Ist der neue Medikationsplan eine Nullnummer?

von Alec Pein


Symbolfoto: Anke Donner
Symbolfoto: Anke Donner | Foto: Anke Donner

Goslar. Ab 1. Oktober kann jeder Patient, der verschiedene Medikamente zu sich nehmen muss, die Ausstellung eines sogenannten "Medikationsplanes" in Anspruch nehmen. Fehlmedikation oder unangenehme Wechselwirkungen sollen dadurch vermieden werden.


Immer wieder kommt es zu Fehlern bei der Verschreibung oder Ausgabe von Medikamenten. Die Einführung eines bundesweit einheitlichen Medikationsplanes ist eine Initiative des Bundesgesundheitsministeriums und soll Patienten die Möglichkeit geben, eine Übersicht ihrer Medikation von einem Arzt ausstellen zu lassen. Diese Übersicht soll anderen behandelnden Ärzten, einen Überblick über eingenommene Medikamente zu erhalten sowie Doppelverordnungen und Medikationen mit Unverträglichkeiten oder Wechselwirkungen zu vermeiden.

"Nichts wirklich neues"



Der neue Medikationsplan wird ab dem 1. Oktober in den Praxisverwaltungssystemen implementiert sein, so dass er dann auf Wunsch ausgedruckt und mitgegeben werden kann. "Das ist nichts wirklich neues, da auch jetzt schon den Patienten mit komplexen Medikationen ein solcher Plan mitgegeben werden kann. Die Verordnungssoftware in den Praxen zeigt auch jetzt schon potentielle Interaktionen an, auch das ist also nichts neues.", erklärt Dr. med. Thorsten Kleinschmidt Vorsitzender des Braunschweiger Bezirksausschusses der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen.

Auf Mitwirkung der Patienten angewiesen



Ein Manko des Gesetzes sei, dass bei vorhandener Chipkarte die Informationen nicht gleich, jeweils beim Einlösen des Rezeptes in den Apotheken und beim Kauf von frei verkäuflichen Medikamenten, gespeichert würden. Neu sei, dass die Ärzte auch die Medikationen anderer Kollegen und die Selbstmedikation mit frei verkäuflichen Mitteln in diesem Plan berücksichtigen sollen. Dabei seien sie aber auf Mitwirkung der Patienten sowie der verschiedenen Ärzte, die ein einzelner Patient haben kann, angewiesen.


Medikationsplan eine "Nullnummer"?



Ein Medikationsplan, so Dr. med. Kleinschmidt, könne hilfreich sein, sofern er beim Aufsuchen anderer Ärzte auch vorgezeigt werde und die Patienten "mitmachen". Probleme wie Wechselwirkungen und Unverträglichkeiten kommen zum Nachteil von Patienten vor. "Wenn diese von mehreren Ärzten Arzneimittel verordnet bekommen und diese von der Medikation des Kollegen jeweils nichts wissen - oder auch, weil mal eine Interaktion übersehen oder falsch eingeschätzt wurde.", erklärt Dr. med. Kleinschmidt. Auch "rein pflanzliche" Selbstmedikation könne in der Wechselwirkung mit anderen Medikamenten Probleme machen. Für Kleinschmidt ist der nun eingeführte Medikationsplan aber eine "Nullnummer". Er sieht den Schlüssel für die Vermeidung von Fehl- oder Doppelmedikationen in "guter Kommunikation zwischen Patient und Arzt". "Wenn alle Patienten einen Hausarzt hätten, bei dem die Informationen zusammenlaufen, wäre vieles einfacher und der papierne Zwischenschritt in der Umsetzung des Projektes ist mir zu kleinteilig!", schließt er ab.