"Ja, ich will" - Darauf müssen sich Paare in den Standesämtern jetzt einstellen

Alleine oder mit einigen wenigen Gästen, Mundschutz oder nicht? Paare müssen sich in diesem Jahr auf einige besondere Maßnahmen während ihrer Hochzeit einstellen. Für einige ein Grund das Ganze zu verschieben.

von Julia Seidel


Hach, wie romantisch. In diesem Jahr geht es jedoch ein bisschen nüchterner zu. Symbolbild.
Hach, wie romantisch. In diesem Jahr geht es jedoch ein bisschen nüchterner zu. Symbolbild. | Foto: Pixabay

Region. Zur Eindämmung des Coronavirus ist das öffentliche Leben derzeit mit vielen Maßnahmen beschränkt. Trotz der Lockerungen bleiben weitere Einschränkungen bestehen. So auch in den Standesämtern. Auf die erhoffte "Traumhochzeit" müssen Paare in diesem Jahr scheinbar vorerst verzichten. Aus diesem Grund wurden bereits einige Hochzeiten verschoben oder ganz abgesagt. regionalHeute.de fragte nach, welche Maßnahmen für die verschiedenen Standesämter gelten.


Das Brautpaar trifft sich mit Freunden und Verwandten vor dem Standesamt. Einige haben Spielchen vorbereitet, wieder andere, oftmals mit den Hobbys der Brautleute verbunden, stehen Spalier. Sektempfang nach der Trauung vor der Tür. Ein Bild, das für viele zur Normalität gehört. In diesem Jahr sieht diese Realität jedoch etwas anders aus, denn die Beschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus des Landes Niedersachsen gelten auch dort. So müssten alle physischen Kontakte zwischen Menschen, die nicht zum selben Hausstand gehören, auf ein Minimum beschränkt werden. In der Öffentlichkeit müsse der Abstand zwischen einzelnen Personen von 1,5 Metern eingehalten werden.

Weiterhin machen die Lockerungen ein Treffen zweier Hausstände in der Öffentlichkeit möglich, dennoch seien Partys jeglicher Art verboten. Ausnahmen hiervon gelten jedoch unter anderem für Hochzeiten. Sie können im engsten Familienkreis begangen werden (weitere Informationen dazu gibt es Hier). Die Höchstgrenze liegt hierfür jedoch bei 20 Personen. Umstände, die sich viele Paare bei der Planung ihrer Hochzeit sicherlich anders vorgestellt haben.

So sieht es in den Kommunen aus


So dürfen in Wolfenbüttel derzeit wieder die Eltern oder alternativ die Trauzeugen mit in den Trausaal und der Trauung mit ausreichendem Abstand folgen, wie die Stadt berichtet. Dabei müsse jedoch eine Mund-Nasen-Maske getragen werden. Seit Beginn der Corona-Einschränkungen hätten rund 20 Paare die Hochzeit verschoben oder abgesagt. Genaue Daten zu Absagen oder Verschiebungen werden beim Standesamt nicht erfasst. Geheiratet hätten seither etwa 30 Paare.

In der Zeit vom 1. November 2018 bis zum 31. Oktober 2019 haben sich in Wolfenbüttel 428 Paare das Ja-Wort gegeben.

Auch in Wolfsburg halte man sich an die allgemein gültigen Regeln der niedersächsischen Verordnung. Daran orientiere sich auch das Aufhalten außerhalb der Traulokale. So sei ein Sektempfang direkt am Traulokal nicht gestattet, wie die Stadt Wolfsburg mitteilt. Die Teilnehmerzahl während der Trauungen richte sich nach der Größe des jeweiligen Trauzimmers. Hintergrund hier seien die Abstandsregeln von mindestens 1,5 Metern. Auch Masken müssten während den Trauungen getragen werden. Darüber hinaus werde die Trauung auf den rein rechtlichen vorgeschriebenen Teil reduziert.

Ob und wieviele Paare ihre Hochzeit in Wolfsburg abgesagt oder verschoben haben, darüber führt das Standesamt keine Statistik. In den letzten Jahren finden in Wolfsburg zwischen 650 und 750 Trauungen jährlich statt. Dieser Wert sei über die letzten Jahre konstant geblieben.

In Helmstedt haben in diesem Jahr bereits einige wenige Paare ihre Hochzeit entweder auf das nächste Jahr oder auf einen späteren Termin in diesem Jahr verschoben, wie die Stadt Helmstedt berichtet. Einige, die ursprünglich in einem anderen Ort hatten heiraten wollen, würden nun doch in Helmstedt heiraten. Zwar werde auch hier keine Statistik geführt, jedoch könne gesagt werden, dass bei etwa 80 Prozent der Paare keine Corona-bedingten Terminänderungen vorliegen würden.

Derzeit seien ebenso viele Eheschließungen beurkundet worden, wie im gleichen Vorjahreszeitraum. Pro Jahr lassen sich etwa 120 Paare in Helmstedt trauen. Wie das in diesem Jahr sein wird, lasse sich noch nicht abschätzen.

Momentan können die Brautpaare flächenbedingt vier weitere Personen mit in das Trauzimmer nehmen. Optional stehe auch der Ratssaal zur Verfügung. Dort dürfen es aktuell vier Personen mehr sein. Für wartende Gäste im öffentlichen Bereich würden die jeweils aktuellen Kontaktbeschränkungen des Landes Niedersachsen gelten.

