Helmstedt. Der VSR-Gewässerschutz wurde in den letzten Wochen scharf von den Landwirtschaftsverbänden für die Aussage kritisiert, dass die Agrarindustrie die Hauptursache der Nitratbelastung ist. Ihre Behauptung, dass die hohen Werte unter anderem die Folge defekter Abwasserrohre sind, widerlegt Dipl. Oecotroph. Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz. So enthalte Brunnenwasser, dass durch Abwasser belastet ist, Escherichia coli (E.coli) - Bakterien. Die Untersuchungen hätten jedoch ergeben, dass fast alle Wasserproben mit hohem Nitratgehalt nicht mit diesen Bakterien belastet waren, wie der VSR-Gewässerschutz in einer Pressemitteilung berichtet.
Deswegen sei davon auszugehen, dass im Grundwasser keine Abwasserbelastung vorliege. Bei jeder dritten der 47 untersuchten
Brunnenwasserproben im Raum Helmstedt wären der Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm Nitrat pro Liter überschritten worden (regionalHeute.de berichtete). Nur bei einer Probe aus Dobbeln wäre E.coli festgestellt worden.
Ein weiteres Argument der Landwirtschaftsvertreter sei die Überdüngung in den privaten Gärten und Kleingartenanlagen. Hier habe sich der VSR-Gewässerschutz an Kleingartenanlagen in ganz Deutschland gewandt, um festzustellen, ob dort hohe Belastungen zu finden sind. Gerade die städtischen Kleingärten ohne Landwirtschaft in der nahen Umgebung haben eine geringe Nitratbelastung. Diese Annahme habe auch der Nitratbericht 2020 des Umweltbundesamtes bestätigt: „Die Belastungsschwerpunkte mit Messstellen über 50 mg/l Nitrat treten dabei überwiegend unter landwirtschaftlicher Flächennutzung auf. Unter den Nutzungen Siedlung und Wald finden sich selten hoch belastete Messstellen.“
Von Gräben bis in die Nordsee
Die hohe Nitratbelastung habe gravierende Folgen für die Umwelt. Das belastete Grundwasser sickere den Gräben und Bächen zu und gelangt so über die Flüsse in die Nordsee. Dort führe die massive Nitratbelastung zu einem übermäßigen Algenwachstum und Sauerstoffmangel. Ohne Sauerstoff sei kein Leben möglich – Fische sterben, sogenannte Todeszonen entstehen. Eine Verringerung der Belastung der Gewässer sei dringend nötig. Dies sei auch möglich, wie die geringen Nitratwerte der Wasserschutzgebiete zeigen würden. Auch in diesen geschützten Bereichen werde Landwirtschaft betrieben. „Es wird höchste Zeit die Nitratauswaschung ins Grundwasser auch außerhalb der Wasserschutzgebiete zu verringern. Die Agrarpolitik muss sich ihrer ökologischen Verantwortung stellen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern“, so Susanne Bareiß-Gülzow.