Wir waren, als Eintracht-Fans versteht sich das von selbst, in der Wahren Liebe, tranken 0,2-Wolters und genehmigten uns ein Conny-Gedächtnis-Hähnchen.
So sah der halbe Hahn bei Conny auch aus.[/image] Gut, der Besuch bei der »Wahren Liebe« in Braunschweig war jetzt nicht unter rein kulinarischen Aspekten zu sehen. Obwohl das natürlich ein weites Feld ist: kulinarisch. Eigentlich heißt das nur so viel wie »zur Küche gehörig«. Und im allgemeinen Sprachgebrauch ist’s gleichbedeutend mit »feiner Kochkunst«. Aber da kann man sich fragen: Was bedeutet das? Molekularküche mag fein sein. Steckt jedoch Kochkunst dahinter? Erbsensuppe ist eindeutig nicht fein. Wer eine Gute gegessen hat, wird aber rasch zustimmen, dass Kunst schon das richtige Wort dafür ist. In diesem Fall war es die spontane Entscheidung, nach einem Kulinarisch38-Termin noch eine Kleinigkeit essen zu gehen. Aus Gifhorn kommend, hielten wir Ausschau nach einem kleinen Landgasthof. Was in Bayern selbstverständlich ist. Hier kann man die Dorfschänke mit der Lupe suchen. Und auf den gewundenen Pfaden zwischen der Mühlenstadt und Braunschweig war jedenfalls nichts zu finden.
Es geht nicht über ein 0,2-Wolters
Kurz vor dem Eintrachtstadion leuchteten dann die schönsten Farben dieser Welt auf. Blau und gelb und die » Wahre Liebe « war in Sicht. Ein gepflegtes Wolters und eine Kleinigkeit
würde es bestimmt geben. Schon gegen Sieben waren die Tische fast besetzt. Gute Laune, Musik. Hier kann man einen Auswärtssieg zechender Weise feiern. Wir finden einen Tisch und beim Blättern in der Karte steht schnell fest, was ich zu den – sonst seltenen – 0,2-Bieren essen werde. Einen »halben Hahn« nach dem Rezept von Conny. »Zum gemütlichen Conny«. Da gehen die Gedanken zurück an eine Braunschweiger Kultkneipe, die stets voll war. Ganz früher spielte »Conny« Eckleben auf seinem Klavier, unterhielt seine Gäste mit dem »braaten« a dieser Region. Der »Halbe Hahn« war legendär. Mit einer Scheibe Brot. Nach dem gefühlt zehnten Bier – bei »Conny« gab’s damals Härke - bekommt man Hunger. Und da will man keinen Schnickschnack.
Ein Stück Kneipengemütlichkeit
Da ich an diesem Abend selbst fahren muss, bescheide ich mich mit wenigen Gläsern des Braunschweiger Gerstentrunkes. Das Hähnchen schmeckt trotzdem. Wie früher einfach mit einer Scheibe Brot, dem obligatorischen Zironentüchlein, wenn man am Ende nicht mehr weiß, wo man hin soll mit den fettigen Pranken. In der » Wahren Liebe « gibt’s vom Rumpsteak bis zum Hamburger alles Mögliche. Eine reine Kneipe wird wohl immer seltener. Da an den anderen Tischen friedlich gegessen wurde, wird es recht gewesen sein. Und wenn es auch nicht die feine Kochkunst war an diesem Abend. So etwas braucht man. Oder ich jedenfalls. Ein Stück Kneipengemütlichkeit. Und einen Happen zu essen. Feine Sache.