Seit einiger Zeit gibt es mit dem Sultana in Braunschweig ein syrisches Restaurant, das leckere Gerichte auf den Tisch bringt.
Wer »Syrer« hört, denkt zuerst an Flucht. An Flüchtlinge. Syrien steht für Bürgerkrieg, Zerstörung, Gewalt. Und Aleppo erst recht. Die Stadt verdichtet all das Grauen, das uns nur ganz abstrakt jeden Tag über die Nachrichtenkanäle erreicht. Aber hinter den Flüchtlingen stehen Menschen. Hinter den zerstörten Städten Geschichte. Aleppos Altstadt ist von der UNESCO 1986 zum Weltkulturerbe ernannt worden. Aber menschlicher Irrsinn hat die Stadt ebenso zerstört, wie Braunschweig vor über 70 Jahren. Die Menschheit lernt nur wenig dazu, scheint es. Und so ist es nur ein Bild, das im Eingang des Restaurants Sultana in Braunschweig zur unversehrten Zitadelle Aleppo hochführt. Anas Sawas hat dieses Restaurantprojekt für die Löwenstadt realisiert und er zeigt damit, dass syrische Kultur mehr als das ist, was wir tagtäglich hören. Inzwischen hat der frühere IT-Berater seine Familie nach Deutschland geholt und bewirtet seit einiger Zeit seine Gäste. Oben im Erdgeschoss hat er freundlich, helle Gasträume geschaffen. Unten, im Gewölbekeller geht es gemütlich zu. Dort ist auch Platz für große Familienfeiern.
Am besten probieren im Sultana
Die Karte ist angenehm klein. Man wird nicht mit gefühlten hunderttausend Gerichten belästigt, die am Ende doch nur die Variation des Immergleichen sind. Ich wähle das Überraschungsmenü. Mit den Namen kann ich sowieso nichts anfangen. Also ist eine kulinarische Entdeckungsreise angesagt. Und die lohnt sich. Vorweg gab es, nach einem Gruß aus der Küche, eine Linsensuppe, leicht cremig und wie alles andere mit Gewürzen, die den Gaumen überraschen. Kreuzkümmel und Koriander schmecke ich heraus. Der Rest kann gelegentlich erfragt werden. Aber Schönheit braucht wie guter Geschmack keine Namen. Und so kann und sollte man die Spezialitäten des Sultana-Tellers genießen. Spieße und vor allem verschiedene Hackfleischvariationen, die in Syrien offenbar gern in Teig eingebacken werden dazu ein frischer Salat. Ursprünglich wird in einem syrischen Restaurant gemeinsam eine Auswahl an Vorspeisen und Hauptspeisen bestellt. So jedenfalls steht es in einem Reisebericht, den ich mir vorher zur Hand genommen habe. Und so sieht dann auch der Teller aus, bei dem die Auswahl hier für jeden Gast allerdings einzeln mit leckeren Hummusdips serviert wird.
Ohne Alkohol geht’s auch
Während sich Anas Sawas hier an hiesige Esstraditionen angepasst hat, ist er in einem anderen Bereich konsequent. Es gibt im Sultana kein Alkohol. Weder Bier noch Hochprozentiges aus Anis. Während für die früher in Aleppo zahlreich lebenden Christen Spirituosen kein Problem darstellen, ist für Muslime das Trinken dieser Getränke bekanntlich tabu. Das ist aber nicht der entscheidende Grund für Anas Sawas, auf Alkohol für seine Gäste zu verzichten. Er möchte die Aleppo-Spezialitäten so servieren, wie das zu Hause üblich ist. Und da trinkt man eben etwas anderes. »Wir möchten, dass unsere Gäste möglichst erstklassig mit den originellen Speisen bedient werden. Und wir wollen uns nicht wegen eines wirtschaftlichen Vorteils durch den Verkauf von Alkohol in unserer Küche verbiegen, indem wir unseren Gästen etwas anbieten, bei dem wir eine klare Nullnummer sind. Bei einem Italiener kennt man sich mit Wein aus. Bei uns nicht.«, so Sawas. Insofern ist der Verzicht ein Stück Authentizität und tut dem Genuss keinen Abbruch. Ich habe zum Essen ein Glas erfrischendes Ayran bestellt. Das nächste Mal werde ich einen der zahlreichen Teespezialitäten probieren. Es gibt aber auch zahlreiche andere Angebote, die gewählt werden können. Das Dessert, wiederum eine Teigtasche, die mit einer Art Quark gefüllt gewesen zu sein schien, hat das reichhaltige Essen gut abgerundet. Ein Hauch Rosenwasser schwebt über dem süßen Abschluss und lädt zu einem erneuten Besuch ein.