Im Zentgraf wird beim Küchenlunch genossen und geplauscht

von Andreas Molau




Locker, lecker, cool und unterhaltsam ist der Küchenlunch im Schlossrestaurant Zentgraf. Ein Geheimtipp für die Kulinarisch38-Region.


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Jörg Zentgraf und sein Team treffen letzte Vorbereitungen zum Küchenlunch.[/image] »Wer will noch etwas Vegetarisches? Dann bitte vortreten.« Die Stimme der Servicekraft kommt direkt aus der Küche. Eine kleine Schlange steht geduldig am Küchenpass. Man unterhält sich, scherzt. Ein älterer Herr dankt, er hätte den Kürbis schon probiert. »Schmeckte ausgezeichnet«, wirbt er. Und eine junge Frau meldet sich, wird von den anderen vorgelassen, wo ein Teller mit Ofenkürbis und gratinierten Grießnocken wartet. Es ist Samstag. Und es ist Zeit für den Küchenlunch im Schlossrestaurant Zentgraf. Während der Vorbereitung, eine gute Stunde, bevor die Türen zur Orangerie im Schloss aufgemacht werden, erzählt Jörg Zentgraf, wie es zum Küchenlunch kam: »Es war eine Idee aus dem Service. Die Türen zur Küche einmal aufzumachen und damit die Kommunikation zum Gast zu intensivieren. Das war vor etwa sechs Jahren. Inzwischen ist der Küchenlunch so etwas wie ein Geheimtipp in Gifhorn und Umgebung. »Ich habe die Veranstaltung kaum angezeigt, da ist sie ausgebucht«, verrät Jörg Zentgraf.


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Leckere Wildklößchen warten auf hungrige "Abnehmer".[/image]

Ausnahmezustand im Zentgraf

Zeit für die besondere Aktion ist jeweils an einem Samstag und Sonntag. Dann herrscht im Restaurant Ausnahmezustand. Es sei eine Herausforderung erzählt eine Servicekraft, weil dieser Tag so ganz anders sei als sonst. Aber mit den Jahren sei man immer souveräner geworden und inzwischen könne man ihn ganz und gar genießen. »Man erlebt die Gäste völlig anders. Es finden Gespräche statt. Man tauscht Erfahrungen aus. Die Gäste erleben die Veranstaltung mit viel Geduld und Freude«, so der Erfahrungsbericht. Und der bestätigt sich von der ersten Minute an. Von der Tür zur Küche an einem Regal lässt sich das Eintreffen der kulinarisch erwartungsvollen Menschen gut beobachten. Kurz vor zwölf geht es los. Es kommen oft kleinere Gruppen. Gelegentlich gibt es kurze Wartezeiten an der Tür, die aber niemanden nervös zu machen scheinen. Beim Küchenlunch wird die Weisheit eindrucksvoll mit Leben erfüllt, dass Vorfreude die beste Freude sein kann.


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Matthias Stackebrandt ist auch wieder mit dabei beim Küchenlunch.[/image]

Neugierde und Erwartung

Während die Restaurantleitung ebenso freundlich wie geduldig die Gäste auf die Plätze verteilt, schauen die anderen schon einmal neugierig, was da passiert. Gleich rechts neben der Tür zeigt sich für die Hereinkommenden ein Patisserie-Empfang, bei dem bereits die ersten Zutaten für das Dessert in Stellung gebracht werden. Da warten »Falsche Waldpilze und Rotweinbirnen an Milchschokoladenmousse mit Tannenduft und Rosmarin-Honig-Eis«.  Der Küchenlunch im Oktober 2015 steht unter dem Motto »Das Schloss auf Wanderschaft. Kulinarisches aus Wäldern und Seen und von Feldern und Wiesen.« Mit auf die Wanderschaft hat sich auch wieder Matthias Stackebrandt gemacht, der rechts vom Eingang pikanten Rotkohl mit Schweinebauch und Flusskrebsen vorbereitet.


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Wildschweingulasch mit Steinpilzspätzle und Preiselbeeren.[/image]

Große Auswahl, großer Geschmack

Den ersten Neugierigen verrät er, dass er den Schweinebauch in Orangensaft, Wasser und Sternanis kocht und den Fonds gleich für die Zubereitung des Rotkohls nutzt. Aneinandergereiht steht dann Jörg Zentgraf mit seiner Küchenmannschaft und verteilt leckere Vorspeisen: Wildschweinrücken mit Blaubeerconfit und Blumenkohl in Nussbutter mit Wildbouletten. Ganz am Rand warten eine große Terrine mit einer Kartoffel-Maronensuppe und frisches Brot. Wein oder und Wasser werden serviert und nachdem die Spielregeln für den Küchenlunch erklärt wurden, beginnt keine heiße Schlacht am kalten Buffet, sondern ein vergnüglicher kulinarischer Aufenthalt. Tatsächlich wird viel geredet. An den Tischen, zwischen den Gästen und mit Köchen und Servicepersonal. Neben der vegetarischen Variante gibt es am Küchenpass auch noch Rotzunge nach Finkenwerder Art und Wildscheingulasch mit Steinpilzspätzle und Preiselbeeren. Kleine Variationswünsche werden erfüllt. Der eine oder andere pilgert gleich anschließend bei den Stackebrandt-Vorspeisen vorbei, um sich einen Schlag Rotkohl zu dem Wildgulasch zu holen.


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Zum Schluss kommt das Dessert. Allerdings kann man beim Küchenlunch auch noch mal eine andere Kleinigkeit danach genießen…[/image]

Entspannte Atmosphäre

Eine entspanntere Atmosphäre kann man sich nicht vorstellen. Feine Speisen, die allesamt auf den Punkt zubereitet und raffiniert gewürzt sind, lassen die Zeit wie im Fluge vergehen. Je länger die Veranstaltung läuft, desto ausgelassener werden die Gäste. Nach kleinen Pausen kann man wieder von Neuem den Rundgang machen. Das Servicepersonal ist immer da. Ein Teller geht auf dem Weg zum Tisch entzwei. Kaum geschehen, eilt jemand herbei, um den Schaden zu beheben. Und während nach den Hauptgängen der eine oder andere vor dem Dessert doch noch mal eine Vorspeise naschen möchte, steht Jörg Zentgraf an der Spüle und hilft seinem Team hinten aus. »Für mich ist das selbstverständlich«, lacht er, während er die Teller abbraust. »Ich habe in der Spülküche angefangen und weiß, dass auch diese Arbeit zum Gelingen notwendig ist«, so Zentgraf. Schnappt sich einen frischen Stapel Teller und drückt ihm einer herbeieilenden Servicekraft in die Hand. »Die sind schon gewärmt«, schmunzelt er. Am Küchenpass wirbt wieder eine freundliche Stimme: Gibt es einen Fischfreund? Wie hätten da noch eine…!« Weiter kommt die Stimme nicht. Denn der Fischfreund hat sich schnell eingefunden.