Im Restaurant Athen gibt es originale griechische Küche

von Andreas Molau




Kulinarisch38 besuchte das Restaurant Athen auf der Gliesmaroder Straße in Braunschweig und entdeckte damit ein tolles kulinarisches Projekt.


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Nikolaos und Petra Patsiaouras sorgen im Restaurant Athen für originale griechische Küche.[/image]

Menschen, die sich mit Lebensmitteln beschäftigen, sind kreativ. Jedenfalls, wenn sie das ernsthaft tun und mit Herzblut. Deshalb vielleicht gibt es auch gerade hier einen großen Anteil solcher, die vorher in ihrem Leben ganz andere Dinge getan haben. Werbefachleute, Arzthelfer, Archäologen – wir haben bei Kulinarisch38 schon manche Biografieumbrüche kennengelernt, die ins Kulinarische mündeten. Bei Petra und Nikolaos Patsiaouras ist das genau so. Wenn sich eine Chemielaborantin aus Braunschweig und ein Bauingenieur aus Griechenland treffen, dann tippt man nicht automatisch darauf, dass die beiden ein Restaurant führen. Noch dazu so eins. Das Athen in der Gliesmaroder Straße ist nämlich ein gutes Beispiel dafür, dass griechische Küche mehr als nur Gyros mit Pommes darstellt. Viel mehr, meint Nikolaos Patsiaouras, den seine Stammgäste einfach Niko nennen.

Kein Markt für Bauingenieure

Das fein geschnittene Fleisch sei in seinem Heimatland eigentlich mehr ein Imbiss, das zwischen zwei Brothälften geschichtet werde, erklärt er. Wie eine Bratwurst auf die Faust. Gutes Essen ist, wie die Philosophie »Made in Griechenland«. Und eine Leidenschaft dafür hatte Nikolaos Patsiaouras schon immer. Während des Abiturs hatte er sich bereits ein paar Drachmen beim Kellnern verdient. Und auch nachdem es ihn zum Studium des Bauwesens nach Braunschweig gezogen hatte, war das Restaurant ein steter Begleiter seines Lebens, erinnert sich der ruhig wirkende Mann. Er erzählt von der Zeit, als es für Bauingenieure keinen Markt gab. In Hellas kaum eine Zukunft. Nikolaos Patsiaouras steckte aber nicht den Kopf in den Sand, sondern packte an.


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Nach der Umgestaltung gibt es mehr Licht im Restaurant Athen.[/image]

Leidenschaft für die Gastronomie

Bis 1989 als Kellner im Athen, das dort seit 1983 besteht, danach übernahm er den Laden zusammen mit seinem Bruder und dessen Frau. Ein echter Familienbetrieb. Nikolaos Patsiaouras lernte seine Frau Petra kennen und Braunschweig wurde eine zweite Heimat für ihn. In der Zeit nach dem Studium, als es wirtschaftlich schwierig war, konnte sie die Familie mit ihrem Job über Wasser halten. Dann kamen drei Kinder und als Gastronom die ersten Erfolge. Als es sich abzeichnete, dass der Bruder mit seiner Familie in die Heimat zurückkehren würde, stand für Petra Patsiaouras fest, dass sie den Job in der Küche übernehmen würde. Einfach sei das nicht gewesen. »So ein bisschen habe ich mich wie eine Kuh auf dem Eis gefühlt, der man sagt, sie müsse Schlittschuh laufen«, lacht sie.

Ein Familienbetrieb

Bei ihrer Schwägerin lernte sie nicht nur die originale griechische Küche, sondern vor allem auch, wie man so einen Abend in der Großküche organisiert. »Das war das Schwierigste an der ganzen Sache. Unterschiedliche Essen zur gleichen Zeit fertigzubekommen. Alles im Zeitplan zu halten, damit die Gäste zufrieden sind«, erinnert sie sich. Nikolaos Patsiaouras selbst arbeitet zwar hauptsächlich im Service. Mit guten Tipps aus der heimischen Küche ist er aber immer für seine Frau da. Und diese Küche, wie den griechischen Wein liebt er. »Es ist schade, dass unsere Küche oft so verpönt ist. Dabei steht sie der italienischen überhaupt nicht nach«, beteuert er.


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Kulinarische Vielfalt im Athen

Besonders liebt Nikolaos Patsiaouras die Vielfalt. Ob Gemüse, Gebackenes, Eintöpfe oder Gegrilltes, Fisch oder Fleisch: In jeder Region Griechenlands gebe es unterschiedliche Spezialitäten, überall würze man etwas anders. »Im Norden geht es zum Beispiel kräftiger zu«, erklärt er. Er erzählt von den Vertreibungen der Griechen durch die Türken von der kleinasiatischen Küste Anfang der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts. Dort siedelten seit der Antike Hellenen. »Die haben die kräftigeren Gewürze vor allem ins nördliche Griechenland gebracht.« Vor ein paar Jahren beschlossen die beiden, diese Vielfalt ins Restaurant zu bringen. Das Athen wurde renoviert. Größere Fenster zur Straße eingesetzt. Nun dominieren helle Farben. »Früher liebte man die Gemütlichkeit mit den Butzenfenstern. Aber da hat sich der Geschmack eben geändert«, so Nikolaos Patsiaouras. Mit der Renovierung kam dann auch die offene Karte. Neben den für deutsche Verhältnisse üblichen Gerichte gab es nun etwa Gemüseplatten aus dem Ofen, Lammhaxe und mehr. Petra Patsiaouras experimentiert freudig mit Zutaten und Rezepten.

Slow Food auf griechisch

Am liebsten sei es ihm, wenn man sich der originalen griechischen Küche so weit wie möglich annähern könnte, schwärmt Nikolaos Patsiaouras. Das sei ein Prozess. Und wer mit ihm spricht, hat keinen Zweifel, dass er genug Energie hat, um seinen Weg konsequent weiterzuführen. Mit seiner Frau erscheinen die beiden wie ein ideales Team. Die Kinder kümmern sich um die grafische Gestaltung und Werbung und das Athen ist schließlich aktiv in den sozialen Netzwerken. In der Löwenstadt ist es noch ein Geheimtipp für eine echte griechische Küche. Wer hätte gedacht, dass so ein tolles Projekt entsteht, wenn sich eine Chemielaborantin und ein Bauingenieur zusammentun. Im Athen sind Slow Food und Qualität selbstverständlich. Nicht umsonst gibt es das griechische Sprichwort: »Η βιάση ψήνει το ψωμί, μα δεν το καλοψήνει.« Eile backt das Brot. Aber sie backt es schlecht.

Restaurant Athen Gliesmaroder Straße 105, 38106 Braunschweig Telefon: 0531 345602