Region. In jüngster Vergangenheit kam es in unserer Region vermehrt zu Diebstählen von Wohnmobilen. Erst in der Nacht zu Mittwoch gab es eine aufsehenerregende Suchaktion nach einem Wohnmobil-Dieb in Schöningen (regionalHeute.de berichtete). Wir nahmen die Fälle der letzten Wochen zum Anlass und fragten bei der Polizei nach, was eigentlich mit den gestohlenen Fahrzeugen passiert und wie man sich gegebenenfalls schützen kann.
Anfang Juli wurden zwei gestohlene Wohnmobile in Schöningen und Wolfsburg gemeldet, die Woche darauf folgte die Stadt Wolfenbüttel und nun wieder Schöningen. Bei der für die gesamte Region zuständigen Polizeidirektion Braunschweig teilt man auf die Frage nach den Fällen der letzten Jahre mit, dass Wohnmobile nicht als Gegenstandsart von der Polizeilichen Kriminalstatistik erfasst würden. Doch durch die manuelle Erhebung von Daten aus der Eingangsstatistik kann man uns dennoch Zahlen liefern.
Die Zahlen der letzten Jahre
So wurden im Jahr 2020 13 Wohnmobile, 2021 11 und 2022 17 Fahrzeuge im Bereich der Polizeidirektion entwendet. Man gibt allerdings zu bedenken, dass die Eingangsstatistik einer gewissen Dynamik unterliege. Außerdem könnten auch umgebaute Camper/Vans als Wohnmobile erfasst worden sein und mit in diese Kategorie fallen.
Da man ein gestohlenes Wohnmobil im Wert von mehreren zehntausend Euro vermutlich nicht so einfach weiterverkaufen kann, stellte sich uns die Frage: "Was passiert eigentlich mit den Fahrzeugen?" Und bei der Polizei hat man hierzu tatsächlich klare Vorstellungen. "Seit 2021 kam es im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Braunschweig durchschnittlich einmal pro Monat zur Komplettentwendung eines Wohnmobils. Bei den Taten sind ausgebaute Kastenwagen, so genannte Camper, deutlich betroffener als klassische Wohnmobile. Im Rahmen von Fahndungsmaßnahmen gelang es in Einzelfällen, die entwendeten Fahrzeuge auf der Verbringung in Richtung osteuropäisches Ausland anzutreffen und die Täter festzunehmen. Bei den Festgenommenen handelte es sich jeweils um polnische Staatsangehörige", teilt Polizeisprecher Jonas Brockfeld mit.
Zerlegt oder neue Identität
Es sei demnach davon auszugehen, dass die Fahrzeuge nach Polen verbracht wurden oder werden sollten. Aus anderen Diebstahlsverfahren der Zentralen Kriminalinspektion Braunschweig sei bekannt, dass die Täter die gestohlenen Fahrzeuge entweder in eigens dafür vorgehaltenen Hallen in Polen zerlegen und die Fahrzeugteile verkaufen oder die neueren und hochwertig ausgestatteten Fahrzeuge in ihrer Identität (FIN, Fahrzeugpapiere) so verändern, dass sie wieder zum Verkauf innerhalb der EU angeboten werden, ohne dass Rückschlüsse auf den Diebstahl gezogen werden könnten.
Demzufolge sind die Erkenntnisse über mögliche Täterkreise klar. "Bei den Tätern dürfte es sich um osteuropäische Diebesbanden handeln. Ein Schwerpunkt dieser Tätergruppierungen dürfte sich dabei in Polen befinden", berichtet Jonas Brockfeld. Diese Banden seien hierarchisch aufgebaut, verfügten über Spezialwissen und organisierten sowohl den Diebstahl, als auch die Verwertung der Fahrzeuge in Polen.
Wenig Hoffnung bei Diebstahl
Ist das eigene Wohnmobil einmal gestohlen, kann die Polizei nur wenig Hoffnung machen. "In der Vergangenheit konnten vereinzelt zuvor in Deutschland entwendete Fahrzeuge und Fahrzeugteile bei Durchsuchungsmaßnahmen in Polen wieder aufgefunden werden. Die Wahrscheinlichkeit sinkt jedoch, je länger der Diebstahl zurückliegt", so Brockfeld.
Um so wichtiger die Frage nach technischen Mitteln, um sich vor einem Diebstahl zu schützen. "Die jeweiligen Wohnmobilhersteller bieten ab Werk unterschiedliche Möglichkeiten des Diebstahlsschutzes bei ihren Fahrzeugen an. Je nach Preissegment, können die Eigentümer Alarmanlagen oder Ortungstechnik einbauen oder nachrüsten lassen", erklärt der Polizeisprecher.
Lenkradkrallen oder Radkrallen empfohlen
Jeder Fahrzeughalter könne zudem im eigenen Ermessen sein Fahrzeug mit mechanischen Diebstahlssicherungen nachrüsten. Diese von außen meist gut sichtbaren Lenkradkrallen oder Radkrallen, hätten sich als sinnvoll erwiesen, da die Täter zumeist den zeitlichen Mehraufwand scheuten, um diese Sicherungstechniken zu überwinden. Zudem seien hochwertige Sicherungen nur mit Spezialwerkzeugen, wie Trennschleifern etc., zu entfernen.
Bei GPS-Sendern, um das gestohlene Wohnmobil wiederzufinden, ist die Polizei dagegen skeptisch. "Sind Ortungskomponenten in den Wohnmobilen verbaut, war es in der Vergangenheit nicht unüblich, dass diese Technik von den Tätern durch Einsatz so genannter Störsender blockiert werden konnte, sodass eine Ortung des entwendeten Fahrzeugs nicht mehr möglich war", erklärt Jonas Brockfeld.
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