Feldhamster fast ausgestorben - Landkreis und Landwirte ergreifen Maßnahmen

Im Landkreis Helmstedt gibt es nur noch zwei Bekannte Vorkommen. Um den Tieren zu helfen, bittet der Landkreis Helmstedt um die Mithilfe von Landwirten.

Der Feldhamster ist fast ausgestorben. Auch im Landkreis Helmstedt.
Der Feldhamster ist fast ausgestorben. Auch im Landkreis Helmstedt. | Foto: Pixabay

Im vergangenen Jahr verkündete die Weltnaturschutzorganisation IUCN, dass der Feldhamster (Cricetus cricetus) mittlerweile weltweit vom Aussterben bedroht ist. Wie der Landkreis Helmstedt nun in einer Presseinformation informiert, suche man weiter nach Landwirten, die ihre Felder "hamsterfreundlich" bestellen. So soll eine Zukunft für das Tier gesichert werden.


Der kleine Nager, der noch bis in die 1960er Jahre als Ernteschädling auf Getreidefeldern bekämpft wurde, ist nunmehr kaum noch in der Feldmark anzutreffen. Die letzten bekannten Vorkommen des Feldhamsters im Landkreis Helmstedt befinden sich in den Gemarkungen Heeseberg & Jerxheim.

Der Rückzugsraum fehlt


Volker Meier (Geschäftsführer beim Landvolk Niedersachsen Braunschweiger Land): „Im Landkreis Helmstedt werden rund 42.000 Hektar landwirtschaftlich genutzt. Hiervon werden über die Hälfte aller Ackerflächen mit Getreide bestellt. Nach der Getreideernte fehlt dem Hamster ein sogenannten „Rückzugsraum.“ Denn wenn alles zum gleichen Zeitpunkt geerntet wird – meist ab Ende Juli – liegt der Acker blank. „Gerade, wenn das Weibchen seinen zweiten Wurf hat, finden die Hamster keine Deckung mehr und auch keine Nahrung“.

Zwei Möglichkeiten für mehr Hamsterschutz


Der Landkreis Helmstedt hat daher gemeinsam mit dem Niedersächsischen Landvolk Braunschweiger Land e. V. und der Ökologischen Station Aller/Oker (ÖNSA) Schutzmaßnahmen ergriffen, um die Vorkommen des Feldhamsters zu erhalten und zu stärken. Nach mehreren Informationsveranstaltungen wurden Landwirtinnen und Landwirten, auf deren Flächen sich Feldhamster befinden oder dort geeignete Lebensräume vorfinden, die Möglichkeit eröffnet, eine Vereinbarung abzuschließen, bei der die Ernte „hamsterfreundlich“ durchgeführt wird. Die dadurch entstanden Einbußen bei der Ernte werden durch den Landkreis Helmstedt finanziell ausgeglichen. Zwei verschiedene Schutzmaßnahmen standen dabei zur Auswahl: Das Stehenlassen von Stoppel und eine „Hohe Ährenernte“. Bei der „Hohen Ährenernte“ wurden die Getreidefelder knapp unter der Ähre abgeerntet. So hatten die Feldhamster die Gelegenheit, die verbliebenen Körner als Wintervorrat einzusammeln. Außerdem fanden sie in den Stoppelfeldern einen besseren Schutz vor Fressfeinden wie Greifvögeln oder dem Fuchs. Erst ab Oktober, wenn die Feldhamster sich in ihre Baue zur Winterruhe zurückgezogen haben, konnten die Flächen weiterbearbeitet werden.

30 Hektar für den Hamster


Für Flächen in einer Größenordnung von insgesamt 30 Hektar konnten mit mehreren Landwirten Vereinbarungen abgeschlossen werden. Zu der Zusammenarbeit mit den Landwirten sagt Volker Meier (Geschäftsführer beim Landvolk Niedersachsen Braunschweiger Land): „Eine positive Hamsterentwicklung kann nur gelingen, wenn die Grundeigentümer und Flächenbewirtschafter mit eingebunden werden.“
Selbstverständlich werde nicht auf allen Flächen in jedem Jahr Getreide angebaut. Jedoch lassen sich in jedem Jahr ausreichend Flächen mit Getreideanbau finden und insofern kann auf einem Teil dieser Flächen eine hamsterfreundliche Bewirtschaftung stattfinden und dort können Feldhamster auch ausreichend Lebensraum finden.

Bislang nur ein neues Vorkommen


Um mehr über die Verbreitung des Feldhamsters zu erfahren, wurden in diesem Jahr Erfassungen durchgeführt. Damit sollte nicht nur in Erfahrung gebracht werden, wo Schutzmaßnahmen lohnenswert durchgeführt werden können, sondern es wurde auch der Erfolg der Maßnahmen dokumentiert werden. Nicole Feige von der Ökologischen NABU-Station Aller/Oker: „Dazu haben wir mit großartiger Unterstützung von Ehrenamtlichen nach der Ernte die Stoppelfelder auf Hamstervorkommen abgesucht. Leider konnten wir nur ein einziges neues Vorkommen nachweisen. Das zeigt, wie dringend notwendig der Schutz des Feldhamsters ist.“

Weitere Teilnehmende gesucht


Die Schutzmaßnahmen sollen im kommenden Jahr fortgeführt werden. Um die Schutzmaßnahmen noch effektiver zu gestalten und in den Betriebsablauf zu integrieren, finden dazu den Winter über gemeinsame Gespräche mit allen Beteiligten statt. Wer Interesse an einer Teilnahme am Schutzprogramm und gemeinsamen Diskussion hat, kann sich jederzeit gerne an die Ökologische NABU-Station Aller/Oker wenden (Nicole Feige, Telefon: 01590 4537728). Voraussetzung zur Teilnahme am Programm ist ein aktuelles Feldhamstervorkommen auf der Schutzfläche oder den angrenzenden Flächen. Auch Hamsterfunde können an die Ökologische Station gemeldet werden. Weitere Infos zum Schutzprogramm unter www.oensa.de/feldhamsterschutz.


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