"Ihr Paket wurde verschickt": Gefährliche SMS kann das Handy fernsteuern

Eine vermeintliche Paketbenachrichtung dient Betrügern zum Ausspähen von Daten. Schlimmer noch: Der Klick auf einen Link macht das Smartphone selbst zum Werkzeug für weitere Straftaten.

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Manche Handys sind selbst in der Lage, die eingehenden Nachrichten als Spam zu identifizieren. Die SMS enthalten immer Variationen einer Paketbenachrichtung.
Manche Handys sind selbst in der Lage, die eingehenden Nachrichten als Spam zu identifizieren. Die SMS enthalten immer Variationen einer Paketbenachrichtung. | Foto: Marvin König

Region. Bereits seit Ende Januar berichtete das Landeskriminalamt Niedersachsen von einer "ungewöhnlichen" Betrugsmasche. Per SMS werden Links zu einer vermeintlichen Paketverfolgung verschickt. Klicken die Nutzer auf den Link, haben die Betrüger nicht nur Zugriff auf die Handydaten. Das "infizierte" Telefon beginnt selbst, hunderte Betrugs-SMS an alle möglichen Nummern zu versenden und wird so zum Werkzeug für weitere Straftaten.


Immer häufiger auftauchende Warnungen in den sozialen Medien belegen, dass das "Schneeballprinzip" dieser Betrugsmasche ungeahnte Ausmaße angenommen hat. Tim Holzhausen, Sprecher der Polizeidirektion Braunschweig bestätigt, dass es sich um ein "bundesweites Phänomen" handele. "Die Täter nutzen scheinbar derzeit die Corona-Pandemie aus, in der viel online bestellt wird. So ist es sehr wahrscheinlich, auf Personen zu treffen, die einer solchen SMS glauben, da sie selbst Pakete erwarten", informiert das LKA.

Nicht auf den Link klicken


Die Nachrichten enthalten stets Variationen von Mitteilungen zur Paketverfolgung. Das LKA berichtet so zum Beispiel von "Ihr Paket wurde verschickt, bitte überprüfen und akzeptieren Sie es: (Link)." Ein Redakteur von regionalHeute.de empfing mehrere SMS mit dem Inhalt "Ihr Paket kommt an, verfolgen Sie es hier: (Link)". Auch eine Variation mit "Ihr Paket wurde zugestellt" sei im Umlauf. Die Links sind dabei immer unterschiedlich, ebenso die Rufnummern, von denen diese versandt werden. "Durch Klicken auf den Link kann es sein, dass Schadsoftware installiert wird. Es kann auch dazu kommen, dass das Handy ferngesteuert wird. Das kann weitere Straftaten zur Folge haben", berichtet Holzhausen.

Das LKA warnt, grundsätzlich nicht auf Links von unbekannter Stelle zu klicken: "Sollten Sie den Absender tatsächlich kennen, fragen Sie auf alternativem Weg nach, was sich hinter dem Link verbirgt und ob der Versand beabsichtigt war." Nutzer von Android-Smartphones können vorbeugen, indem Sie die Installation von Apps aus unbekannten Quellen blockieren. Je nach Android-Version ist diese Einstellung jedoch in einem anderen Untermenü in den Einstellungen verborgen. Nutzer können die Suchfunktion in den Einstellungen nutzen. Nach der Eingabe von "unbek" in der Suchleiste sollte die entsprechende Einstellung angezeigt werden. Alternativ kann nach "Quellen" gesucht werden, um die Funktion "App aus externen Quellen installieren" zu finden. Eine gute Nachricht: Nutzer von Apple-Geräten seien laut LKA voraussichtlich nicht betroffen. Dennoch sollten auch sie nicht auf den Link klicken.

Was ist zu tun, wenn es zu spät ist?


Als Sofortmaßnahme sollten Nutzer, die auf den Link geklickt haben, ihr Handy sofort in den Flugmodus schalten. So kann der Empfang und das Versenden weiterer SMS unterbunden werden. Weiterhin sollte der Provider informiert und eine sogenannte "Drittanbietersperre" eingerichtet werden. "Prüfen Sie, ob durch die SMS bereits Kosten zu Ihrem Nachteil verursacht wurden. Gegebenenfalls können Sie einen Kostennachweis bereits beim Provider einholen."

Zur weiteren Prüfung, so das LKA, sollte das Handy im "abgesicherten Modus" neu gestartet werden um zu prüfen, welche Apps zuletzt installiert worden sind. Diese Apps können dann entfernt und das Smartphone neu gestartet werden. Je nach Anbieter wird das Handy mit unterschiedlichen Tastenkombinationen in den abgesicherten Modus gebracht. Das LKA gibt hierzu auf seiner Website weiterführende Informationen.

"Anzeige ist immer sinnvoll"


Die Polizeidirektion Braunschweig und das LKA raten, auf jeden Fall Anzeige zu erstatten. "Eine Anzeige ist immer sinnvoll. Gerade, wenn ein Schaden eingetreten ist. Das Landeskriminalamt erkennt dann möglicherweise auch die Muster und wie weit das letztendlich geht und verfügt über Kontakte zum BKA für die bundesweite Ermittlung." Holzhausen erklärt, dass man mit dem betroffenen Telefon zu jeder beliebigen Polizeidienststelle gehen könne. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Polizei darum bittet, das Handy kurzfristig an sich zu nehmen. Im schlimmsten Falle müsse das Telefon jedoch auf Werkseinstellungen zurückgesetzt werden. "Dann sind leider alle Daten weg", so Holzhausen abschließend.


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