Hoffmann-von-Fallersleben-Museum: Rückblick 2016


Das Hoffmann-von-Fallersleben bietet auch in 2017 spannende Ausstellungen. Foto: Stadt Wolfsburg

Wolfsburg. Dass ein Datum, der 26. August, im vergangenen Jahr bundesweite Beachtung finden und praktisch alle überregionalen Zeitungen zu oft ganzseitigen und gut recherchierten Beiträgen veranlassen würde, war zu erwarten - das 175-jährige Jubiläum des Liedes der Deutschen.


Vor genau 175 Jahren hatte Hoffmann von Fallersleben auf der Insel Helgoland „Das Lied der Deutschen“ verfasst, dessen dritte Strophe heute unsere inzwischen wieder viel gesungene Nationalhymne ist. Während in Helgoland dieses Datums mit einem Festakt gedacht wurde, veranstaltete das Hoffmann-von-Fallersleben-Museum durchs ganze Jahr hindurch ein vielfältiges Jubiläumsprogramm. Damit sollten neben der Erinnerung an dieses Ereignis und seinen historischen Kontext auch sehr gegenwartsbezogene Erlebnisse und Erfahrungen geboten werden. Sie zeigten dem oft überraschten und immer begeisterten Publikum, wie aktuell die Forderungen unserer Hymne und anderer politischer Lieder Hoffmanns sind.
So begann die Veranstaltungsreihe Anfang April bewusst mit einer Ausstellung besonderer Art. Die Künstlergruppe „10 KW – 10 Künstler Wolfsburgs“ mit Marek Benczewski, Eimo und Ingrid Cremer, Renate Gallasch, Yoko Haneda, Irene Heimsch, Paul Kaminski, Rosi Marx und Doris Weiß faszinierte das Museumsteam und seine Besucher mit künstlerisch auf unterschiedliche Weise gestalteten Gedanken zur dritten Strophe des Liedes der Deutschen.

Einen Schwerpunkt bildete eine abwechslungsreiche Konzertreihe. Das Thema „Politische Lieder heute“ mit fünf musikalischen Vorträgen und Konzerten erfuhr eine große Medien- und vor allem Publikumsresonanz. Ende April gastierte das Duo „Lyrik & Musik“, Hans-W. Fechtel und Bernhard Selker, mit seinen Interpretationen der Texte von Hoffmann von Fallersleben und Kurt Tucholsky im Schloss Fallersleben. „Das politische Lied ist mausetot!“, so nannte im Mai der Hamburger Liedermacher Kai Degenhardt seinen Vortrag über die Geschichte dieser bewegenden Kunstform und präsentierte Eigenkompositionen und Lieder seines Vaters Franz Joseph Degenhardt. Michael Zachcial von den „Grenzgängern“ brachte im Juni seine Vertonungen politischer Lieder Hoffmanns von Fallersleben zu Gehör. Nach einer Sommerpause folgten drei Konzerte in Kooperation mit dem „Hallenbad – Kultur am Schachtweg“: Im September begeisterte in einem SoloprogrammKonstantin Weckernicht nur mit Klassikern des politischen Liedes wie „Willy“, er war mit seinen Gedichten und Liedern, mit Alltagsbeobachtungen und beim wichtigen Thema Liebe ganz nah am heutigen Wolfsburger Publikum. Und passend zum Motto der Veranstaltungsreihe „Ein Lied für unsere Gegenwart“ kommentierte der erfolgreiche und engagierte Liedermacher mit dem Song „Ich habe einen Traum“ die aktuelle Flüchtlingsdebatte. In der intimen und schönen Atmosphäre des Galerietheaters trat im Oktober der Autor, Musiker und Schauspieler Hans-Eckardt Wenzel auf. Mit großer stimmlicher wie mimischer Wandlungsfähigkeit und musikalischer Vielseitigkeit (Gitarre, Klavier, Akkordeon) erzählte der Berliner Künstler den unter anderem aus der Bundeshauptstadt und Hamburg angereisten Gästen von deutsch-deutscher Vergangenheit und Gegenwart. Ein weiterer Höhepunkt war das Konzert von Dominik Plangger Ende Oktober im „Hallenbad“. Der im italienischen Südtirol geborene Singersongwriter wurde von der Violinistin Claudia Frenzl begleitet, beide nahmen das Publikum mit auf eine von unterschiedlichen kulturellen Einflüssen beeinflusste musikalische Reise durch die Alpen und weit darüber hinaus. Auch dieser Programmpunkt fand weit über Wolfsburg hinaus Beachtung, so waren Fans aus den Niederlanden, Lüneburg und Braunschweig dabei.
Die Besucher kamen ebenso zu den klassischen Angeboten in das Museum im Schloss Fallersleben: zu Themenführungen in der modernen Dauerausstellung oder in die in Zusammenarbeit mit der Hoffmann-von-Fallersleben-Gesellschaft gezeigte Sonderausstellung zu „Fallersleber Hoffmann-Gedenktagen im Wandel der Zeit“. Große Freude bereitete hunderten Teilnehmern und Besuchern das Mitsing-Chorkonzert am 28. August, das von fünf Wolfsburger Chören mit großem Engagement im Schlosshof gestaltet wurde. Reger Andrang herrschte gleichfalls im Oktober bei der Sonderausstellungseröffnung und am Aktionstag für die Herausgabe der Sonderbriefmarke und Sondermünze zu diesem bedeutenden Anlass „175 Jahre Das Lied der Deutschen“.

