Region. Mit steigenden Inzidenzwerten gilt in immer mehr Innenstädten der Region nicht nur in Geschäften und öffentlichen Verkehrsmitteln die Maskenpflicht, sondern in bestimmten Bereichen auch unter freiem Himmel. Doch im Alltag mit den Masken stellt sich sehr schnell eine Frage: Wie benutze ich die Dinger eigentlich? Wie wasche ich sie, wie oft und wo kann ich sie verstauen, damit die zum Schutz der Umgebung bestimmten "Community-Masken" nicht selbst zum Problem werden? Auf die richtige Nutzung komme es dabei an. regionalHeute.de ist mit Dr. Ulrich Sievers, dem leitenden Oberarzt der Asklepios Harzkliniken in Goslar den wichtigsten Fragen nachgegangen.
Um sich selbst und andere vor einer Infektion mit dem COVID-19 Erreger zu schützen, sind uns Abstand halten und die richtige Händehygiene schon längst in Fleisch und Blut übergegangen. Schon seit dem 27. April gilt eine Maskenpflicht beim Einkaufen, beim Betreten von Geschäften und von Bussen, Bahnen, Trams und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln. Am 23. Oktober trat eine neue Verordnung in Kraft, die eine noch strengere Maskenpflicht ab einer Inzidenz von 35 und in einem weiteren Schritt ab 50 Neuinfektionen in sieben Tagen gerechnet auf 100.000 Einwohner festlegt.
Was sagt die Verordnung?
Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung ist zum einen für alle Personen verpflichtend, die als Fahrgast ein Verkehrsmittel des Personenverkehrs und den dazu gehörenden Bahnhöfen, Bushaltestellen und Verkaufsstellen nutzen. Mit der neuen Verordnung tritt ab einer Inzidenz von 35 Fällen auf 100.000 Einwohner eine Maskenempfehlung in bestimmten Bereichen der Öffentlichkeit in Kraft, ab einer Inzidenz von 50 wird diese Empfehlung zur Pflicht. Das allgemeine inkrafttreten dieser Regeln zeigt die Inzidenz-Ampel des Landes Niedersachsen an. Wo konkret Maskenpflichten gelten entscheiden letztlich die Kommunen. Der Landkreis Goslar kündigte beispielsweise bereits an, die Verpflichtung über eine Allgemeinverfügung bereits ab einer Inzidenz von 35 in Kraft treten zu lassen. Näheres zur aktuellen Situation in Ihrer Stadt lesen Sie in unserem Live-Ticker.
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Ausgenommen von der Maskenpflicht Kinder bis zum vollendeten sechsten Lebensjahr und Personen, denen das Atmen durch eine Mund-Nasen-Bedeckung aus gesundheitlichen Gründen nicht zumutbar ist. Diese sollten jedoch zum Nachweis ein ärztliches Attest mit sich führen.
Die Maske richtig auf- und absetzen
"Bei einer sogenannten Community-Maske steht der Schutz des Gegenübers und nicht der Eigenschutz im Vordergrund. Deshalb ist es unerheblich, wie ich mit der Maske umgehe, da in der Maske nur meine eigenen Keime vorhanden sein können. Deshalb kann man die Maske auch selber anfassen." Nach wie vor gilt natürlich die Maßgabe des Robert-Koch-Instituts, sich außerhalb der häuslichen Umgebung nicht ins Gesicht zu fassen. Beim Auf- und Absetzen sollte die Maske am besten an den Gummizügen über das Ohr gestreift werden. Dabei sollte man darauf achten, dass die Innenseite nicht mit ungewaschenen Händen berührt wird.
Die Maske muss über Mund, Nase und Wangen platziert sein und sollte auch an den Rändern möglichst eng anliegen, um das Eindringen von Luft an den Seiten zu minimieren. Das gilt auch für die Nasenregion - idealerweise verfügt die Maske über einen Nasenbügel, mit beiden Händen sollte die Maske in der Region noch einmal vorsichtig angedrückt werden. So wird auch ein Beschlagen der Brille minimiert. Generell sollte erst die Maske, dann die Brille aufgesetzt werden.
Die Maske sollte zwischendurch nicht unterm Kinn oder auf der Stirn "geparkt" werden, zum Beispiel um schnell einen Schluck zu trinken. Hier bestehe ein erhöhtes Risiko einer Schmierinfektion. Nach dem Absetzen, zum Beispiel beim Verlassen einer Bahn oder eines Ladens, kann die Maske einfach in die Tasche. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) empfiehlt zusätzlich die Aufbewahrung in einem luftdichten Beutel, jedoch nur kurzfristig, um Schimmelbildung zu vermeiden. Zu Hause sollte man die Maske zum Trocknen aufhängen. So wird vermieden, dass die Atemfeuchte länger als nötig im Stoff verbleibt und so ein gutes Klima für Bakterienvermehrung bietet.
"Was ich auch häufig draußen sehe sind Personen, die auf dem Fahrrad fahren oder spazieren gehen und dabei eine Maske tragen. Das ist nicht notwendig, wenn man kein Gegenüber hat, läuft man keine Gefahr und muss keine Maske aufsetzten. Maske immer nur im direkten Gegenüber."
Wie lange kann ich die Maske gefahrlos tragen?
