Helmstedt. Der Heeseberg am Südrand des Landkreises Helmstedt ist im ganzen Umland für seine Frühlings-Adonisröschen bekannt. Zu diesen großen, gelben Frühblühern aus der Familie der Hahnenfußgewächse pilgern in jedem Frühjahr zahlreiche Besucher, um sich an dem Anblick zu erfreuen. Das meldet der Landkreis Helmstedt.
Doch die Adonisröschen sind nur eine der vielen ganz besonderen Arten im Heeseberg-Gebiet. Sie kennzeichnen die Steppenrasen, einen gesetzlich geschützten Lebensraum, der in Niedersachsen nur in den Landkreisen Helmstedt und Wolfenbüttel vorkommt, wo das Klima besonders kontinental getönt ist. Wenn man allerdings die heutigen Vorkommen der Adonisröschen mit Daten aus den 1960er Jahren vergleicht, so fällt deren deutlicher Rückgang auf, der letztlich auch den Verlust von Steppenrasen zeigt. Aus der Verpflichtung zum Schutz und zur Entwicklung der Steppenrasen heraus wurden deshalb im Heeseberg-Gebiet bereits in der Vergangenheit verschiedene Bereiche unter Naturschutz gestellt. Diese und weitere Flächen sind wegen ihrer Einzigartigkeit vom Land Niedersachsen als Schutzgebiete gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie an die EU gemeldet worden
In einem eigenen Flurbereinigungsverfahren werden gemeinsam mit Landwirten vor Ort Flächen getauscht, sodass künftig Schutz und Nutzung des Gebietes besser mit- und nebeneinander bestehen können. „Es ist uns wichtig, mit den Nutzern zusammenzuarbeiten“, betont Walter Wimmer, Leiter der Naturschutzbehörde im Landkreis Helmstedt.
Das Heeseberg-Gebiet hat aber noch weit mehr zu bieten als Adonisröschen. „Durch seine Lage finden wir hier eine Fülle extrem seltener Arten, wie sie in Niedersachsen in der Konzentration Ihresgleichen sucht“, schwärmt Wimmer. Von der langen Liste der Tiere und Pflanzen seien hier nur einige Arten herausgegriffen. Ein Gras, das in Niedersachsen nur am Heeseberg und im Hahntal, das zum Gebiet gehört, vorkommt, ist der Walliser Schaf-Schwingel. Noch seltener ist der Deutsche Alant, ein gelber Korbblütler. Etwas häufiger ist die Erd-Segge. Dieses winzige Sauergras hat einen Verbreitungsschwerpunkt in Niedersachsen hier im Gebiet. Es braucht die sehr schütteren Magerrasen mit entsprechendem Kleinklima, weil es sonst der Konkurrenz anderer Arten nicht gewachsen ist. Aber auch aus dem Tierreich hat das Heeseberg-Gebiet viel zu bieten. Zurzeit sind noch viele Violette Ölkäfer, auch Maiwurm genannt, unterwegs, die in anderen Gebieten wesentlich seltener sind oder ganz fehlen.
Über einen Wiederfund freuen sich die Experten der Naturschutzbehörde aber besonders. In diesem Frühjahr gelang es, das Vorkommen der Steppentrüffel an verschiedenen Stellen zu bestätigen. Der Pilz war erstmals und zugleich zuletzt in den 1970er Jahren hier gefunden worden. In diesem Frühjahr konnte er an mehreren Stellen nachgewiesen werden. Wie der Name vermuten lässt, ist die Steppentrüffel viel weiter im Südosten verbreitet. Sie erreicht Niedersachsen – ebenso wie die Steppenrasen, in denen sie vorkommt – gerade noch in den Landkreisen Helmstedt und Wolfenbüttel. Für alle Feinschmecker sei erwähnt, dass die Steppentrüffel nichts für die Küche ist. Es handelt sich um knapp haselnussgroße staubige Kügelchen, die zudem noch unterirdisch wachsen. Sie zu finden ist nicht ganz einfach.
Für Walter Wimmer hat sie gerade deshalb Symbolcharakter: „Die Steppentrüffel ist ein schönes Beispiel für extrem seltene Arten hier im Heeseberg-Gebiet, die oftmals rein äußerlich nicht viel hermachen, aber dennoch etwas ganz Besonderes sind. Und auch solche verborgenen Schätze, von denen wir ganz viele haben, gilt es zu schützen.“ Das ist ein weites Feld für die Naturschutzbehörde und allen Beteiligten, denn Nutzung und Pflege müssen auch künftig einen guten Erhaltungszustand der geschützten Lebensräume und Arten im Gebiet gewährleisten.