Kermani glaubt nicht mehr an die USA als Ordnungsmacht

Nach den Worten des Schriftstellers Navid Kermani sind die USA kein Verbündeter mehr, der Europa Schutz gewährt.

von


Navid Kermani (Archiv)
Navid Kermani (Archiv) | Foto: via dts Nachrichtenagentur

Köln. Nach den Worten des Schriftstellers Navid Kermani sind die USA kein Verbündeter mehr, der Europa Schutz gewährt. Sondern vielmehr "ein Rivale, bestenfalls ein Geschäftspartner", sagte er der "Rheinischen Post" (Dienstag).


Dazu gehörten "diese Seltsamkeiten, dass unsere Regierungschefs diese Werte hochhalten und immer noch denken, als sei da noch irgendwer". Lange Zeit hätten Europa immer noch gedacht, als halte es mit Amerika Größeres zusammen. Jetzt aber würde man merken: "Nein. Amerika schaut auf Europa wie auf Afrika: als Markt, als Vasallen, als nützlichen Idioten. Und wir merken, wir sind erpressbar, denn ohne Amerika haben wir keine Sicherheit", sagte der Orientalist.

Noch seien die USA ein demokratischer Staat; dennoch werde sich das Land "egal unter welchem Präsidenten nicht mehr in dieser Weise als Ordnungsmacht verstehen". Der Moment, in dem es wirklich kippte, war für Kermani aber nicht die Wahl von Donald Trump, und auch nicht das Treffen mit Selenskyj im Weißen Haus. "Es ist der Fall von Kabul. Mit diesen Bildern vom Flughafen, wo Menschen sich an die abfliegenden amerikanischen Flugzeuge klammerten. Amerika übergab das Land den Taliban."

Der Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels von 2015 sieht die einzige Chance Europas darin, nach "langem Stillstand der europäischen Einigung wieder diese europäische Dynamik zu entwickeln und so mutig Europa zu bauen, wie es nach dem Zweiten Weltkrieg geschehen ist".