Berlin. Claudia Kemfert, Energie-Expertin des DIW, hat Warnungen vor einer Gefährdung der Versorgungssicherheit durch den kommenden Atomausstieg zurückgewiesen. "Die derzeit noch laufenden restlichen drei Atomkraftwerke produzieren weniger als fünf Prozent der Stromerzeugung in Deutschland", sagte Kemfert den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwochausgaben).
"Wir können in Deutschland problemlos die restlichen Atomkraftwerke abschalten, ohne dass die Lichter ausgehen." Dies wäre auch schon am 1.1.2023 möglich gewesen, so Kemfert. "Der letzte Winter hat gezeigt, dass die Gefahr eines Blackouts nie bestand." Weder sorge der geringe Beitrag der Stromproduktion durch Atomkraftwerke für sinkende Strompreise noch für sinkende Emissionen, sagte die Wissenschaftlerin.
Der Neubau von Kraftwerken dauere nicht nur Jahrzehnte, sondern sei enorm teuer und ohne staatliche Subventionen nicht finanzierbar. Auch die nun versprochene angeblich neue Atomtechnik von kleinen Reaktoren entpuppe sich bei näherem Hinsehen als "Fata Morgana", sagte Kemfert. Für den Ausstieg sprechen ihr zufolge unter anderem die hohen Kosten der Technologie: Rechne man externe Kosten wie Neubau und Endlagerung ein, sei Atomstrom extrem teuer, so Kemfert. "Atomenergie macht nur Verluste und muss staatlich subventioniert werden. Erneuerbare Energien und Windstrom sind deutlich billiger."
Daher sollte das Kapitel des Betriebs von den restlichen drei Atomkraftwerken endlich geschlossen werden. "Der Betrieb der Anlagen behindert den Umstieg zu erneuerbaren Energien, da Atomkraftwerke zu inflexibel sind in der Kombination mit erneuerbaren Energien und der Weg nicht frei gemacht wird für die echte Energiewende mit erneuerbaren Energien", erklärte sie. "Es ist Zeit, die Kraftwerke endlich abzuschalten und die endlosen Gespenster- und Zirkeldebatten zur Atomenergie zu beenden. Um es zusammenfassend zu sagen: Atomenergie ist zu teuer, zu langsam, zu gefährlich und zu blockierend."
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