Lehre. Als ein Zeichen gegen das Vergessen findet am Samstag, 13. April, ab 14.30 Uhr eine Führung auf dem Gelände der ehemaligen Heeresmunitionsanstalt (Muna) Lehre statt. Treffpunkt ist die Einfahrt zur Muna. Diese befindet sich im Kampstüh an der Kreisstraße nach Boimstorf, rund einen Kilometer hinter Lehre. Der Rundgang wird etwa 90 Minuten dauern. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Das berichtet Veranstalter Uwe Otto in einer Pressemeldung.
Mit dem Rundgang auf dem ehemaligen Muna-Gelände soll an die Geschehnisse zwischen 1933 und 1945 erinnert werden. Uwe Otte, der ehemalige Ratsherr beschäftigt sich seit mehr als 30 Jahren mit der Muna-Geschichte, wird berichten, welche Funktion die heute noch stehenden Gebäude vor 79 Jahren hatten.
Größer als der Ort Lehre
Die Muna Lehre lieferte beispielsweise große Mengen Munition für den Überfall auf Polen am 1. September 1939. Bei den Munas handelte es sich um staatliche Rüstungsbetriebe, deren Aufgabe es war, Kampfmittel und Munition zusammenzusetzen und zu lagern. Auf dem rund 200 Hektar großen Muna-Gelände entstanden etwa 140 Gebäude – darunter 92 Bunker. Damit war die Muna zu jener Zeit flächenmäßig größer als der Ort Lehre.
In der Muna waren mehrere Hundert Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter im Einsatz, darunter bis zu 400 sowjetische Kriegsgefangene und etwa 100 sowjetische Frauen. Mindestens 19 sowjetische Kriegsgefangene überlebten die Zwangsarbeit nicht. Insgesamt waren in der Muna während des Krieges etwa 1.200 Menschen tätig. Truppen des 8. US-Infanterieregiments befreiten am 12. April 1945 die Muna Lehre von der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten. Die Ortschaft Lehre war am Tag zuvor befreit worden.
Erneute Verzögerung
Im Sommer 1945 übernahmen die Briten als zuständige Besatzungsmacht die Muna. 1946 kam sie auf eine Liste von zehn derartigen Munitionsanstalten, die zerstört werden sollten. Dieser Plan wurde jedoch nicht umgesetzt. Bis zu ihrem Abzug im Februar 1951 sprengten die Briten Munition aus der Muna auf der „Neuen Wiese“. Die Räumung der letzten Altlasten auf dem ehemaligen Muna-Sprengplatz verzögert sich erneut und wird möglicherweise erst im nächsten Jahr enden. Dann soll die „Neue Wiese“ endlich - wie bereits das gesamte Muna-Gelände - kampfmittelfrei sein. Auch daran wird bei dem Rundgang erinnert.
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