Keine Hilfe vom Land: Heilbäder fühlen sich im Stich gelassen

Auch Bad Harzburg und Salzgitter Bad gingen leer aus. Der Heilbäderverband Niedersachsen fordert ein Ende der Ungleichbehandlung.

In Bad Harzburg vermisst man die finanzielle Unterstützung durch die Landesregierung für das Heilbad.
In Bad Harzburg vermisst man die finanzielle Unterstützung durch die Landesregierung für das Heilbad. | Foto: Kur- Tourismus- und Wirtschaftsbetriebe der Stadt Bad Harzburg GmbH

Hannover. Am 23. Juni hat die Niedersächsische Landesregierung den 2. Nachtragshaushalt für 2020 mit einem Volumen von 8,4 Milliarden Euro auf den Weg gebracht. Vergessen wurden hierbei – abgesehen von den beiden Staatsbädern Pyrmont und Nenndorf, die zusammen Zuschüsse in Höhe von 6 Millionen Euro bekommen – die niedersächsischen Heilbäder und Kurorte, zu denen auch Bad Harzburg als Sole-Heilbad sowie Salzgitter Bad gehören. Darüber informiert die Kur- Tourismus- und Wirtschaftsbetriebe der Stadt Bad Harzburg GmbH (KTW) in einer Pressemitteilung.


Für Dr. Norbert Hemken, Vorsitzender des Heilbäderverbandes Niedersachsen e.V. ist dies nicht nachvollziehbar. „Der (Gesundheits-)Tourismus in den Kurorten ist komplett zusammengebrochen. Kurmittelhäuser und Thermen mussten schließen. Als Konsequenz daraus fehlen den Kommunen insgesamt mehrere Millionen Euro“, so Dr. Hemken. Allein im Bereich der Thermen und Bäder lag der Umsatzverlust in den niedersächsischen Heilbädern bis Ende Mai bei über 5 Millionen Euro. Dazu fielen im selben Zeitraum weitere 10 Millionen Euro an Gästebeitrag weg. „Diese Einnahmeverluste können nicht nachgeholt werden und sind damit unwiederbringlich verloren,“ betont Dr. Hemken.

Alle Heilbäder und Kurorte haben mit den gleichen Auswirkungen zu kämpfen


Neben Bad Pyrmont und Bad Nenndorf sind 34 weitere Heilbäder und Kurorte im Verband organisiert. Alle prädikatisierten Orte in Niedersachsen müssen dieselben grundsätzlichen Voraussetzungen erfüllen. Hierzu gehört auch das Vorhalten einer kurörtlichen Infrastruktur mit zum Beispiel Kurpark, Gradierwerk und Terrainkurwegen. Hinzu kommen je nach Heilmittel weitere Anforderungen wie das Angebot von Trinkkuren, Inhalationen oder auch Wannenbädern mit Sole, Schwefel, Meerwasser oder Moor. „Für den Erhalt des Prädikats müssen sämtliche Heilbäder und Kurorte in Niedersachsen hohe Qualitätskriterien erfüllen. Wieso hier eine Ungleichbehandlung stattfindet und nur die Staatsbäder finanzielle Unterstützung durch das Land erhalten, ist für mich nicht verständlich“, so Dr. Hemken. Schließlich hätten auch alle Heilbäder und Kurorte in Niedersachsen mit den gleichen Auswirkungen durch die Corona-Krise zu kämpfen. Aus diesem Grund fordert der Verband, dass auch seine übrigen 34 Mitglieder eine Förderung analog der Staatsbäder erhalten. Die Fördersumme beliefe sich dementsprechend auf 102 Millionen Euro.

Dr. Hemken verweist darauf, dass zum Beispiel in Thüringen ein Corona-Mantelgesetz beschlossen wurde, das Hilfen von 10 Millionen Euro für Heilbäder und Kurorte sowie 5 Millionen Euro für die Erholungsorte umfasse. In Niedersachsen werde lediglich auf die allgemeinen Förderprogramme verwiesen. Dies sei auch im Ländervergleich ein großer Wettbewerbsnachteil. "Um auch zukünftig eine funktionierende Gesundheitslandschaft in Niedersachsen – gerade auch im ländlichen Raum – vorhalten zu können, ist es unabdingbar, dass die Heilbäder und Kurorte Unterstützung durch das Land erfahren. Wir dürfen uns nicht von anderen Bundesländern abhängen lassen,“ fordert Dr. Hemken, was auch KTW-Geschäftsführer Bernd Vollrodt unterstützt, denn die Einnahmeverluste, die sich für die KTW bis einschließlich 30. Juni auf rund 750.000 Euro summiert haben, könnten auch durch Kurzarbeit sowie die temporäre Schließung von Sole-Therme und Silberbornbad keinesfalls aufgefangen werden.


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