Region. Heute ist der erste internationale Tag der Leichten Sprache. Ziel ist es, Texte so zu verfassen, dass die jeder versteht. Vor allem richtet sich die leichte Sprache an Menschen mit Lernschwächen, Legasthenie, eingeschränkter Sehfähigkeit, oder an älter und demenzkranke Menschen. Die Lebenshilfe Peine-Burgdorf macht am internationalen Tag der Leichten Sprache auf die Notwendigkeit barrierearmer Texte aufmerksam.
Mehr als 10 Millionen Menschen in Deutschland sind auf Leichte Sprache angewiesen, um Texte verstehen zu können, teilt die Lebenshilfe mit. Die Gründe dafür können ganz verschieden sein: Lernschwierigkeiten, eingeschränkte Sehfähigkeit, Legasthenie, geringe Deutschkenntnisse, Demenz oder auch hohes Alter. Die sprachlichen Fähigkeiten variieren von Mensch zu Mensch. Einige können nur einzelne Wörter lesen, andere verfügen über den Wortschatz eines Kleinkindes, wieder andere haben vor allem Schwierigkeiten mit Fremdwörtern und Schachtelsätzen.
Leichte Sprache folgt einem speziellen Regelwerk, das die Hürden der Sprache reduzieren soll. „Besonders wichtig sind kurze Sätze, sowie die Vermeidung von Nebensätzen und Fremdwörtern. Bei langen Wörtern wird der sogenannte Mediopunkt zur optischen Trennung des Wortes gesetzt und auch Typografie, wie Schrifttyp, Zeilenabstände und Schriftgröße sind wichtige Elemente der Leichten Sprache“ erläutert Ulrike Treptow, Leiterin des Büros für Leichte Sprache der Lebenshilfe Peine-Burgdorf.
Besser verstehen
Ein Beispiel aus der Praxis: Der Satz „Die Abholung des neuen Ausweises kann nur nach Erhalt der schriftlichen Abholbenachrichtigung unter Vorlage des bisherigen Ausweises im für Sie zuständigen Bezirksbüro erfolgen.“ könnte folgendermaßen formuliert werden: „Wann können Sie den neuen Ausweis abholen? Sie bekommen von uns einen Brief. Danach können Sie den neuen Ausweis abholen. Sie bekommen den neuen Ausweis in Ihrem Bezirks·büro. Sie müssen Ihren alten Ausweis mitbringen.“
Das Büro für Leichte Sprache übersetzt Texte in Leichte Sprache, nicht nur für die interne Kommunikation, sondern auch für externe Kund:innen aus Wirtschaft, Kultur, Politik und vielen anderen Bereichen des öffentlichen Lebens. Für die Qualitätskontrolle ist eine Prüfgruppe, bestehend aus sieben Menschen mit Behinderung, zuständig. Lea Skottke erklärt ihre Tätigkeit in der Prüfgruppe so: „Ich habe dann immer jemanden Bestimmten vor Augen, der zum Beispiel nicht lesen kann. Dann überlege ich, wie für ihn der Text klingt, wenn er nur zuhört. Und dann sage ich, was mir auffällt. Wenn die Person das nicht verstehen kann, muss man es eben noch anders erklären.“ Chris Schulz prüft vor allem Bilder, die den Inhalt des Textes in Symbolen beschreiben: „Ich beschreibe, was ich sehe, und sage, was das bedeuten könnte. Dann prüfe ich beim Hören, ob die Texte zum Bild passen. Und wenn sie nicht passen, sage ich was.“
Leichte Sprache ist ein noch recht junges Sprachkonzept und professionalisiert sich zunehmend durch Forschung und wissenschaftliche Weiterentwicklung. Unter Federführung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales entwickelt zurzeit eine Arbeitsgemeinschaft die DIN SPEC „Empfehlungen für Deutsche Leichte Sprache“. Ulrike Treptow ist Mitglied dieses Konsortiums: „Ziel ist es, eine einheitliche Qualität der Übersetzungen sicherzustellen und Auftraggeber:innen Kriterien für eine Ausschreibung an die Hand zu geben.“
Tag der leichten Sprache
Am heutigen 28. Mai ist der erste internationale Tag der Leichten Sprache. Künftig soll jedes Jahr an diesem Tag auf die Bedeutung von Leichter Sprache aufmerksam gemacht werden. Am 28. Mai 1988 wurde „Inclusion Europe“ gegründet, die sich für die Rechte von Menschen mit Behinderung und ihrer Familien einsetzt. Die Vereinigung ist Pionier auf dem Gebiet der Leichten Sprache und hat bereits vor zehn Jahren Regeln für Leichte Sprache in vielen Ländern Europas vorgelegt.
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