IG Metall Kampfansage wegen VW-Werksschließungen: Zukunft statt Kahlschlag

Die IG Metall droht Warnstreiks an, sollte es zu keiner Einigung kommen.

Thorsten Gröger, Verhandlungsführer der IG Metall bei Volkswagen. (Archiv)
Thorsten Gröger, Verhandlungsführer der IG Metall bei Volkswagen. (Archiv) | Foto: Rudolf Karliczek; Axel Otto

Hannover. Im Rahmen der laufenden Tarifverhandlungen zwischen der IG Metall und Volkswagen hat sich Thorsten Gröger, Verhandlungsführer der IG Metall bei Volkswagen, in einer kämpferischen Rede an die Belegschaft gewandt. Bei einer Kundgebung am Verhandlungstag machte Gröger deutlich, dass die Gewerkschaft entschlossen gegen die Pläne des VW-Managements vorgeht, die Beschäftigungssicherung aufzukündigen und Werke zu schließen. Er bezeichnete die geplanten Maßnahmen als „Tabubruch“ und kündigte erbitterten Widerstand an.



Vor den versammelten Kolleginnen und Kollegen betonte Gröger, dass die Belegschaft geschlossen hinter der IG Metall stehe und sich nicht spalten lasse. Er erinnerte an die Ankündigung von VW-Markenchef Thomas Schäfer, wonach Werke geschlossen und Arbeitsplätze abgebaut werden sollen, und kritisierte scharf die Art und Weise, wie die Belegschaft über diese Entscheidungen informiert wurde: „Im Champagnerkreis des Top-Managements hat Schäfer zuerst die oberen fünf Prozent der Belegschaft darüber unterrichtet.“

Gröger unterstrich, dass solche radikalen Schritte nicht mit den Interessen der Beschäftigten vereinbar seien, die seit Jahrzehnten maßgeblich zum Erfolg des Unternehmens beigetragen hätten. „Jahrzehntelang war klar: Bei Volkswagen werden die Probleme mit und nicht gegen die Beschäftigten gelöst“, sagte Gröger. Die Pläne des Managements, nicht nur die Beschäftigungssicherung, sondern auch andere tarifliche Vereinbarungen wie die Übernahme der Auszubildenden und die Regelungen zur Leiharbeit zu kündigen, bezeichnete er als „krasse Fehlentscheidung“. Besonders in Krisenzeiten sei es wichtig, den Schutz der Arbeitsplätze zu bewahren: „Es braucht eine Jobgarantie nicht nur für Schönwetterzeiten, sondern gerade, wenn es schwierig wird.“

Der Gewerkschaftsführer verwies auf die Verantwortung des Managements für vergangene Fehlentscheidungen, wie den Dieselskandal, und stellte klar, dass diese Last nicht auf den Schultern der Beschäftigten abgeladen werden dürfe. „Mit Angst macht man keine Zukunft – mit Angst zerstört man Zukunft“, sagte Gröger und forderte ein „positives Zukunftskonzept“ seitens des Unternehmens.

Warnstreikt ab Dezember möglich


Die Verhandlungen mit Volkswagen verlaufen in einem angespannten Klima. Die IG Metall fordert in diesem Jahr nicht nur den Erhalt aller Standorte und eine Verlängerung der Beschäftigungssicherung über das Jahr 2030 hinaus, sondern auch eine Lohnerhöhung um 7 Prozent sowie eine zusätzliche Zahlung von 170 Euro für Auszubildende. Gröger stellte klar, dass diese Forderungen trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage des Unternehmens nicht verhandelbar seien: „Eure Geldbeutel sind in Zeiten der Höchstinflation unter Druck geraten, nicht die des Managements und der Aktionäre.“

Abschließend wies Gröger darauf hin, dass die Geduld der Belegschaft endlich sei und Warnstreiks ab dem 1. Dezember drohen könnten, falls das Management nicht auf die Forderungen der IG Metall eingehe. „Wenn es nötig ist, dann stehen an Volkswagen-Standorten zehntausende vor den Werkstoren und auf den Straßen. Der Winter kommt – und wir werden dann, wenn nötig, dem Vorstand richtig einheizen!“, so Gröger.

Weil spricht sich gegen Werksschließungen aus


Parallel zur Rede Grögers hatte sich auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil gegen die Schließung von VW-Werken ausgesprochen. In einer Regierungserklärung hatte er deutlich gemacht, dass Standortschließungen keine Lösung für die Herausforderungen des Unternehmens seien.



Die kommenden Wochen dürften für Volkswagen entscheidend sein, denn die Belegschaft hat klargemacht, dass sie geschlossen hinter den Forderungen der IG Metall steht. Es bleibt abzuwarten, ob das Management auf die Kritik reagiert oder ob es tatsächlich zu massiven Arbeitskämpfen kommen wird.


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