Wie lange eine regelmäßig gereinigte Maske getragen werden kann, lasse sich nach Ansicht von Dr. Sievers nicht pauschalisieren: "Menschen die Atemwegserkrankungen oder Herzerkrankungen haben, und eh schon unter Atemnot leiden, die können eine Maske natürlich nicht so lange tragen wie jemand, der komplett Herzkreislaufgesund ist." Demnach ist beim Tragen einer Stoffmaske vor allem auf das eigene Wohlbefinden zu achten. "In jedem Fall sollte man die Maske absetzen, wenn man unter der Maske ein Atemnotproblem oder eine Beklemmung bekommt, und man das Gefühl hat, man bekommt nicht mehr richtig Luft. Dann sollte man den Raum - wo man jetzt zwingend eine tragen muss - erstmal verlassen oder Abstand halten und die Maske absetzen", rät der leitende Chefarzt.
Wie reinige ich meine Maske?
"Die Maske sollte mindestens einmal täglich gereinigt werden. Entweder trocken aufbereitet oder in der Waschmaschine", raten Dr. Sievers und das BfArM. Hierfür kommen verschiedene Methoden in Betracht: "Bei 60 bis 70 Grad werden alle Coronaviren abgetötet. Jedoch nicht alle anderen Keime und Viren, die Maske ist also im Nachhinein nicht steril. Wobei das kein Problem ist, weil die Keime, die dann noch in der Maske verbleiben, sowieso meine eigenen Keime sind." Wie die 60 bis 70 Grad (Oder darüber) erreicht werden, ist völlig unerheblich. So kommt auch das Bügeleisen (Mit Dampf) als schnelle Reinigungsmethode für zwischendurch infrage.
OP-Mundschutz gegen Alltagsmaske - Was schützt besser?
Der entscheidende Faktor, der den Schutz einer Alltagsmaske für das Gegenüber bestimmt ist die Durchlässigkeit des Materials. "Bei einer gelieferten Maske (OP-Mundschutz) unterliegt die Fläche einer DIN-Norm. Die Durchlässigkeit ist immer sicher gegeben. Bei so einer selbst hergestellte Maske wissen wir nicht, wie stark durchlässig die ist. Das hängt immer davon ab wie die hergestellt ist", erklärt Sievers und schlussfolgert: "Ist sie dreilagig, kann es sogar sein, dass die Wirkung besser ist als bei einem OP-Mundschutz. Wenn nur eine Lage da ist, ist es eben entsprechend weniger, sodass mehr Tröpfchen durchkommen. Der Sinn dieser Maske ist ja, das möglichst viele feine Tröpfchen aufgehalten und meinem Gegenüber nicht direkt ins Gesicht geschleudert werden."
Auf den Stoff kommt es an
Dabei kommt es laut einer Studie des Max-Planck-Institutes auch auf den verwendeten Stoff an: Am besten konnten kleine Tröpfchen in der Studie von einer Kombination aus Baumwoll- und Biberstoff aufgehalten werden. "Noch kleinere Partikel werden durch viele Materialien wieder besser abgefangen. Das SARS-CoV-2 Virus ist etwa 100 Nanometer groß. Laut Studien wird es beim Niesen, Husten oder Sprechen aber in wesentlich größeren Tröpfchen transportiert", so das Institut in seiner Veröffentlichung. Eine neue Studie des Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt (DLR) gelangte außerdem jüngst zu dem Ergebnis, dass die Konzentration infektiöser Aerosole durch das Tragen einer Alltagsmaske auch in abgeschlossenen Räumen deutlich verringert wird.
Untersucht wurde für die Filterwirkung auch der Stoff aus Staubsaugerbeuteln, der laut den Wissenschaftlern gute Ergebnisse lieferte. Die Drogeriekette DM warnte in Österreich jedoch vor den Masken aus Staubsaugerbeuteln: "Denn viele Staubsaugerbeutel beinhalten aus Hygienegründen ein feines antibakteriell wirkendes Pulver aus Polymer, das durch das Aufschneiden der Beutel freigesetzt werden kann. Wird dieses dann auch noch direkt an die Atemwege gebracht und eingeatmet, ist dies sowohl für Lunge als auch Verdauungsorgane gesundheitsschädigend."
"FFP-Masken konterkarieren den Sinn der Maskenpflicht"
Bei allen zu berücksichtigen Eventualitäten ist man schnell dazu geneigt, doch lieber ein paar Euro mehr auszugeben und auf die OP-Masken oder gar einen FFP-2 Mundschutz zu setzen. Hiervon rät Hygienefacharzt Sievers ganz klar ab: "Diese Schutzmasken werden nur benötigt, im direkten Kontakt zu COVID-19-positiven Menschen. Die wären nur interessant, wenn ich einen Mitbewohner oder Angehörige zu Hause habe die COVID-19 positiv sind, dann sollten sich die pflegenden Angehörigen eine FFP-2 Maske besorgen und nachfragen, wo sie die bekommen können."
Tatsächlich, so Sievers, können Personen, die FFP-Masken in der Öffentlichkeit tragen unter Umständen sogar ihre Mitmenschen gefährden: "FFP-Masken sind fast immer mit Ausatem-Ventilen ausgestattet, die dazu führen, dass das was ich ausatme - nämlich die Viren - beim Gegenüber landen. Es konterkariert also vollständig den Sinn der Maskenpflicht." Den besten Schutz, so Sievers abschließend, biete immer noch die Kombination aus Abstand und (Community)-Maske.
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