Niedersachsen. Seit Anfang des Jahres sind die Preise für Holz in ganz Deutschland dramatisch gestiegen. Während einige Handwerker gar kein Material mehr geliefert bekommen, müssen sich andere auf lange Lieferzeiten einstellen. Betroffen von der derzeitigen Situation sind vor allem alle holzverarbeitenden Betriebe wie Zimmerleute, Schreiner und Dachdecker. Auch in unserer Region machen sich die Engpässe bereits bemerkbar.
Die Dachdeckerei Linde aus Wolfenbüttel hat vorgesorgt. Seit Wochen wurden verstärkt Vorräte eingekauft, um sicherzustellen, dass auch in zwei bis drei Monaten noch Dächer gedeckt werden können, wie Dachdeckermeister Uwe Linde im Gespräch mit regionalHeute.de berichtet. Dabei habe auch er den Preisanstieg gemerkt. Der Holzpreis habe sich in Deutschland mehr als verdoppelt. Nun ist nichts mehr da, was gekauft werden kann. Bis August/September muss mit dem vorhandenen Material ausgekommen werden. Doch nicht nur die Dachlatten seien das Problem, so Linde weiter. Auch Dämmmaterial sei knapp oder schlicht nicht lieferbar. Unter einer Lieferzeit von bis zu sechs Wochen für Dachlatten und acht bis zwölf Wochen für Dämmstoffe laufe nichts. Und selbst dann müssten die Materialien, die zu den doppelten bis dreifachen Preisen verkauft werden, vorbestellt werden.
Dabei sei es nicht so, dass das Holz nicht da ist. Die Holzindustrie liefere die Ware jedoch nach Amerika und China. Denn vor allem aus Nordamerika komme eine hohe Nachfrage. Durch den starken Wintereinbruch in den USA sei zudem zu wenig Holz geschlagen worden, wie aus einem Artikel des "DD/H Das Dachdecker Handwerk" hervorgeht. Weitere Ursachen seien demnach ein pandemiebedingter Rückgang der Holzverarbeitung und eine große Vernichtung von Fichtenwäldern durch Schädlinge in Kanada, wodurch die USA ebenfalls weniger Holzlieferungen bekommen. Hinzu komme ein weltweiter Bauboom und Renovierungsprojekte, die auch das Bauen mit dem nachhaltigen Baustoff forcieren.
Verunsicherung der Bauherren
Auch die Niedersächsischen Landesforsten (NLF) berichten von einer wachsenden Beliebtheit des nachwachsenden Rohstoffes beim Bauen. Gegenüber der Verwendung von herkömmlichen Baustoffen weise Holz eine positive Klimabilanz auf, so die Landesforsten auf Anfrage von regionalHeute.de. Dennoch könnte der derzeitige Mangel an Bauholz zu Kostensteigerungen und teilweise zu Verunsicherungen der Bauherren führen, die sich dann gegebenenfalls gegen Holz als Baustoff entscheiden könnten. "Es wäre misslich, wenn das Bauen mit Holz hierdurch wieder weniger beliebt würde", so Mathias Aßmann von den Niedersächsischen Landesforsten. Denn Ziel der NLF - insbesondere bei der Wiederbewaldung der in den letzten drei Jahren geschädigten Waldflächen – ist es, auch dafür Sorge zu tragen, dass der Wald zukünftig nicht nur Lebensraum zahlreicher Arten und Erholungsraum für alle Menschen ist, sondern auch nachhaltig den Rohstoff Holz liefert.
Auf die derzeitige Lage in der Holzindustrie haben die NLF jedoch keinen Einfluss. Denn bei dem Holz, das dort versteigert wird, handele es sich überwiegend um qualitativ hochwertige Laubhölzer und in geringerem Umfang auch Nadelhölzer, die zu hochwertigen Holzprodukten wie Furnieren, Möbelstücken, Musikinstrumenten oder Holzfenstern verarbeitet werden. Ein sachlicher Zusammenhang zwischen den versteigerten Hölzern und dem derzeitigen Mangel an Bauholz bestehe also nicht. Sollte die Lage weiterhin angespannt bleiben, könnte Kurzarbeit in den Betrieben die Folge sein. Damit würde auch der letzte wirtschaftliche Bereich in Coronazeiten niedergemacht werden, fürchtet Uwe Linde.
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