Die Taverne Cavos in Wolfsburg

von Andreas Molau





Die Taverne Cavos ist griechisch. Wer hier aber XX-L-Gyrosteller mit Pommes und Mayo erwartet, der ist fehl am Platze. Hier gibt es Genuss pur.


Foto:




Vorsfelde ist nicht Wolfsburg. Jedenfalls nicht so, wie es sich der Goslaraner, der Wolfenbüttler oder der Braunschweiger vorstellt. Kleine Sträßchen, alte Bausubstanz, Flair. Am Ende sind wir eine Region und das Gegeneinander zwischen den Städten hilft niemandem. Bei gutem Essen sollte der Hader eh schweigen. Und gutes Essen gibt’s in diesem Vorörtchen der VW-Stadt. Die Taverne Cavos ist griechisch. Wer hier aber XX-L-Gyrosteller mit Pommes und Mayo erwartet, der ist fehl am Platze. Dimitrios Karasavvidis hat in den dreißig Berufsjahren als Koch und Gastronom diese Phase hinter sich. Klar, auch ein Gyros kann gut schmecken, lächelt Kosta, der Sohn des Betreibers und fügt augenzwinkernd hinzu: »Obwohl ich in Griechenland noch keins gegessen habe.« Wir sitzen in der Taverne, die schon äußerlich nichts von einem griechischen Imbisstempel hat. Keine antiken Säulen, keine herunterhängenden Trauben, keine griechischen Götter. Und vor allem kein schlechter griechischer Wein.


Foto:


Griechischer Wein



Udo Jürgens hätte ihn nicht besungen, denke ich, wenn er so wäre, wie man ihn oft bekommt. Undenkbar ja eigentlich, denn Griechenland ist nicht nur die Wiege Europas, unserer Kultur. Hier wurde nicht nur unser europäisches Denken geprägt. Die alten Griechen lernten das Weinmachen noch direkt von den Göttern im Olymp. Das möchte ich mir jedenfalls vorstellen. Und so leuchtet die rubinrote Farbe des »King of Heart« des Winzers Nico Lazaridis, den mir Kosta einschenkt, verheißungsvoll. Ein feiner Wein aus Cabernet Sauvignon und Merlot mit kirschigen, brombeerigen Aromen und einem würzigen Abgang. Da kann das Essen eigentlich nur… Aber so weit sind wir noch nicht. Kosta Karasavvidis erzählt, wie seine Familie nach Deutschland gekommen ist. Der eine Teil arbeitet beim Wolfsburger Autohersteller, der andere, weit verzweigt, hat sich dem guten Essen verschrieben.


Die andere griechische Küche


»Wenn sich mein Vater mit Freunden und Verwandten in Griechenland oder Deutschland unterhält am Telefon, dann fragt man zuerst: Was hast Du Gutes gegessen. Und hast Du das Rezept«, erzählt der Sohn, der seinen Vater in der Freizeit unterstützt. Panajota, seine Schwester, die während des Gesprächs die ersten Gäste bedient, macht freundlich und aufmerksam den Service. Die Taverne Cavos ist ein echter Familienbetrieb. Und in der Familie hat man auch gemeinsam den kulinarischen Kurswechsel besprochen und entschieden. An anderer Stelle hatte man schon lange selbstständig gearbeitet und nun sollte es in Vorsfelde einen Neuanfang geben: eine gediegene Inneneinrichtung, schlanke schwarze Stühle mit Leder bespannt, geschmackvolle Deko, schöner Holzfußboden. Kein Kitsch. Die Küche ist mit einer Milchglasscheibe vom Speiseraum abgetrennt und lässt hoffen und ahnen, was da auf die Teller kommt. Ich fühle mich vom ersten Augenblick an hier wohl.


Foto:


Genuss pur in der Taverne Cavos


»Die griechische Küche ist so vielfältig und schmackhaft, dass wir diese Botschaft gern verbreiten wollen«, erzählt Kosta Karasavvidis. Natürlich gibt es auch das bekannte Gyros: Aber stolz ist die Familie auf das Feine, Filigrane. Abwechselungsreiche Mezze, die Vorspeisen. »Wir haben eine breite Auswahl, sodass sich jeder nehmen kann, was er mag«, erklärt er. Das erinnert mich an das Kultesssen beim Katané in Braunschweig. Und tatsächlich. Kosta verspricht nicht zu viel. Was da serviert wird, sieht nicht nur gut aus. Es schmeckt vor allem. Leicht frittierte Zucchinischeiben in einer kross-zarten Pannade. Auberginenscheiben mit Feta, gegrillter Oktopus und gegrillte Peperoni. Wunderbare Hackrollen, Smirneiko, in einer fruchtigen Tomatensauce. Ein Fest für die Sinne. Das Essen hält, was der Wein verspricht. Egal, wo man im Kulinarisch38-Gebiet zuhause ist. Die Taverne Cavos ist jede Fahrt wert. Und während ich mich am zart schmelzenden Schokoladensouflet Labe, kommt Dimitrios Karasavvidis noch einmal an den Tisch. Ein Dank für seine Kochkunst ist das Wenigste, was ich aussprechen kann. Auf jeden Fall gibt’s ein Wiedersehen.


Foto:




Foto:




Foto:




Foto:




Foto:

Weitere spannende Artikel