Keine Lösung im Tarifkonflikt bei VW: Streik droht

Die IG Metall stellt einen Arbeitskampf in Aussicht, den die Bundesrepublik so seit Jahrzehnten nicht erlebt hat.

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Wolfsburg. Am heutigen Donnerstag wurden in Wolfsburg die Tarifverhandlungen zwischen der Volkswagen AG und der IG Metall fortgesetzt. Gewerkschaft und Betriebsrat hatten am Vortag einen Gegenvorschlag zu den drastischen Sparplänen der Konzernleitung öffentlich gemacht. Eine Einigung wurde heute aber nicht erzielt. Sowohl VW als auch die Gewerkschaft äußern sich hierzu in Pressemitteilungen.



Arne Meiswinkel, Verhandlungsführer der Volkswagen AG, betonte, dass das Unternehmen den gestrigen Schritt der Gegenseite begrüßt: „Wir sehen es als ein Signal, dass sich die Arbeitnehmerseite offen für die Reduzierung von Arbeitskosten und Kapazität gezeigt hat. Der eingebrachte Gegenvorschlag muss jedoch daran gemessen werden, ob er sowohl eine nachhaltige finanzielle Entlastung für das Unternehmen schafft als auch klare Perspektiven für die Belegschaft bietet.“

Nachhaltige Erreichung der finanziellen Ziele entscheidend


Im Fokus der Verhandlung habe daher die inhaltliche Erörterung des vorab öffentlich vorgestellten Plans zum Beitrag der Beschäftigten gestanden. „Für die Volkswagen AG bleibt die nachhaltige Erreichung der finanziellen Ziele entscheidend, um die Wettbewerbsfähigkeit in einer äußerst anspruchsvollen Phase der deutschen Automobilindustrie zu sichern“, erklärte Meiswinkel.

Ziel der Volkswagen AG sei es, gemeinsam mit der Arbeitnehmerseite eine nachhaltige Lösung zu erarbeiten, die wirtschaftliche Stabilität schaffe, Beschäftigungsperspektiven sichere und die Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und Beschäftigung wiederherstelle. Neben den aktuellen Vorschlägen seien auch Themen wie Zeitarbeit und die bedarfsorientierte Ausbildung vertieft behandelt worden.

Termin am 9. Dezember


Der Haustarifvertrag der Volkswagen AG gilt für rund 120.000 Beschäftigte der Werke in Wolfsburg, Braunschweig, Hannover, Salzgitter, Emden und Kassel sowie für die Volkswagen Financial Services, Volkswagen Immobilien GmbH und dx.one GmbH. Der nächste Verhandlungstermin ist für den 9. Dezember 2024 vereinbart.

Kommt jetzt der Streik?


Die Friedenspflicht für die Entgelttarifverträge endet zum 30. November. Und das könnte Streik bedeuten. Denn seitens der Gewerkschaft zieht man keine positive Bilanz des heutigen Tages. "Weiter kein Durchatmen für die Volkswagen-Beschäftigten. Weiterhin schwebt das Damoklesschwert von Standortschließungen sowie Kündigungswellen über dem Verhandlungstisch, da der Autobauer auch bei der heutigen Zusammenkunft zwischen Unternehmen und Arbeitnehmerseite jene Szenarien nicht final abräumen wollte", heißt es in der Pressemitteilung der IG Metall.

Bereits am Mittwoch hätte Personalvorstand Gunnar Kilian verlauten lassen, dass man weiter nicht ausschließen könne, Fabriken für immer dichtzumachen. Die Vertreter des VW-Vorstandes hätten jedoch am heutigen Donnerstag immerhin eingewilligt, einem Gesprächspfad zu folgen, an dessen Ende aus Sicht der IG Metall Werksschließungen sowie betriebsbedingte Kündigungen vom Tisch sind und es eine faire Lastenteilung geben muss.

"Vorstand provoziert seit Wochen maximal"


Die VW-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo betonte zum Ende der Gespräche am Donnerstag: „Der Vorstand provoziert seit Wochen maximal mit historischen Tabubrüchen: Werksschließungen, Massenentlassungen, Tarifeinschnitte. Und trotzdem ist die Arbeitnehmerseite in die Offensive gegangen und hat dem Vorstand eine Kompromisslinie aufgezeigt. Es ist jetzt am Unternehmen, sich zu bewegen und auf die IG Metall zuzugehen. Ende November endet die Friedenspflicht – und es beginnt damit die Möglichkeit für die Belegschaft, dem Vorstand zu zeigen, dass sie bereit ist, für ihre berechtigten Forderungen auf die Straße zu gehen.“

Bis zum nächsten Aufeinandertreffen der Tarifvertragsparteien werde die IG Metall ihre Möglichkeiten der gewerkschaftlichen Überzeugungshilfe nutzen. Mit dem Ende der dritten Tarifverhandlung und der Terminierung der Fortsetzung der Tarifgespräche auf den 9. Dezember sei eines klar: Innerhalb der Friedenspflicht wird es keine Lösung für die Volkswagen-Beschäftigten geben. „Wir werden uns auf ein Eskalationsszenario ab Anfang Dezember vorbereiten. Wenn nötig, dann wird es ein Arbeitskampf werden, den die Bundesrepublik so seit Jahrzehnten nicht erlebt hat“, macht Verhandlungsführer Gröger unmissverständlich deutlich.


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