Durch Corona hat sich auch im Standesamt in Gifhorn einiges verändert. So habe der Verwaltungsvorstand beschlossen, alle Eheschließungen in diesem Sommer in der Hochzeitsmühle stattfinden zu lassen. Diese biete mehr Platz als das Trauzimmer des Rathauses und ermögliche es die Gäste des Brautpaares mit dem notwendigen Abstand zueinander zu setzen. So dürfe jedes Paar mit weiteren acht Personen zur Trauung kommen. "Wir sind sehr froh über diese Erweiterung. In den letzten Wochen haben wir nur das Brautpaar allein zugelassen", so Standesbeamtin Melanie Ritterbusch gegenüber regionalHeute.de. Nach jeder Trauung werde alles gesäubert und desinfiziert. Auch Fotos vor der blauen Mühlen-Eingangstür dürfen gemacht werden. Lediglich auf einen "Sektumtrunk" in geselliger Runde müsse verzichtet werden. Ein Mundschutz ist bei den Trauungen nicht erforderlich, da ausreichender Abstand gewahrt werden könne.

Dennoch wurden auch in Gifhorn seit März einige Eheschließungen abgesagt oder verschoben. Obwohl man hier keine genauen Zahlen nennen könne, würde sich die Anzahl auf nicht mehr als zehn belaufen. "Viele warten noch bis kurz vorher ab, ob zum Beispiel Lokalitäten wieder öffnen und entscheiden dann. Jedes Paar darf bei uns auch sehr kurzfristig entscheiden, ob die Trauung stattfinden, verschoben oder abgesagt werden soll. Zusätzliche Kosten kommen dann in der Regel nicht auf das Paar zu. Soll die Eheschließung erst im nächsten Jahr stattfinden, kann es nur sein, dass die Anmeldegebühr von 40 Euro noch einmal anfällt", erklärt Ritterbusch.

Im Standesamt in Goslar rufen täglich dutzende von beunruhigten Brautpaaren an, wie die Stadt Goslar auf Nachfrage von regionalHeute.de mitteilt. So haben zirka 30 Paare die Hochzeit bereits verschoben. In der Zeit von April bis September waren im Vorfeld 220 Trautermine geplant. Im Vorjahr waren es in etwa 300. Dies werde wohl in diesem Jahr nicht erreicht werden.

Termine im Standesamt gebe es nur nach vorheriger telefonischer Vereinbarung. Darüber hinaus bestehe eine Maskenpflicht im Gebäude, jedoch nicht im Trauzimmer. Mitnehmen dürfe das Brautpaar aktuell lediglich seine Trauzeugen. Da Menschenansammlungen vor dem Gebäude gegen die Kontaktsperrebestimmungen verstoßen, seien diese vor dem Gebäude nicht erwünscht.

In Peine wurden aufgrund der Corona-Krise sogar drei Hochzeiten vorverlegt. Drei weitere wurden auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Acht Paare haben die Hochzeit komplett abgesagt. So haben in der Zeit vom 17. März bis zum 13. Mai 20 Paare von den geplanten 29 geheiratet. Während es im vergangenen Jahr 154 Eheschließungen gegeben hat, sind für das Jahr 2020 111 Hochzeiten geplant oder haben bereits stattgefunden.

Eine standesamtliche Hochzeit ist zum Schutz des Brautpaares und der Standesbeamtin aufgrund der Größe des Trauzimmers und der einzuhaltenden Abstandsregeln derzeit nur ohne Gäste und Trauzeugen möglich. Ausnahmen stellen Personen dar, die im selben Haushalt leben sowie ein eventuell erforderlicher Dolmetscher. Die standesamtliche Trauung werde derzeit außerdem auf das notwendige Maß begrenzt.

Wie die Stadt Braunschweig kürzlich bereits in einer Pressemitteilung berichtete, seien Eheschließungen im Standesamt wieder mit Gästen möglich. So gäbe es drei Sitzplätze am Trautisch für das Brautpaar und die Standesbeamtin, sechs Plätze für Gäste sowie einen Stehplatz für einen Fotografen. Aufstockungsmöglichkeiten für minderjährige Kinder oder Dolmetscher gäbe es nicht. Darüber hinaus müsse im Trauzimmer eine Alltagsmaske getragen werden.

Verschoben wurden die Hochzeiten von zirka 35 Paaren, wie die Stadt Braunschweig weiter mitteilt. 43 wurden sogar komplett abgesagt. Im Jahr 2019 wurden in Braunschweig 1.248 Ehen geschlossen, vom 1. Januar bis zum 13. Mai 2019 waren es 271 Ehen. In diesem Zeitraum wurden nun in diesem Jahr 243 Ehen geschlossen. Das Standesamt erwartet, dass im 1. Halbjahr 2020 und auch im gesamten Jahr 2020 die Anzahl der Eheschließungen des Jahres 2019 nicht erreichen werden.

In Salzgitter haben zum gegenwärtigen Zeitpunkt 21 Brautleute ihre standesamtliche Eheschließung verschoben, wie die Stadt Salzgitter berichtet. Zwei Termine sind komplett abgesagt worden. Von den geplanten 61 Eheschließungen in den Monaten März, April und Mai fanden somit lediglich 40 statt. Im vergangenen Jahr wurden in Salzgitter 436 Paare getraut. Es müsse jedoch davon ausgegangen werden, dass diese Anzahl in diesem Jahr nicht erreicht werden könne. Die zugelassene Personenanzahl bei der Trauung ist dabei momentan abhängig von der Größe des Trauzimmers.


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