Kneipenbummel in der Augusta

von Andreas Molau




Kneipenbummel und vorher eine gute Grundlage. Das geht in einer wirklich urigen und empfehlenswerten Kneipe in Wolfenbüttel: der Augusta.


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Sauerfleisch und Bratkartoffeln in der Augusta.[/image] Gelegentlich sollte man sich an die eigene Nase fassen. Wenn ich mich abends zum Bier mit Freunden treffe, dann meist in Braunschweig. Die Stadt ist zweifellos schön. Und nichts spricht dagegen. Aber drum herum gibt es eben auch so einiges. Nicht zuletzt in Wolfenbüttel. Die Wolfenbüttler, ich bin selbst hier aufgewachsen (gebürtig in der Löwenstadt auf der Hamburger Straße, das verpflichtet…), sind an sich sehr verträglich. Allerdings nicht wirklich optimistisch. Obwohl die Stadt eine echte Perle ist, entspricht die Stimmung nicht immer diesem Glanz. In der Innenstadt gibt’s Leerstand. Das frühere Karstadtgebäude liegt verwaist da. Den Aussichten, dass hier bald eine moderne Einkaufsmeile entsteht, traut man nicht. Jedenfalls solange nicht der erste Baukran dasteht. Ja, und Kneipen und Essen? Da ist in der Lessingstadt eh nichts los. Stimmt nicht. Das Kraweehl, Theo – hatten wir schon. In der Schlossschänke soll es gute Burger geben (die werden auf jeden Fall probiert). Und jetzt war ich auch noch in der Augusta. Das ist Ewigkeiten her, dass ich dort mal war. Nun war’s eine neue Bekanntschaft, die mich darauf brachte, es wieder einmal zu versuchen. Vielleicht wird eine Freundschaft daraus. Zu beiden. Die Voraussetzungen sind da. Sympathie auf den ersten Blick. Menschlich und kulinarisch.

Lebendige Atmosphäre

Die Augusta, von der soll die Rede sein. Eine urige Kneipe innen. Sogar mit Kaminzimmer für Raucher und draußen schön zum Sitzen. Dass ab und zu ein Auto abends vorbei fährt, stört mich nicht. Die Geräuschkulisse ist lebendig, aber nicht störend. Der Wirt das, was man einen Pfundskerl nennt. Altmodisch ausgedrückt. Torsten geht von Tisch zu Tisch. Begrüßt jeden so, dass er sich als Stammgast fühlen kann. Sogar wenn er, wie ich, erst das erste Mal da ist. Das erwarte ich von einer guten Kneipe. Wenn sie Alternative zum Sofa sein soll, möchte ich keine unsichere und unmotivierte Aushilfskraft, sondern jemanden, der mich begrüßt. Torstens Akzent beim Sprechen ist breit. Den kenne ich. Wie meine Frau kommt er aus Ostfriesland. Und so gibt’s neben dem allfälligen Jägermeister und meinem Lieblingskräuter Schierker Feuerstein (ebenfalls eine Besonderheit in Wolfenbüttel) einen Kruiden. Schließlich auch das, was zu einem guten Bierabend – heute muss ich leider fahren – gehört: Ein reelles Essen.

Ein Klassiker in der Augusta

Das wird gleich getestet. Und was bietet sich da besser an, als ein Klassiker aus der Region. Sauerfleisch mit Bratkartoffeln. Selbst gemacht, das ist schon mal ein Pluspunkt. Und gut: Das ist der zweite. Bei Torsten und Doro gibt es eine mildere Variante dieses Klassikers, fein gewürzt, gute Fleischqualität. Und Bratkartoffeln, wie sie sich gehören. Gut durchgebraten, vernünftige Kartoffeln. Dazu einen Beilagensalat, der nicht so aussieht, als würde er schon ein ordentliches Lebensalter auf dem Buckel haben. Und ein Gürkchen. Süß, sauer, knackig. Dass Staudensellerie beim Salat ist, freut mich persönlich besonders. Das gibt immer einen Pfiff. Nichts gegen Braunschweig. Aber der nächste Kneipenbummel wird in Wolfenbüttel stattfinden. Mit alten oder neuen Freunden. Und in alten, neuen Kneipen bei einem frischen Gläschen Wolters und etwas deftigem auf dem Teller.


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