Berlin. Angesichts des milliardenschweren Defizits in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) werden erste Forderungen laut, die Leistungen spürbar zu kürzen. "Die steigenden Gesundheitsausgaben bringen das System schon jetzt an seine Grenzen", sagte IKK-Chef Ralf Hermes dem "Handelsblatt".
"Leistungskürzungen dürfen deswegen kein Tabu sein, sondern sind alternativlos." Diese fordert er in drei Bereichen: zahnärztliche Behandlungen, Zahnersatz und Homöopathie. "Der Lage angemessen wäre es, die komplette zahnärztliche Versorgung aus dem Leistungskatalog zu streichen", sagte Hermes. Für zahnärztliche Behandlungen gab die GKV vergangenes Jahr knapp 13 Milliarden Euro aus, darunter fallen Zahnfüllungen, Wurzelkanalbehandlungen und Vorsorgeuntersuchungen.
Dieser Bereich sei "stark durch Prävention beeinflussbar", so Hermes. Wer sich im Wesentlichen zweimal am Tag "ordentlich" die Zähne putze, bekomme fast keine Probleme, fügte er hinzu. Ausnahmen seien für ihn unverschuldete Unfälle und schwere Erkrankungen, die weiterhin von der GKV übernommen werden sollten. Versicherten bliebe die Möglichkeit, "sich privat abzusichern".
Ähnlich sei es beim Thema Zahnersatz, für den die GKV im vergangenen Jahr knapp vier Milliarden Euro ausgab. Dass die Kassen weiterhin homöopathische Leistungen übernehmen, sei für ihn ebenfalls unverständlich und solle gestrichen werden, so der IKK-Chef. Die Ausgaben für diesen Bereich seien allerdings lediglich im einstelligen Millionenbereich. "Statt diese Kosten tragen zu müssen, sollten die Kassen das Thema Prävention stärker in den Blick nehmen", so Hermes.
Eine "ungesunde Lebensweise" verursache viele Krankheiten im Alter, die sich vermeiden ließen.
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