KolumneHeute: Das Jammern der Einzelhändler

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Wer trägt wirklich Schuld am Leerstand der Innenstädte? Symbolbild: Marc Angerstein/Archiv
Wer trägt wirklich Schuld am Leerstand der Innenstädte? Symbolbild: Marc Angerstein/Archiv | Foto: Marc Angerstein



Neulich hat mal wieder ein innerstädtisches Geschäft, mitten in der Fußgängerzone angesiedelt, die Türen auf Ewigkeit geschlossen. An den Fensterscheiben hingen DIN A4 große Kopierpapier-Blätter, die den Vorbeikommenden informierten, dass man aus wirtschaftlichen Gründen hätte schließen müssen. Schuld daran sei "das Internet" und "das veränderte Kaufverhalten" der Konsumenten.

Da hat es sich der Ladenbesitzer aber mal wieder sehr einfach gemacht. Immer schön die Schuld auf andere schieben. Sowieso scheint dies die Devise vieler Einzelhändler - Ausnahmen bestätigen die Regel - zu sein. Irgendwer ist immer Schuld an der wirtschaftlichen Lage, nur nicht man selbst. Egal, ob es nun das Mega-Schlagwort Internet oder das der Fußgängerzone fehlende Kaufhaus als genereller Anziehungspunkt zur Belebung der Innenstadt ist. Dabei würde ich mir ein Umdenken der Händler wünschen: raus aus dem selbstbemitleidenden Jammer-Modus und rein in eine kreative Phase des Anpackens.

Hier läuft doch was falsch



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Wir Kunden sind nach wie vor da. Man muss uns nur "einen guten Grund" geben einzukaufen. Die nebenstehenden Beispiele sind jedenfalls alles andere als gut. Foto: Anke Donner / Archiv

Wenn zwei fest angesiedelte Läden in unmittelbarer Nähe zueinander ein und das gleiche Technik-Produkt, jedoch mit 300 Euro Preisunterschied, anbieten und der teurere von beiden dies völlig selbstüberzeugt mit einem besseren Service in der Beratung begründet, kaufe ich dennoch beim günstigeren, denn den Service beurteile ich gern noch selbst.

Wenn ich für über 1000 Euro etwas in einem Geschäft kaufe, man mir die Ware, bestehend aus mehreren Einzelteilen, nach dem Abkassieren in die Hand drückt und ich nach einer Tüte frage, dann erwarte ich nicht, dass man dafür noch einmal 30 Cent von mir verlangt. Und mir geht es dann nicht darum, dass ich nicht auch die 30 Cent noch übrig hätte.


Wenn ich in einem Eis-Café Ewigkeiten auf die Bedienung warten muss, ich nach 30 Minuten mein Eis auf dem Tisch stehen habe, aber meine Kinder noch 5 Minuten länger auf ihres warten müssen und ich am Ende darum betteln muss endlich bezahlen zu dürfen, ja glaubt man dann, ich käme wieder und würde im Freundeskreis erzählen, wie toll es dort war?

Und wenn mich eine Bekleidungskette bei nicht mehr vorrätiger Ware auf den Online-Shop verweist und nicht in der Lage ist mir diesen Schritt abzunehmen, dann läuft im Handel meiner Meinung nach irgendetwas falsch.

Rafft euch auf, verändert was



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Ohne Veränderung, ohne das besondere Etwas wird die Schließung drohen. Foto: Anke Donner

Liebe Einzelhändler, rafft euch auf, werdet kreativ und bindet uns Kunden an euch. Sprecht nicht nur von Service, sondern bietet diesen in außergewöhnlicher Form an. Holt uns mit besonderen Aktionen in eure Läden. Und seid auch dort präsent, wo wir es sind. Hört auf zu jammern und stellt euch auf die heutige Generation Kunden ein. Ja, es hat sich etwas verändert, aber seid ihr bereit es auch zu tun?


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