Niedersachsen. Der eigene Garten gehört für viele zu den Lieblingsplätzen des täglichen Lebens. Dort sind neben den menschlichen Bewohnern auch viele Tierarten zu finden. Das gilt insbesondere für Insekten wie Schmetterlinge, Wildbienen, Schwebfliegen oder Heuschrecken. Zum bundesweiten Aktionstag „Tag des Gartens" am heutigen Sonntag weist die Fachbehörde für Naturschutz im Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in einer Pressemitteilung auf die Bedeutung der biologischen Vielfalt und einer insektenfreundlichen Gartengestaltung hin.
Insekten machen fast 70 Prozent aller Tierarten in Deutschland aus und auch bei ihnen beobachten Fachleute hierzulande schon seit Längerem, dass die Anzahl und Vielfalt der Arten abnimmt. „Der Insektenrückgang ist unter anderem Ausdruck einer verarmenden Landschaft, auch in unseren Städten und Dörfern. Private Gärten sind noch zu oft als monotone Zieranlagen aus Rasen, exotischen Sträuchern oder pflanzenarmen Schotterflächen gestaltet. Diese Gärten bieten kaum Lebensraum für unsere heimischen Insekten. Doch jede und jeder kann aktiv dazu beitragen, diese Entwicklungen in Niedersachsen umzukehren", sagt Simon Emken vom NLWKN.
"Nicht zu viel eingreifen!"
Praktische Tipps, wie eine insektenfreundliche Garten- und Freiraumgestaltung aussehen kann, hat der NLWKN in seiner Broschüre „Insektenvielfalt in Niedersachsen - und was wir dafür tun können" gebündelt. Einer der wichtigsten Tipps: nicht zu viel eingreifen. „Wesentlich ist, auf chemische und organische Dünge- und vor allem Pflanzenschutzmittel zu verzichten. Zudem sollten im eigenen Garten möglichst einheimische Pflanzen zu finden sein, da der überwältigende Teil unserer Insektenfauna an heimische Pflanzen angepasst und auf diese angewiesen ist. Daher sollten spontan wachsende Wildpflanzen in Blumen- und Gemüsebeeten oder in ungenutzten Gartenecken geduldet werden. Wer Nützlingen eine Lebensgrundlage bietet, braucht auch keine Schädlingsbekämpfung betreiben, das erledigt dann das natürliche Gleichgewicht zwischen Räubern, wie Marienkäferlarven und deren Beute, den Blattläusen", betont Emken.

Totes Blatt (Drepanepteryx phalaenoides): Diese Insekten sind nur wenige Millimeter groß und durch ihre gute Tarnung schwer zu entdecken. Sie entwickeln sich an Laubbäumen und Sträuchern. Foto: Jakob Fahr
Für den Natur- und Insektenschutz sei es auch in Wohnsiedlungen wichtig, natürliche Entwicklungen zuzulassen, das heißt eine Selbstbegrünung von Flächen zu tolerieren. „Auch diese wilden und strukturreichen Ecken sind schön und vor allem ökologisch wertvoll", sagt Emken und gibt ein Beispiel: „Spontanvegetation insbesondere auf Brachflächen, zwischen Pflasterfugen, entlang von Wegen, Mauern oder Zaunrändern oder in Saumbereichen von Grünflächen sind wichtig, weil sich hier beispielsweise Gänsefuß-Arten entwickeln können. Diese wiederum dienen als Futterpflanzen für die Raupen von Nachtfaltern wie dem Melden-Blütenspanner." Oft vergessen, bieten grade wenig intensiv gepflegte Bereiche im Garten durch eine höhere Strukturvielfalt nicht nur vielen Arten eine Nahrungsgrundlage, sondern stellen auch wichtige Entwicklungs- und Überwinterungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Schlüsselfunktion in Nahrungsnetzen
Insekten haben generell eine Schlüsselfunktion in natürlichen Nahrungsnetzen. Sie sind Nahrungsquellen für viele andere Artengruppen wie Vögel, Fische, Spinnen, Amphibien oder Fledermäuse. Zudem sind viele der heimischen Nutz- und Wildpflanzen auf Wildbienen, Schmetterlinge, Käfer oder Fliegen als Bestäuber angewiesen. „Aber auch für das Naturerleben, die Gesundheit und die Lebensqualität des Menschen haben Insekten eine große Bedeutung", sagt Emken. Deshalb sei es auch im Eigeninteresse des Menschen wichtig, auf eine insektenfreundliche Gartengestaltung zu achten und aktiv dafür zu sorgen.

Streifenwanze (Graphosoma italicum): Auf dem Speiseplan dieser auffälligen Wanze stehen vor allem Doldengewächse wie Pastinaken oder Möhre. Diese wärmeliebende Art ist seit einigen Jahren immer häufiger auch in Gärten zu finden. Foto: Jakob Fahr
Ein gedrucktes Heft der Broschüre „Insektenvielfalt in Niedersachsen - und was wir dafür tun können" kann über den NLWKN-WebShop oder per Mail an folgende Adresse bestellt werden: veroeffentlichungen@nlwkn.niedersachsen.de. Zusätzlich zur Broschüre gibt es noch zwei weitere Hefte für Kinder verschiedenen Alters. Die Broschüren können auch im PDF-Format auf der Website des NLWKN in folgender Übersicht heruntergeladen werden: Insektenvielfalt in Niedersachsen.