Region. Getrieben von hohen Baustoffpreisen und rasant gestiegenen Finanzierungszinsen, hat sich der Immobilienmarkt in unserer Region in den letzten Monaten "drastisch verändert". Zu dieser Einschätzung kommen die Immobilienexperten der Volksbank BraWo, die jetzt bei einem Pressegespräch das Ende des Baubooms verkündeten. Doch ein neuer Trend sei schon ausgemacht.
Ob Kupfer, Holz oder Kies, die Preise für nahezu alle Baustoffe haben sich in den letzten Monaten x-fach erhöht. "Holz ist das neue Gold am Baustoffmarkt", schildert André Bonitzke, Leiter Privatkunden und Immobilien bei der Volksbank BraWo, die Situation. Auch wenn es zu einer leichten Entspannung gekommen sei und man die Spitze "langsam überwunden" habe, so befänden sich die Preise immer noch auf einem hohen Niveau. Hinzukommt, dass manche Hersteller die Produktion aufgrund der Energiepreiskrise vorübergehend eingestellt hätten.
Zu geringe Margen für Bauträger
Die Kalkulation im Immobilienbausektor sei immer enger geworden, berichtet Bonitzke, und so hätten Bauträger aufgrund zu geringer Margen rund die Hälfte ihrer Projekte zurückgestellt. Das führe nun auch dazu, dass die Auftragsbücher der Handwerker zum Jahresende leerer werden und wieder Platz für kleinere Aufträge ließen.
Doch nicht nur die Baukosten sind gestiegen, sondern auch die Zinsen für den gewöhnlich benötigten Baukredit. Im Vergleich zum Dezember 2021 hat man heute mit einem Zinssatz von 2,75 Prozent eine über 70 Prozent höhere Belastung zu tragen. "Dass das so schnell ging, ist eine Herausforderung für den Markt", sagt Bonitzke. Viele, die eine Kreditzusage erhalten würden, zögen ihre Anfrage derzeit zurück. "Ungewöhnlich oft", ordnet der Immobilienexperte dieses Verhalten ein. Grund sei dabei auch die Ungewissheit über die steigenden Energiekosten. Günstige Zinsen von 0,95 Prozent könne man sich derzeit nur noch mit einem Bausparvertrag sichern, denn es sei davon auszugehen, dass es so schnell keine signifikante Senkung mehr geben werde.
Ende der Übertreibung - "Es sind realistische Preise gefragt"
Dirk Rosskopf, Geschäftsführer der Volksbank BraWo Immobilien GmbH, sieht damit einhergehend auch das Ende für Preisübertreibungen beim Verkauf von Bestandsimmobilien. "Es sind realistische Preise gefragt", sagt er. Diese seien nach wie vor finanzierbar. Hierfür gebe es in unserer Region auch immer noch einen Nachfragemarkt, was an der hier herrschenden starken Kaufkraft liege.
Das Ende des Baubooms, so sind sich Bonitzke und Rosskopf einig, wandele sich jetzt hin zu einem Modernisierungsboom. Immobilienbesitzer hätten den Bedarf erkannt, energieeffizient zu sanieren. Hierfür gebe es auch jede Menge Geld vom Staat zu holen, der den Fokus mit einer Erhöhung des Fördertopfes um mehrere Milliarden Euro ebenfalls darauf lenkt. Durch die unterschiedlichen Förderprogramme durchzusteigen sei mitunter aber gar nicht so einfach, da sich diese in den letzten Monaten und Wochen stetig verändern würden. Die Volksbank BraWo will daher in diesem Bereich personell investieren und mehr Spezialisten als Finanzierungslotsen in der Beratung einsetzen.
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