Region. Laut einer Mitteilung der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt Braunschweig-Goslar sind in der Region noch viele Lehrstellen in der Baubranche unbesetzt. Rund ein Drittel der Ausbildungsplätze konnten nicht vergeben werden. Die IG BAU Braunschweig-Goslar befürchtet einen Fachkräftemangel und fordert eine bessere Vergütung nach der Ausbildung.
Das neue Ausbildungsjahr startet – doch viele Firmen suchen weiterhin Nachwuchs: In der Region Braunschweig seien von insgesamt rund 6.400 gemeldeten Ausbildungsstellen aktuell noch 2.120 Plätze zu vergeben. Das teilt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt mit und beruft sich dabei auf Zahlen der Arbeitsagentur. Die IG BAU Braunschweig-Goslar warnt vor einer Verschärfung des Fachkräftemangels, sollte ein Großteil der Stellen unbesetzt bleiben – und ruft Berufsstarter dazu auf, sich insbesondere in der Baubranche umzusehen. Laut Arbeitsagentur sind bei Hoch- und Tiefbauunternehmen in Niedersachsen derzeit noch rund 890 Plätze frei. Das entspricht rund 56 Prozent aller gemeldeten Ausbildungsstellen in der Branche.
„Die Corona-Pandemie ist insgesamt am heimischen Ausbildungsmarkt nicht spurlos vorbeigegangen. Teils bieten Firmen weniger Plätze an oder fahren die Lehre ganz zurück. Auch der Berufsschulunterricht kann nicht überall wie gewohnt stattfinden. In vielen Bereichen bewerben sich aber auch deutlich weniger Schulabgänger“, sagt Karl- Heinz Ehrenberg, Bezirksvorsitzender der IG BAU Braunschweig-Goslar. Doch jeder Azubi, der jetzt fehle, sei in drei Jahren eine dringend gebrauchte Fachkraft weniger. Besonders das Baugewerbe müsse angesichts der anhaltend hohen Auftragslage – vom Wohnungs- bis zum Gleis- und Straßenbau – noch mehr Berufsanfänger für sich gewinnen.
Dabei stünden Bau-Azubis im Branchenvergleich in puncto Bezahlung an der Spitze, wie eine Untersuchung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zeigt. Ein angehender Maurer kommt demnach im ersten Ausbildungsjahr auf 890 Euro pro Monat. Im zweiten Jahr liegt die Vergütung bei 1.230 Euro, im dritten sind es 1.495 Euro. Im Anschluss an den Gesellenbrief können sich Beschäftigte fortbilden und es bis zum Polier oder Bauleiter bringen.
Nach der Ausbildung ist Schluß
Viele Fachleute verließen jedoch nach der Ausbildung ihren Baubetrieb, so die Gewerkschaft – vor allem wegen harter Arbeitsbedingungen und den oft langen, aber unbezahlten Fahrzeiten zu den Baustellen. „Es kommt darauf an, den Bau auch nach der Ausbildung attraktiver zu machen. Gerade die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist hier wichtig“, betont Carsten Burckhardt vom IG BAU-Bundesvorstand.
Deshalb fordert die Gewerkschaft in der laufenden Tarifrunde für die Branche eine Entschädigung der Wegezeiten, 5,3 Prozent mehr Einkommen und den Angleich der Ost- an die Westlöhne. Die Arbeitgeber hätten in den Tarifverhandlungen bis Ende September die Chance, die Branche für die Zukunft aufzustellen. „Ohne höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen wird es kaum gelingen, die enorme Nachfrage nach neuen Wohnungen, sanierten Straßen und energetischen Gebäudesanierungen in den kommenden Jahren zu bewältigen“, so Burckhardt.
Zahlen der Region:
In Salzgitter sind laut IG BAU von insgesamt rund 660 gemeldeten Ausbildungsstellen aktuell noch 200 Plätze zu vergeben. Im Landkreis Goslar sind 310 von insgesamt rund 760 Ausbildungsstellen unbesetzt, im Landkreis Helmstedt 180 Lehrstellen von rund 470 frei, im Landkreis Wolfenbüttel 110 von 300, in Wolfsburg sind 220 von rund 1.240 gemeldeten Ausbildungsstellen frei, im Landkreis Peine 210 von insgesamt 480, im Landkreis Gifhorn 330 von 780 gemeldeten Ausbildungsstellen und in Braunschweig sind von insgesamt rund 1.730 gemeldeten Plätzen aktuell noch 560 Plätze zu vergeben.
Informationen rund um die Bau-Ausbildung und freie Plätze vor Ort gibt online es bei den Sozialkassen der Bauwirtschaft (SOKA-BAU).