Im Alten Kaffeehaus hat Gastlichkeit Tradition

von Andreas Molau





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Das »Park Hotel – Altes Kaffeehaus« in Wolfenbüttel war einst eine PR-Idee der herzoglichen Eisenbahndirektion, die auch im 21. Jahrhundert Zukunft hat. Wer glaubt, Stadtmarketing sei eine neue Sache, der sieht sich getäuscht. Vor fast zweihundert Jahren waren unsere Ururgroßväter in Wolfenbüttel schon ziemlich aufgeweckt. 1835 wurde die erste Eisenbahnverbindung in Deutschland zwischen Nürnberg und Fürth eröffnet. Bereits gut zwei Jahre später gab‘s diese verkehrstechnische Revolution in unserer Region. Der erste Streckenabschnitt von Braunschweig nach Wolfenbüttel wurde am 1. Dezember 1838 für den Betrieb freigegeben. Und um die neue Technik nach vorn zu bringen, entschloss man sich, in der alten und inzwischen verschlafenen Residenzstadt eine Attraktion auf die Beine zu stellen. Die herzogliche Eisenbahndirektion ließ, in bequemer Entfernung zum Bahnhof, ein Kaffeehaus errichten. Weil man Kaffeehaus seinerzeit mit der türkischen Kultur in Verbindung brachte, wurde eine Insel zum Träumen geschaffen: Zeltdächer, Zwiebelkuppel, kleinteilige Stern- und Gitterornamente oder eine Weingrotte, die an historische Vorbilder angelehnt war. Außer dem maurischen Souterrain ist nichts mehr von damals zu erkennen. Karl-Heinz Hoffmann sieht sich trotzdem in der Tradition dieser Gastlichkeit.

»Gehobene Küche« mit regionalen und internationalen Anklängen

Jährlich abwechselnd mit seinem Bruder betreibt er das »Alte Kaffeehaus«, das jetzt noch »Parkhotel« heißt. »Heute steht nicht so sehr der Städtetourismus aus der Region im Vordergrund. Die Menschen kommen inzwischen von weit her, um unsere Stadt zu besuchen«, berichtet Hoffmann. Dabei lohnt sich auch eine Fahrradtour durch die Okeraue von Braunschweig nach Wolfenbüttel (und umgekehrt). Und wer dann auf der zum Stadtgraben gelegenen idyllischen Terrasse bei einem Bier, Kaffee oder Kuchen ausspannt, kann zur Abwechslung mal den Reiz der Heimat genießen. Für die Kulinariker der Region ist das »Alte Kaffeehaus« ebenfalls eine gute Adresse. Hoffmann strebt für sein Haus eine »gehobene Küche« mit regionalen und internationalen Anklängen an. »Man muss über den Tellerrand gucken«, fasst er seine Philosophie zusammen. Ein anderes Qualitätsmerkmal ist der Anspruch, frisch und abwechslungsreich zu kochen. Die Karte wechselt am Harztorwall in regelmäßigen Abständen. Und somit müssen sich Stammgäste nicht langweilen.


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Gastronomische Wanderjahre

Immer nach Neuem zu suchen, das liegt offenbar in der Gastronomenfamilie Hoffmann. Die Eltern hatten 1958 in Braunschweig den Starenkasten übernommen. Und für Karl-Heinz Hoffmann war es nie eine Frage, etwas anderes zu machen. Der gelernte Koch spezialisierte sich nach seinen Wanderjahren in Berlin und München auf den Service. Heute konzentriert er sich auf die Absprache zwischen den einzelnen Betriebsteilen und sorgt für das kreative Potenzial im Hotel und Restaurant. Regelmäßig werden im Kaffeehaus kulinarische Themenabende veranstaltet. Und seit das Lessingtheater nebenan wiedereröffnet hat, werden Kulturliebhaber wieder verwöhnt. Auch, wenn erst um zehn der Vorhang fällt. Bei Karl-Heinz Hoffmann bekommt man noch etwas zu essen. Eine Kleinigkeit oder sogar ein festliches Theatermenü. Das kann man sich aufteilen oder in Gänze vor oder nach der Veranstaltung zu sich nehmen.


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Gemütlich, hell oder licht

So abwechslungsreich wie die Karte ist das Ambiente. Wer es gemütlich liebt, der kann, vorzugsweise an kalten Winterabenden, in der historischen Weingrotte einen kulinarisch genussvollen Abend erleben. Gerade im Sommer bietet sich das helle und offene Restaurant im ersten Stock mit seinen Panoramafenstern auf den neu gestalteten Theatervorplatz, den Park und die alte Katholische Schule an. Wolfenbüttel zeigt sich hier von seiner schönsten Seite. Möglich ist übrigens überdies ein ausgedehntes Frühstück für Sonntagsfaule aus der Region. Nach kurzer Anmeldung kann man das reichhaltige Buffet genießen. Für Gruppen organisiert Karl-Heinz Hoffmann auch ein Brunch. Anschließend laden die Parkanlagen um den Stadtgraben zum Spaziergang ein, um die ruhige Atmosphäre dort zu erleben. Kein Wunder, dass unsere Ururgroßväter die Idee hatten, an dieser Stelle eine gastronomische Attraktion zu verwirklichen. Parkhotel Altes Kaffeehaus Harztorwall 18 38300 Wolfenbüttel Tel.: 05331 8880