KolumneHeute: Irgendwas mit "Hitler"

von Sina Rühland


| Foto: Sina Rühland



Als die Nachricht kam, dass bei dem Grünen-Bundestagsabgeordneten Volker Beck vermeintlich Crystal Meth gefunden worden sein soll, war das eigentlich schon sein politisches Todesurteil. Den Rest wollte dann wohl die "Bild"-Zeitung übernehmen und titelte "Grüner mit Hitler-Droge erwischt". 

Es war gewaltig dumm, was Volker Beck da gemacht hat. Dumm, ungesund und strafbar. Maßgeblich geschadet hat er mit dem Drogenkonsum wohl sich selbst. Ein wenig vermutlich auch der Partei. Das einzige Amt, das ihm noch bleibt, ist das Bundestagsmandat – und auch das, so fordern viele, solle er niederlegen. Geschockt zeigen sich viele Kommentatoren, sie fallen buchstäblich aus allen Wolken. Und das, obwohl Beck immer eine liberale Drogenpolitik verfolgt hat. Ein schöner Gedanke ist es wahrlich nicht, dass ein Abgeordneter high über die Belange des Landes entscheidet. Doch am unschönsten ist es wohl für diejenigen, die Politiker als vorbildliche Leitcharaktere sehen, die fehlerfrei durchs Leben gehen.

Nur zur Erinnerung: vor etwa 16 Jahren hat der Privat-Sender Sat 1 darüber berichtet, dass man in 22 von 28 untersuchten Toiletten des Berliner Reichstaggebäudes Spuren von Kokain gefunden hätte. Die Reaktion des Unionspolitikers Hubert Hüppe gegenüber der Berliner Tageszeitung damals: "Wir im Bundestag sind auch keine besseren oder schlechteren Menschen als alle anderen. Wer glaubt, dass von den 650 Abgeordneten nicht der eine oder andere auch mal dazu kommt, Drogen zu nehmen, ist naiv."

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Die Autorin: RegionalHeute.de-Redakteurin Sina Rühland. Foto:



Als die "Bild" am Donnerstag mit dem Titel "Grüner mit Hitler-Droge erwischt" aufmachte, haben sicherlich viele die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Die einen, weil sie die Nachricht so überraschend traf, die anderen, weil es nur die "Bild" schafft, Crystal Meth als Analogie zwischen Hitler und Beck zu betrachten. Und alles, was mit Hitler in direkte Verbindung gebracht wird, ist böse. Beck scheint nun also verbraucht für die Politik. Dabei ist das ein Job, den man vermutlich nur mit Aufputschmitteln durchhält. Die einen stöpseln sich morgens an den Koffein-Tropf und hoffen, dass er wirkt, andere halten es offensichtlich nur mit diesem Dreckszeug Crystal Meth aus. Beck bekommt sicherlich seine gerechte Strafe – und dann gibt es wieder einen, der den Hitler-Vergleichen der "Bild " dienlich sein könnte. Diesmal vielleicht ein Vegetarier. Oder jemand mit einem Hoden. Halt irgendwas mit "Hitler".


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