Sie sind bunt, handlich und aus keinem Haushalt wegzudenken: Küchenschwämme. Doch was viele nicht wissen - sie zählen zu den größten Keimschleudern im Haushalt. Studien zeigen: Die unscheinbaren Helfer können bakterielle Belastungen erreichen, wie man sie sonst nur in Fäkalproben findet.
Bis zu 50 Milliarden Bakterien pro Kubikzentimeter
Eine Untersuchung der Hochschule Furtwangen brachte Erschreckendes zutage: In einem einzigen Kubikzentimeter Schwamm tummeln sich bis zu 50 Milliarden Bakterien aus über 350 verschiedenen Arten. Neben ungefährlichen Mikroben finden sich darunter auch potenziell krankmachende Keime wie Salmonellen, Listerien oder E. coli.
Ein besonders perfider Effekt: Wer versucht, den Schwamm durch Mikrowelle oder Auskochen hygienischer zu machen, könnte unbeabsichtigt genau das Gegenteil bewirken. Die Forscher stellten fest, dass gerade regelmäßig „gereinigte“ Schwämme eine erhöhte Zahl gefährlicher Bakterien aufwiesen. Der Grund: Resistente Keime überleben den Reinigungsprozess und breiten sich im Anschluss noch stärker aus.
Viren, Archaeen und Essensreste: ein Mikrobiom der besonderen Art
Nicht nur Bakterien bevölkern die kleinen Putzhelfer. Eine neue Studie aus dem Fachjournal Archives of Microbiology fand in Küchenschwämmen auch Viren, Archaeen und eukaryotische Mikroorganismen - ein Mikro-Ökosystem, das seinesgleichen sucht. Dabei konnten sogar Bakteriophagen nachgewiesen werden, also Viren, die Bakterien befallen. Auch DNA-Spuren von Algen, Insekten und Speiseresten fanden sich.
Zwar gehen von diesen Mikroben in den meisten Fällen keine akuten Gesundheitsgefahren aus – problematisch wird es aber, wenn Immungeschwächte mit ihnen in Kontakt kommen. Für Senioren, Kinder oder Kranke kann der Putzschwamm zur echten Gefahr werden.
Experten raten: Schwämme einmal pro Woche austauschen
Die klare Empfehlung der Wissenschaft: Küchenschwämme sollten nicht nur ausgewaschen, sondern spätestens nach einer Woche ersetzt werden – insbesondere in Haushalten mit empfindlichen Personen. Frische Schwämme enthalten nachweislich keine nennenswerte Keimbelastung. Wer nachhaltig leben möchte, kann auf waschbare Schwammtücher oder Spülbürsten mit hitzebeständigen Köpfen umsteigen.
Quellen: Minderheitsbericht: "Klein angelegte metagenomische Analyse der nicht-bakteriellen Mikrobiota von Küchenschwämmen", "Deutsches Ärzteblatt", HNA