschhaus ist erster sichtbarer Ausdruck unseres noch jungen Geschäftsfeldes Klärschlammverwertung, trägt dem Willen des Gesetzgebers Rechnung, künftig keine belasteten Klärschlämme mehr in der Landwirtschaft einzusetzen, und schafft die Voraussetzungen für das Recycling des begrenzten und lebenswichtigen Rohstoffs Phosphor.“ Darüber hinaus sei sie ein erster Schritt auf dem Weg in den Strukturwandel und die Nachnutzung des Helmstedter Braunkohlereviers.
Dazu Umweltminister Olaf Lief: „Gerade die vom Bund zur Verfügung gestellten Mittel zur Weiterentwicklung des Standortes eröffnen die Chance, weitere Projekte voranzutreiben. Für mich ist der Standort aufgrund seiner sehr guten Infrastrukturanbindung sowie dem leistungsfähigen Netzanschluss für Strom und Gas prädestiniert für Zukunftspläne – um mit „Power to Gas“ nur ein Beispiel zu nennen.“
Grüne Energie und Phosphorgewinnung
Am Standort Buschhaus werde die KVA künftig "Grüne Energie für Strom, Prozessdampf oder Fernwärme gewinnen. Wichtiger sei aber die Rohstoffseite", so Kemper. Bei der thermischen Behandlung des Klärschlamms in der neuen KVA sollen laut EEW jährlich etwa 15.000 Tonnen Asche entstehen. Phosphor, als synthetisch nicht herstellbarer lebensnotwendiger Rohstoff, sei als Phosphat in der Klärschlammasche mit einem Gehalt von etwa 20 Prozent enthalten. „Eines unserer Ziele ist es, eine Asche bereitzustellen, aus der mehr als 90 Prozent Phosphat zurückgewonnen werden können“, sagt Kemper. Erfülle Deutschland ab dem Jahr 2029 die gesetzlich festgelegte Rückgewinnungsquote von mindestens 80 Prozent – dies haben Untersuchungen des Umweltbundesamtes gezeigt – sei mit etwa 30.000 bis 40.000 Tonnen Phosphor pro Jahr in Form von Phosphatrezyklaten zu rechnen. Deutschland würde damit seine Importabhängigkeit bei diesem kritischen Rohstoff in einem erheblichen Umfang mindern.
Klärschlammverbrennung als Ausgangspunkt?
„Wir sehen uns in der Pflicht, dass aus den in unseren Klärschlamm-Monoverbrennungsanlagen anfallenden Aschen Phosphor als pflanzenverfügbarer Dünger gewonnen und in den Kreislauf rückgespeist werden kann“, bekräftigt CEO Kemper. EEW beteilige sich dafür an der Entwicklung geeigneter Verfahren. Die Erweiterung des Standortes Buschhaus um eine Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage könne vor diesem Hintergrund Ausgangspunkt für Folgeansiedlungen sein. Um solchen zukunftsweisenden Investitionen am Standort Raum geben zu können, benötige EEW allerdings geeignete Flächen, betont Kemper.
Die KVA am EEW-Standort Buschhaus ist die erste von aktuell vier geplanten Anlagen der EEW-Gruppe. Neben Helmstedt verfolgt das Unternehmen vergleichbare Projekte in Stapelfeld nahe Hamburg, im mecklenburgischen Stavenhagen und dem niederländischen Delfzijl.
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