Helmstedt. Am vergangenen Dienstag, den 10. Mai 2016 besuchte der Erste Kreisrat Hans Werner Schlichting die Beratungsstelle Rückenwind in ihren neuen Räumen im Mehrgenerationenhaus auf dem Triftweg in Helmstedt. Anlass war der Tätigkeitsbericht 2015.
Die Beratungsstelle Rückenwind, in der Trägerschaft des Vereins gegen sexuellen Missbrauch an Kindern und Frauen, ist bereits seit 1996 die Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die sexuelle Gewalt erlebt haben und professionelle Beratung und psychologische Unterstützung in Anspruch nehmen möchten. Auch die ortsansässigen Einrichtungen der Jugendhilfe nehmen das Beratungsangebot und die fachliche Unterstützung dankend an. Der Zuständigkeitsbereich der Beratungsstelle erstreckt sich auf den gesamten Landkreis Helmstedt. Die vertrauliche Beratung ist kostenfrei und findet auf Wunsch anonym statt.
Nach langjähriger Tätigkeit ging die Diplom-Psychologin, Frau Christine Köhler, in den Ruhestand. Um den Übergang für die Betroffenen so behutsam wie möglich zu gestalten, konnte durch eigens hierfür gesammelte Spendengelder die Nachfolgerin, Diplom-Psychologin Frau Michaela Siano, ihre Tätigkeit aufnehmen, zunächst noch gemeinsam mit Frau Köhler. In 2015 suchten 84 von sexueller Gewalt direkt Betroffene, darunter 9 Männer, die Beratungsstelle auf. Insgesamt fanden 741 Beratungen statt, telefonische Beratungen schlugen allerdings erst ab einer Dauer von 20 Minuten statistisch zu Buche. Es ist also davon auszugehen, dass die tatsächliche Anzahl der Beratungen noch wesentlich höher liegt.
„Ich sehe die steigenden Zahlen mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits sind sie ein Beleg für die erfolgreiche Arbeit der Beratungsstelle. Andererseits stimmen die zunehmenden Zahlen aber auch bedenklich“, urteilt Erster Kreisrat Schlichting. Besonders lobt er die Präventivarbeit, auf die die Beratungsstelle sehr großen Wert legt. So wurden zahlreiche Gespräche mit Multiplikatoren geführt, diverse Präventionsveranstaltungen durchgeführt und ein Flyer für Kinder erarbeitet, der sie über die Arbeit der Beratungsstelle informiert und ihnen die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme aufzeigt.
Der erste Kreisrat teilt die Sorge der Beratungsstelle im Hinblick auf die zukünftigen Jahre. Die steigenden Fallzahlen der vergangenen Jahre einerseits und die Zuweisung von Flüchtlingen, die mit eigenen Themen wie zum Beispiel sexuellen Übergriffen am Beispiel der Silvesternacht in Köln oder durch die Flucht und auch genitalen Verstümmlungen erleben, anderseits zeigen, dass die Arbeitsbelastung der Beratungsstelle ansteigen wird.
„Rückenwind“ hat Rückenwind
Symbolbild Foto: Anke Donner | Foto: Anke Donner