Kampf gegen Kinderpornografie: LKA Niedersachsen setzt auf künstliche Intelligenz

Immer größere Mengen an Daten werden gespeichert. Die KI soll Polizeikräfte bei ihrer Arbeit unterstützen.

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Symbolfoto. | Foto: Alexander Panknin

Region. Durch IT-Spezialisten des Landeskriminalamtes (LKA) Niedersachsen wurde ein Neuronales Netz zur Erkennung von (Kinder-) Pornografie entwickelt. Die Künstliche Intelligenz (KI) wird nun landesweit im Rahmen einer einjährigen Pilotierungsphase den Ermittlern im Land Niedersachsen zur Verfügung gestellt, um diese bei ihrer umfangreichen Aufgabe im Kampf gegen Kinderpornografie technisch zu unterstützen und langfristig die Bearbeitungsdauer, durch die Reduzierung der zu sichtenden Dateien, deutlich zu beschleunigen. Dies berichtet das Landeskriminalamt Niedersachsen in einer Pressemitteilung.


"Ich bin stolz, dass wir als erstes Bundesland eine eigens entwickelte Software bei der Bekämpfung von Kinderpornografie einsetzen können", so der LKA Präsident Friedo de Vries.

In den letzten Jahren seien zunehmend Kinder- und Jugendpornografische Inhalte im Internet und den digitalen Medien verbreitet worden. Nach vorläufiger Auswertung seien in 2019 Verfahren des sexuellen Missbrauchs von Kindern um zirka 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Bei der Verbreitung pornografischer Schriften sei in Niedersachsen sogar ein Anstieg um rund 75 Prozent gegenüber 2018 zu verzeichnen. Zudem haben die in den Ermittlungsverfahren sichergestellten Datenträger immer größere Speicherkapazitäten. Allein im Jahr 2018 wurden durch die Polizei in Niedersachsen Datenträger mit einem Gesamtvolumen von rund 1,3 Petabyte sichergestellt. Für die polizeiliche Sachbearbeitung bedeute das, neben der enormen psychischen Belastung, ein kaum noch zu leistender Aufwand, da das Bild- und Videomaterial vollständig gesichtet und bewertet werden müsse.

Polizeikräfte entlasten



Der niedersächsische Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius, sagt zu dem Pilotprojekt: "Wir tun alles, um die Polizeikräfte, die sich mit kinderpornografischen Dateien befassen müssen, zu entlasten. Wir erhoffen uns von dem Modellprojekt mit Künstlicher Intelligenz eine deutliche Reduzierung der Mediendateien, die sich unsere Expertinnen und Experten am Ende ansehen müssen. Außerdem erwarten wir, dass durch diese Technologie die Ermittlungsverfahren in diesem Bereich deutlich schneller abgeschlossen werden können."

Durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz werde sichergestelltes Medienmaterial in Dateien mit pornografischem Inhalt und Dateien ohne pornografischem Inhalt getrennt und dem Ermittler als Vorselektion präsentiert. Die Erfolgsquote der Software, welche in den vergangenen zwei Jahren im Rahmen eines Projektes im LKA entwickelt wurde, liege schon jetzt durchschnittlich bei über 96 Prozent, wenn es um die Erkennung von Dateien mit nicht pornografischem Inhalt geht.

"Unsere Software erreicht schon jetzt eine bislang in Deutschland noch nicht erreichte Erfolgsquote, die weit über dem Durchschnitt vergleichbarer Anwendungen liegt. Ich bin mir sicher, dass wir damit in Zukunft zu einer wesentlichen Entlastung der Ermittlungsbereiche beitragen werden", so de Vries. "Mit Hilfe unserer KI ist es möglich, aus dem unstrukturierten Dateienmoloch des Sicherstellungsmaterials, die pornografischen Bilder und Videos zu selektieren und sie so damit unmittelbar der Bewertung durch die Ermittler zuzuführen. So sparen wir erheblich Zeit!", so Friedo de Vries weiter.

Maschinen nicht blind vertrauen



Ab Februar werde die neue Software landesweit den Polizeiinspektionen zur Priorisierung sichergestellter Dateien zur Verfügung stehen. Nach dem bisher üblichen technischen Abgleich mit bereits bekannten pornografischen Dateien, erfolge nun zukünftig in einem weiteren Schritt die Selektierung durch die vom LKA entwickelte Software. Die entsprechend klassifizierten Dateien werden anschließend von den Ermittlern gesichtet und bewertet.

Im Rahmen der Pilotierung sollen die Neuronalen Netze der Künstlichen Intelligenz weiter genau überprüft und gleichzeitig trainiert werden. Darum werden die von der KI erzeugten Ergebnisse bis Ende dieses Jahres laufend daraufhin überprüft, ob korrekt zwischen pornografischen und nicht pornografischen Inhalten unterschieden wurde. Auch nach dem Abschluss des Pilotprojektes sei vorgesehen, die KI-Software kontinuierlich weiterzuentwickeln. "Wir wissen um unsere besondere Verantwortung in diesem sensiblen Kriminalitätsbereich und vertrauen den Maschinen nicht blind", so de Vries.

Innenminister Pistorius erklärte im Rahmen der heutigen Pressekonferenz abschließend: "Wir müssen auf die digitalen Herausforderungen auch digitale Antworten geben. Mit immer mehr Personal allein können wir diesen abscheulichen Taten in der digitalen Welt nicht mehr begegnen. Auf spezialisiertes Personal und technische Lösungen zu setzen, ist der absolut richtige Weg. Schnellere Verfahren können helfen, schneller Täter zu ermitteln - und Opfer zu schützen."


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