Tel Aviv. Nachdem der Iran am frühen Dienstagabend über 180 ballistische Raketen auf Israel abgefeuert hat, hat Israels Premierminister Benjamin Netanjahu Vergeltung angekündigt. Der Iran habe einen großen Fehler gemacht, sagte Netanjahu vor einem Treffen des Sicherheitskabinetts in der Nacht zum Mittwoch. "Er wird dafür bezahlen. Das Regime in Teheran versteht nicht, dass wir entschlossen sind, uns zu verteidigen und von unseren Feinden einen Preis zu fordern."
Man werde sich an die Regeln halten, die man festgelegt habe. "Wer uns angreift - wir greifen ihn an", so der Regierungschef. "Israel hat das Momentum und die Achse des Bösen ist auf dem Rückzug."
Während die Mehrheit der Raketen durch Israels Raketenabwehrsystem "Iron Dome" und eine internationale Koalition unter Führung der USA abgefangen wurden, gab es nach Angaben des israelischen Militärs eine geringe Zahl an Treffern im Zentrum und im Süden Israels. Ein Teil der Raketen fiel auch im Nachbarland Jordanien, das zwischen Iran und Israel liegt und das Medienberichten zufolge der internationalen Koalition den Luftraum zur Verteidigung freigegeben hatte.
In Israel wurde unter anderem eine Schule in Gedera getroffen. Auch in der Nähe des Hauptquartiers des Auslandsgeheimdienstes Mossad sollen Raketen gefallen sein. Videoaufnahmen zeigten iranische Raketen beim israelischen Luftwaffenstützpunkt Nevatim in der Negev-Wüste. Militärsprecher Daniel Hagari erklärte, dass der Raketenangriff vom Dienstag "keine Auswirkungen" auf die Einsatzfähigkeit der Luftwaffe gehabt habe. Er kündigte an, im Einklang mit den Anweisungen der israelischen Regierung auf den Angriff zu antworten. "Wo auch immer, wann auch immer und wie ich immer wir wollen", so Hagari.
Irans Außenminister Abbas Araqchi sagte, die Maßnahmen seien "abgeschlossen", wenn Israel nicht weiter "provoziere". Vonseiten der iranischen Revolutionsgarden hieß es, der Angriff sei eine Reaktion auf die Ermordung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah gewesen, und wenn Israel darauf reagiere, werde es einen entscheidenden Schlag erleiden. Irans Oberster Führer Ali Chamenei will Berichten zufolge eine Predigt beim Freitagsgebet in dieser Woche halten. Dieses Vorgehen findet nur zu außergewöhnlichen Anlässen statt.
US-Präsident Joe Biden sicherte Israel seine anhaltende Unterstützung zu. Er sieht es als Beweis für die militärischen Fähigkeiten Israels und des US-Militärs, dass der Angriff offenbar vereitelt worden sei. "Die Vereinigten Staaten stehen voll und ganz hinter Israel", sagte er.
Im UN-Sicherheitsrat wurde kurzfristig eine Sitzung zur Lage im Nahen Osten anberaumt. UN-Generalsekretär António Guterres wiederholte seine Forderung nach einem Waffenstillstand. "Ich verurteile die Ausweitung des Nahostkonflikts mit einer Eskalation nach der anderen", so Guterres in einer Erklärung. "Das muss aufhören. Wir brauchen unbedingt einen Waffenstillstand."
Derweil setzte Israel den Einsatz im Libanon fort. Die Armee teilte am frühen Mittwochmorgen mit, dass Hisbollah-Stellungen in Beirut angegriffen werden. Die Zivilbevölkerung soll im Vorfeld gewarnt worden sein. Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums wurden am Dienstag bei israelischen Angriffen 55 Menschen getötet und über 150 verletzt.
mehr News aus der Region