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„Kulinarisch38“ verschlug es am Samstag nach Berlin-Steglitz ins Restaurant „La Casserole“.
Der Beginn einer kulinarischen Liebesgeschichte. Zwei Geständnisse vorweg. Ich gehöre nicht gerade zu den großen Berlin-Fans. Die Stadt ist mir zu laut, zu voll, zu grell. Meine Sympathie gilt eher dem Berlin Fontanes. Und dann: Die französische Küche ist mir in seiner ganzen Fülle auch mehr literarisch bekannt. Gemeinsam mit Kommissar Maigret genießt sie meine uneingeschränkte, wenn auch bisher eher theoretische Zuneigung. Am Samstag musste ich in die Hauptstadt fahren. Und statt zum üblichen Italiener hat es mich mit meiner Familie diesmal zu einem französischen Restaurant verschlagen. Eine glückliche Fügung, durch den Rat eines guten Freundes motiviert, der mir das „La Casserole“ empfahl. Auf der abendlichen Rückfahrt in Richtung Braunschweig stand fest: Steglitz hat einen neuen Fan und die französische Küche einen neuen Liebhaber. Ziemlich zentral gelegen, lädt das Casserole zum genussvollen Verweilen ein. So könnte George Simenon ein französisches Restaurant geschildert haben. Fein eingedeckte Tische mit frischer Tulpe und gutem Besteck in einer langen Reihe. Dezenter roter Samt auf den Stühlen und Bänken. An der Wand ausgesprochen schöne Bilder. Keine Ahnung, welche Stilrichtung. Die Bedienung, wohl die Chefin selbst, charmant. Man fühlt sich ganz als willkommener Gast, von der ersten Minute an. Das Essen zur Mittagszeit ein Traum. Als Aperitif ein Noily Prat, ein französischer Wermut, dessen Basis aus zwei Weißweinen besteht, dem Clairette und dem Picpoul de Pinet. Trockener als ein normaler Martini, aber dafür ungleich aromatischer und nuancenreicher.
Ein nicht ganz vollständiges Menü
Als Vorspeise gab‘s eine provençalische Fischsuppe, dazu einen frischen Touraine Sauvignon-Blanc mit einem Bouquet frischer Früchte. Die Suppe war püriert und wurde mit geröstetem Brot, einer Knoblauchcreme und Gruyère gereicht. Ich füge gern noch ein drittes Geständnis zu: Ich musste, etwas kleinlaut, nach einer Gebrauchsanweisung fragen. Die erklärte mir die Bedienung geduldig: Man legt die Brotscheiben auf die dampfende Suppe, streicht etwas von der Creme darauf, streut Käse über das Kunstwerk und tunkt das Ganze ein, bis der Käse verläuft. In der kleinen Terrine konnte man am Ende keinen Tropfen mehr finden. So viel zum Geschmack. Als Hauptgang kam dann Rindergeschnetzeltes in Estragonsauce mit Reis und gegrilltem Gemüse auf den fein dekorierten Teller. Meine Frau genoss die Barbarie-Entenbrust. Nicht „übersichtlich“, wie Loriot einmal über die Haute cuisine unserer Nachbarn freundlich spottete, aber auch nicht mächtig. Vor allem aber delikat. Das Rind zart, die Sauce schimmerte in unzähligen Geschmacksnoten, ohne dass man etwas Dominantes rausschmecken konnte (oder wenigstens nicht ich). Das gegrillte Gemüse war auf den Punkt gegart und ebenfalls dezent gewürzt. Bei so viel Gaumenfreude lockte natürlich noch ein Dessert. Das versagte ich mir aber heldenhaft, weil nächsten Sonntag noch einmal die Hauptstadt auf dem Programm steht und ich mich für diesen Termin gedanklich schon für die Quiche des Tages als Vorspeise und weitere Gänge entschieden hatte. Bei der Rechnung dann der einzig wirklich bittere Wermutstropfen dieser Einkehr: Sonntag ist im „La Casserole“ Ruhetag. Ich muss ein neues Restaurant suchen. Aber: Wahre Liebe steht das durch. Und wenn ich wieder einmal nach Berlin komme, da bin ich ein durch und durch treuer Mensch, wird das Ziel Schützenstraße 54 schon als Favorit im Navi eingespeichert sein. Für das kulinarische Erlebnis bis dahin mit dem besten Schulfranzösisch ein: Merci beaucoup pour l'excellente repas! Restaurant "La Casserole" Schützenstrasse 54 12165 Berlin-Steglitz Tel.: 030 / 79 70 55 06 Fax: 030 / 81 82 04 24 http://www.la-casserole.de/ Öffnungszeiten: Montag - Samstag: 12.00 - 24.00 Uhr und an Feiertagen Auf Wunsch werden an Sonntagen auch Feierlichkeiten ausgerichtet!