Mehr als 26.000 Besucher in 2016


Ein sehr diskussionsfreudiges Publikum fand im November der ehemalige Präsident des Niedersächsischen Landtages Jürgen Gansäuer bei seinem Vortrag mit dem provokanten Titel „Was ist deutsch?“, der dem kulturellen wie politischen Konstrukt der deutschen Nation nachspürte, aber auch derzeitige Entwicklungen in unserem Land, in Europa und den USA kritisch hinterfragte. Das Jubiläumsjahr beschlossen im Dezember zwei Schüler-Workshops, in denen sich alles um „Das Lied der Deutschen“ drehte: In einem Rap-Kurs mit Sebastian Kern und Bastian Zimmermann lernten Jugendliche der Realschule Fallersleben beispielsweise Hoffmann von Fallersleben als singenden Freiheitskämpfer kennen und waren aufgefordert, eigene Songtexte zu sie bewegenden Themen zu schreiben.
Am Ende dieses vom Lüneburgischen Landschaftsverband geförderten, in der Vielfalt und Intensität sicher ungewöhnlichen Jubiläumsprogrammes zieht Museumsleiterin Bettina Greffrath eine durchweg erfolgreiche Bilanz: „Am Jahresende konnten mein engagiertes Team und ich uns über die Rekordbesucherzahl von weit mehr als 26.000 Gästen und über viele positive Rückmeldungen und begeisterte Einträge im Besucherbuch des Museums freuen“. Daneben konnte das Bildungsangebot weiter erfolgreich ausgebaut werden: Rund 110 Gruppen besuchten das Hoffmann-Museum, fast 90 davon wurden museumspädagogisch betreut, hiervon waren mehr als ein Drittel Schulklassen, die oft mehrtägige, ganz besondere Lernerlebnisse mitnahmen.

Auch 2017 spannende Ausstellungen


Auch 2017 erwartet die Museumsbesucher ein abwechslungsreiches Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm zur deutschen Geschichte des 19. Jahrhunderts bis heute: Ab 17. März mit einer kleinen Ausstellung zum Thema „Auswanderungen im 19. Jahrhundert“ und ab 19. Mai unter dem Titel „ Oh, eine Dummel!“ mit einer Wanderausstellung zum Thema „Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit in Karikatur und Satire“. Ab 22. August beleuchtet dann die Ausstellung „Hoffmann und die Brüder Grimm“ eine ganz besondere „Freundschaft in bewegten Zeiten“. Diese Ausstellung stimmt bereits ein auf ein internationales Symposion, das das Hoffmann-Museum in Zusammenarbeit mit der Hoffmann-von-Fallersleben-Gesellschaft und dem Institut für Germanistik der TU Braunschweig vom 15. bis 17. September veranstaltet. Es steht unter dem Titel „August Heinrich Hoffmann von Fallersleben - Dichtung, Philologie und Kulturtransfer zwischen Romantik und Vormärz.


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