Region. Das Bäckerhandwerk in unserer Region schlägt Alarm. Die rasant gestiegenen Kosten für Energie und Rohstoffe würden die Handwerksbäckereien kurzfristig in existenzbedrohende Schwierigkeiten treiben und Schließungen mit sich bringen. Davor warnte die Bäcker-Innung Braunschweiger Land gemeinsam mit der Kreishandwerkerschaft Region Braunschweig-Gifhorn bei einem Pressegespräch am heutigen Montag.
Was darf ein normales Brötchen maximal kosten? Eine Antwort darauf zu finden, fällt dem Obermeister der Bäcker-Innung Braunschweiger Land, Carsten Richter, schwer. Den Einkauf beim traditionellen Bäcker könne sich schon heute nicht mehr jeder leisten. Und so stelle sich die Frage: "Wie weit können wir mit unseren Preisen gehen, um nicht zu viele Kunden zu verlieren", so Richter. Sowieso handele es sich um eine Preisanpassung an die Lage und keine einfache Preiserhöhung zur Maximierung von Gewinnen. Das Gegenteil sei der Fall.
Auch der Mindestlohn steigt im Oktober
Im Gegensatz zur industriellen Backwarenfertigung, die später beispielsweise in den Selbstbedienungsregalen der Supermärkte landet, hat der traditionelle Bäcker mit wenigen, mehreren oder aber auch vielen eigenen Verkaufsfilialen eine gänzlich andere Kalkulationslage. Neben dem energieintensiven Backbetrieb kommen zusätzlich die Energiekosten der Verkaufsstellen hinzu. Wobei hier auch das Personal mit hinzugerechnet werden muss, ebenso wie der bevorstehende Anstieg des Mindestlohns im Oktober. Und wenn dieser steigt, müsse man fairerweise auch die Gehälter der Fachkräfte anpassen, sagt der Obermeister.
Die Rohstoffpreise steigen zeitgleich auf eine Art und Weise, wie man sie vorher nicht gekannt habe. 70 bis 80 Prozent an Mehrkosten würden hier im Durchschnitt anfallen. Ein Preisanstieg, den auch der Kunde von Butter und Mehl aus dem Supermarkt kennt. Und das manchmal ohne Ankündigung, von heute auf morgen.
Übergewinnsteuer gefordert
Nicht nur die über 30 in der Innung organisierten Handwerksbäckereien fordern daher jetzt ein dringendes Handeln der Politik. Die schnelle Einführung einer Übergewinnsteuer könne nach Ansicht von Obermeister Carsten Richter zu einer schnellen Entspannung auf dem Energiemarkt führen. Man erwarte aber auch einen finanziellen Rettungsschirm, wie beispielsweise die Deckelung der Energiekosten. Zudem müsse man zur Vergünstigung von Strom und Gas kurzfristig und unideologisch alle Möglichkeiten nutzen, um die Versorgungssicherheit in Deutschland zu gewährleisten. Dies schließe auch eine Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke ein. Die Sanktionspolitik gegen Russland unterstütze man hingegen ausdrücklich.
Für die Bäcker-Innung Braunschweiger Land, aber auch die Kreishandwerkerschaft Region Braunschweig-Gifhorn steht fest, dass jetzt gehandelt werden muss und keine Zeit mehr ist. "Die Betriebe, die jetzt schon leere Kassen haben, kommen nicht bis zum nächsten Jahr", verdeutlicht Obermeister Richter, wie prekär die Lage ist. Vom EnergieKostenDämpfungsprogamm waren Handwerksbäckereien ausgenommen. Ob die Landes- und Bundestagsabgeordneten das bereits verstanden haben, ist fraglich. Auf ein entsprechendes Schreiben der Innung zur Lage habe es nur von zirka der Hälfte der angeschriebenen Politiker überhaupt eine Antwort gegeben.
Bäcker schalten das Licht aus
Unter dem Motto "Uns geht das Licht aus. Heute das Licht und morgen der Ofen?", wollen die Innungsbäcker in Norddeutschland am 8. September gemeinsam ein sichtbares Zeichen setzen und das Licht in den Verkaufsstellen für einen Tag ausschalten. Der Verkauf ginge an diesem Tage - unter Berücksichtigung der Verkehrssicherheitspflichten - weiter.
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