Braunschweig. Das Klinikum Braunschweig ist der größte Verteiler von medizinischen Gütern in der Region. Entsprechend wichtig für das Klinikum sind verlässliche Lieferungen, gerade in Zeiten der Coronapandemie. Wie regionalHeute.de Anfang der Woche berichtete, hingen laut Aussage des Klinikums Braunschweig tausende Masken beim Hauptzollamt in Magdeburg fest. Doch das hatte die Masken nie gesehen. regionalHeute.de hat sich auf Spurensuche begeben.
Mundschutzmasken sind zurzeit so ziemlich das am meisten nachgefragte medizinische Gut. Dank der Coronapandemie gilt das nicht nur für Deutschland, die ganze Welt benötigt die Spezialmasken, um das medizinische Personal vor Infektionen zu schützen. Umso wichtiger ist es da, wenn das Klinikum Braunschweig einen Lieferanten findet, der sogenannte FFP2-Schutzmasken liefern kann. Gerade in der Krise muss man sich auf diese Unternehmen verlassen können. Das Klinikum Braunschweig ist dabei einem Negativbeispiel aufgesessen.
Vorab: Schutzmasken sind in drei Klassen unterteilt: FFP1, FFP2 und FFP3. Während FFP1-Masken meist in der Nahrungsmittelindustrie und anderen Wirtschaftszweigen eingesetzt werden, finden FFP3-Masken oft im Umgang mit Gefahrstoffen, die direkt die Atemwege angreifen, Anwendung. Die FFP2-Maske ist der Mittelweg: Diese Masken sollen winzige Partikel aus der Luft filtern und so den Träger vor Schäden schützen. Etwa vor Viren.
Diese Masken schützen Pfleger und Ärzte davor sich selbst mit dem Virus anzustecken. Sie sind also elementar, um den Krankenhausbetrieb während der Pandemie einer ansteckenden Krankheit am Laufen zu halten.
25.000 Masken vom Erdboden verschluckt
Man muss also in keinem Krankenhaus arbeiten, um sich vorstellen zu können, wie wichtig ein ausreichender Vorrat an FFP2-Masken für die Kliniken ist. Zumal der aktuelle Vorrat laut Aussage von Torge Malchau vom Braunschweiger Krisenstab noch weniger als zwei Wochen reiche. Entsprechend frustrierend war da die Aussage eines Maskenlieferanten, die die Sprecherin des Klinikums Braunschweig, Thu Trang Tran, gegenüber regionalHeute.de bestätigte. Demnach hingen 25.000 Masken beim Hauptzollamt in Magedeburg fest. Eine Aussage, die beim Zoll großes Verwundern auslöste.
Gegenüber unserer Online-Zeitung stritt Jens Rothe, Pressesprecher des Hauptzollamtes Magdeburg ab, dass die Masken je ihren Weg nach Magdeburg gefunden hätten. Überhaupt, so Rothe weiter, könne er sich nicht vorstellen, dass diese Waren in einem solchen Fall länger als üblich beim Zoll lägen: "Die Zollanträge werden von den Unternehmen digital über das ATLAS-Programm gestellt und bearbeitet, sobald sie im System sind." Die Beamten hätten momentan auch keine weitere Personalnot. Es sei sogar ein Krisenteam auf Abruf, das eingesetzt werden könnte, sobald "Not am Mann" sei. Zurzeit ginge die Arbeit jedoch reibungslos vonstatten.
Lieferant will sich geirrt haben
Über unsere Ergebnisse der Recherche in Kenntnis gesetzt, konfrontierte das Klinikum Braunschweig seinen Lieferanten mit der Aussage des Hauptzollamtes Magdeburg. Darauf angesprochen wollte sich der Lieferant im Zollamt geirrt haben. Die Masken seien an der deutsch-polnischen Grenze im Verfahren, nicht in Magdeburg. Eine Nachfrage bei der Generaldirektion des Zolls brachte kein Licht ins Dunkel. Auch hier sei der Fall nicht bekannt. Überhaupt sei der Warenverkehr an der deutsch-polnischen Grenze nach wie vor völlig offen und unterliege keinen besonderen zollrechtlichen Beschränkungen. Auf der deutschen Seite würde die Ware also nicht festgehalten werden.
Also wo sind die dringend benötigten Masken nun? Das bleibt vorerst ein Rätsel. Der Zoll könnte nur über die deutsche Seite Antwort geben, hieß es in der Antwort auf die Anfrage von regionalHeute.de. Es ist also vorstellbar, wenn auch nicht wahrscheinlich, dass die Masken beim polnischen Zoll liegen. Der war bislang für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Das Klinikum Braunschweig hat jedenfalls aus den Recherchen von regionalHeute.de seine Konsequenzen gezogen: "Als Klinikum Braunschweig haben wir diesen Lieferanten durch sein Agieren als nicht seriös eingestuft und die weitere Geschäftsbeziehung beendet", erklärt Pressesprecherin Tran.
mehr News aus der Region