Landkreis. Der Landkreis Helmstedt möchte in Kooperation mit dem Landkreis Gifhorn und der Stadt Wolfsburg eine Beratungsstelle für Täter von häuslicher Gewalt einrichten. Dafür sollen 2019 Haushaltsmittel in Höhe von 9.500 Euro bereitgestellt werden. Ein entsprechender Antrag wird am Mittwoch im Kreistag behandelt.
Gewalt in der Partnerschaft sei leider kein seltenes Phänomen, etwa jede vierte Frau werde laut offizieller Zahlen einmal im Leben Opfer häuslicher Gewalt, heißt es in der Begründung des Antrags. Im Landkreis Helmstedt sei die Polizei im Jahr 2017 zu 210 Einsätzen wegen häuslicher Gewalt gerufen worden. Ganz überwiegend würden Frauen Opfer männlicher Gewalt, belastbare Zahlen für häusliche Gewalt gegen Männer lägen noch nicht vor.
Zur Zeit keine Beratung vor Ort
Von Gewalt betroffene Frauen erhielten Beratung und Hilfe in ihrer Krisensituation. Die Versorgungssituation gewalttätiger Männer, die ihr Verhalten ändern möchten oder eine entsprechende gerichtliche Weisung erhalten, stelle sich völlig anders dar. Aktuell gebe es vor Ort keine Beratungs- oder Unterstützungsangebote, die Täter müssten oft weit entfernte Beratungsstellen aufsuchen. Dabei hätten ortsansässige Ratsuchende meist den Vorrang.
Durch das Übereinkommen des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, der sogenannten Istanbulkonvention, welches Deutschland 2017 ratifizierte, werde der Täterarbeit ein neues Gewicht gegeben: „Die Vertragsparteien treffen die erforderlichen gesetzgeberischen oder sonstigen Maßnahmen um Programme einzurichten oder zu unterstützen, die darauf abzielen, Täter und Täterinnen häuslicher Gewalt zu lehren, in zwischenmenschlichen Beziehungen ein gewaltfreies Verhalten anzunehmen, um weitere Gewalt zu verhüten und von Gewalt geprägte Verhaltensmuster zu verändern“.
Gewaltfreie Konfliktlösungsstrategien lernen
Täterarbeit, wie sie mit der Beratungsstelle auch im Landkreis Helmstedt angeboten werden soll, ziele auf eine grundsätzliche Änderung des Verhaltens ab und helfe den Betroffenen dabei, gewaltfreie Konfliktlösungsstrategien zu erlernen. „Die Gewaltspirale muss schnell und nachhaltig unterbrochen werden. Gewalttätige Männer sollen ihr Risiko erkennen, Wiederholungstaten zu begehen und vorbeugende Maßnahmen ergreifen können",so die Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit. Täterberatungsei also ein erfolgreiches Mittel, um Täter bei Verhaltensänderungen zu unterstützen und häuslichen Gemeinschaften und besonders den Kindern einen Neustart zu ermöglichen.
Mit der Einrichtung einer Täterberatungsstelle in der Region Gifhorn/Helmstedt/Wolfsburg soll ein Beratungsangebot installiert werden, das über die Einzel- und Gruppenangebote hinaus, einen weiteren Netzwerkpartner für eine verbesserte Gefahrenabwehr und Risikoeinschätzung potentiell gefährdeter Frauen und Kinder einbindet. Durch die Kooperation könne eine kostengünstige Einrichtung geschaffen werden, die den Interessen der drei Gebietskörperschaften gerecht werde.
JugendhilfeWolfenbüttel soll Beratungen durchführen
Der Anbieter für das Kooperationsprojekt Gifhorn/Helmstedt/Wolfsburg ist der Verein Jugendhilfe Wolfenbüttel e.V.. Dieser stellt seine Erfahrungen in der Täterarbeit und Gewaltprävention fachlich erprobt zur Verfügung und wird die teilweise schon bestehende Zusammenarbeit vertiefen und sich öffentlichkeitswirksam für den Schutz von Opfern häuslicher Gewalt einsetzen. Grundlegend für die Arbeit des Anbieters sind niedersächsische und bundesweite Standards. Der Aufbau einer Täterberatung häusliche Gewalt im Jahr 2014 für den Landkreis Wolfenbüttel ist Ausdruck der gewaltpräventiven Ausrichtung des Anbieters. Seit der Schwerpunktsetzung 2014 habedie Jugendhilfe Wolfenbüttel e.V. seine fachpraktischen Kompetenzen weiterentwickelt. Das gemeinsam mit der Peiner Labora gGmbH für die Polizeiinspektion Peine/Salzgitter/Wolfenbüttel entwickelte Täterberatungskonzept werde weiter erfolgreich umgesetzt. Im Rahmen dieser Arbeitsei auch die Zusammenarbeit mit allen Akteuren und Akteurinnen auf regionaler und Landesebene ausgebaut worden.
Schwerpunkt liegt in Wolfsburg
Der Schwerpunkt der Arbeit soll in Wolfsburg liegen, entsprechend ist eine größere finanzielle Beteiligung der Stadt Wolfsburg geplant. Die Gesamtkosten des Projektes betragen 44.470 Euro, der Anteil des Landkreises beträgt 9.500 Euro. Je nach finanziellen Möglichkeiten der Männer wird ein Teilnehmerbeitrag erhoben.
Der Landkreis Helmstedt erhält für ratsuchende Männer aus dem Landkreis Helmstedt:
- Alle 14 Tage einen halben Tag Präsenz in Helmstedt,
- Zugang zu einer proaktiven Erst- und Einzelberatung am Standort Wolfsburg,
- Zugang und Teilnahmemöglichkeit am Täterkurs,
- Einen zusätzlichen fachkompetenten Netzwerk- und Kooperationspartner gegen häusliche Gewalt auf lokaler Ebene.
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