Region. Immer wieder wurden in den vergangenen Jahren Kinder und Jugendliche mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus eingeliefert. In diesem Alter probieren sich viele aus, testen Grenzen. Gruppendruck und Wettkampfgedanken können in diesem Alter dazu führen, dass es zu regelrechten Alkoholexzessen kommt. So wurden in den Jahren 2016 bis 2018 jährlich zwischen 52 und 62 Kindern und Jugendlichen unter 18 ins Klinikum Braunschweig gebracht. In der Altersklasse 10 bis 15 waren es im Jahr 2019 26 Patienten, wie das Klinikum auf Nachfrage von regionalHeute.de berichtet. In diesem Jahr seien die Zahlen bisher jedoch geringer ausgefallen.
"Wer verträgt mehr?" - Oftmals sehen sich Jugendliche in dieser sensiblen Entwicklungsphase mit dieser Frage konfrontiert, wie Nicole Scornavacche, Psychologische Psychotherapeutin der Jugend- und Drogenberatung DROBS gegenüber unserer Onlinezeitung berichtet. Neben Alkohol gelte dies auch für andere Suchtmittel. Alkohol sei dabei jedoch gesellschaftlich akzeptiert und leicht verfügbar. In Folge dieses Ausprobierens machen die Jugendlichen in manchen Fällen die Erfahrung, dass sie sich mit Alkoholkonsum beruhigen, ablenken oder enthemmen können. Alkohol werde somit zum Problemlöser.
Das Klinikum Braunschweig sieht jedoch einen Rückgang der Zahlen im laufenden Jahr. So wären im ersten Halbjahr lediglich 21 Patienten in der Altersklasse bis 18 aufgenommen worden. In der Altersklasse 10 bis 15 waren es im ersten Halbjahr 11. Laut Hochrechnung würden somit im Jahr 2020 weniger junge Patienten mit Alkoholvergiftung aufgenommen werden. Ob Corona der Grund dafür sein könnte, könne nur spekuliert werden. Und dennoch: Geschlossene Kneipen und Diskotheken, Mindestabstand und eine begrenzte Anzahl von Menschen, mit denen man sich treffen durfte, haben uns seit Beginn der Corona-Pandemie begleitet. Verstärkte Kontrollen durch die Polizei haben Zusammenkünfte größerer Menschenansammlungen unterbunden. Das alles kann - muss aber nicht - zu den gesunkenen Zahlen beigetragen haben.
Hilfe finden können Betroffene bei Beratungsstellen wie DROBS. Auch Eltern oder andere Bezugspersonen werden mit angesprochen, da häufig auch ein systemisches Problem hinter dem Trinken stecken könnte und auch Erziehungsfragen beleuchtet werden müssten.
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