München/Berlin. Der Chef des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, hat der harschen Kritik von Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger an der Bundesregierung in Teilen zugestimmt. "Herr Dulger mahnt allerdings zu Recht an, dass die Ampel ein überzeugendes Konzept für Wirtschaftswachstum vorlegen müsste, das den aktuellen Herausforderungen wie Arbeitskräftemangel, Energieverknappung und Strukturwandel in der Industrie gerecht wird", sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstagsausgaben).
Fuest wies darauf hin, dass die unterschiedlichen Konzepte der Koalitionspartner aus seiner Sicht nicht zusammenpassten. "Während das grün geführte Wirtschaftsministerium explizit argumentiert, dass allgemeines Wirtschaftswachstum keine Priorität hat und Klimaschutz wichtiger sei, setzt das gelb geführte Finanzministerium eher auf Wachstum", erklärte Fuest. Die Folge sei, dass eine "überzeugende wirtschaftspolitische Agenda" fehle.
Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger hatte am Dienstagabend das Agieren der Bundesregierung ungewöhnlich scharf kritisiert. Die Unternehmen hätten das Vertrauen in die Bundesregierung verloren, so Dulger vor Journalisten. "Es kommt einfach nichts." Deutschland müsse wieder funktionieren. "Das wünschen wir uns, das wollen wir. Und uns und vor allem meinen Landesverbänden reißt mittlerweile der Geduldsfaden", hatte er erklärt.
Fuest nahm die Bundesregierung hingegen auch in Schutz. "Die Ampel war in den letzten beiden Jahren mit akuten Krisen konfrontiert und hat im Krisenmanagement durchaus Erfolge vorzuweisen. Dazu gehört, dass es nicht zu einer Gasmangellage gekommen ist", so der Wirtschaftswissenschaftler.
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