Kulinarische Überraschungen bei Da Massimo

von Andreas Molau




Da Massimo ist eine kulinarische Adresse, die überrascht – was die Location anlangt –, die man aber umso mehr empfehlen muss.


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Mit Volksweisheiten ist das so eine Sache. Jeder kennt sie. Jeder belächelt sie. Früher wurden sie auf ein Handtuch gestickt — »Eigener Herd ist Goldes wert« – und man fand sie kitschig. Heute werden sie über Facebook gepostet. In verschiedenen Variationen. »Unverhofft kommt oft.« In alter Version. »Lass Dich überraschen von den Dingen, die Du nicht ahnst.« Zeitgemäßer. Egal, gestern und heute versichert man sich dieser Lebensregeln, weil sie stimmen. Wer abends am Abendbrottisch sitzt, nachdem die ganze Familie die Tagstunden gut organisiert und verteilt an den verschiedenen Orten erlebt hat, der weiß, wie schön es ist, in großer Runde zu sein. Wer sich in Braunschweig in die Petzwalstraße verirrt, der wiederum darf sich wundern. Und erfreuen an dem, womit er nicht gerechnet hat. Weder kannte ich bisher die Petzvalstraße noch Jozef Maximilián Petzval. Die Straße in einem eher freudlosen Gewerbegebiet erinnert an den Mathematikprofessor, der das erste Objektiv für die Braunschweiger Firma Voigtländer konstruiert hat. Von der Berliner Straße aus der Stadt kommend, biegt man links ab.  Gleich linker Hand freut sich eine Schrebergartensiedlung auf die warmen Tage. Und danach erscheint rechts das Schild »Kick Off«. Daneben weist ein anderes den Weg zu Massimo.


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Kontraste beleben das Bild

Auf dem Kunstrasen draußen genießen Jugendliche die warmen Aprilsonnenstrahlen und kicken ausgelassen. Der Parkplatz ist fast voll. Aber ein Platz findet sich. Die Orientierung fällt leicht. »Da Massimo« – der Wegweiser führt eine Metalltreppe hinauf. Eine Sportanlage, mit Gastronomie? Die Erinnerungen gehen zurück an Kindergeburtstage der eigenen Zöglinge in einer anderen Spielstätte. Nach dem Fußballspiel mit den kleinen Gästen gab’s die unvermeidliche Currywurst. Oder Chickenwings. Vereinsheime sind erfreuliche Orte der Begegnung. Aber Stätten kulinarischen Genusses? Diese Gedanken schwirren durch den Kopf, während ich mich das erste Mal wundere. Auf der Dachterrasse stehen stylishe Möbel. In sechs Wochen kann man hier bestimmt gemütlich und stilvoll sitzen. Und dann kommt Massimo aus der Küche. Herzlich, italienisch. Das Servicepersonal zündet gerade die Tischkerzen an. »Unverhofft kommt oft«. Weiße Tischdecken mit gestärkten Servietten Kontrastrieren mit dem offenen Blick auf die Spielstätten in der Halle.


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Der Genussentdecker

Eine edle Thekenoptik ohne jeden Kitsch. Gute Weine. Wolters vom Hahn. Und ein Gastgeber, den man mögen muss. Authentisch ist ein viel bemühtes Wort. Massimo ist es. Da braucht man kein langes Studium. Offenheit ist bei ihm Programm. Die Tür in der Küche ist auf, seine beiden Mitarbeiter sind schon fleißig am Schnippeln und Kneten. Die Stimmung ist gelassen. Fröhlich und herzlich. »Ich liebe meinen Beruf«, schwärmt Massimo und streicht mir sein frisch zubereitetes Pesto auf ein ebenso frisch und selbst zubereitetes Brot. »Ohne Knoblauch!«, zwinkert er verschwörerisch mit dem Blick desjenigen zu, der weiß, was jetzt kommt. Ich beiße in das Brot und erlebe eine wahre Geschmacksexplosion. Eine weiche Textur des Pestos, ein milder aber dennoch intensiv aromatischer Geschmack. Das Weißbrot ebenfalls ein Gedicht. Der offene Wein, den er dazu anbietet, ist rund und harmonisch. Am liebsten hätte ich gleich die Marke aufgeschrieben. Nun ist der Name schon aus dem Gedächtnis verschwunden. Ein Grund mehr, bald wieder zu kommen. Die Augen sind der Spiegel der Seele und Massimo hat einen geübten Blick, den Genuss im Gegenüber zu entdecken.


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Die Einfachheit des Genusses

»Das ist es, was ich liebe. Man sieht, wenn es einem Gast richtig gut schmeckt«, erklärt er. Dabei war es nur ein Zufall, der mich gerade hierhin führte. Ein geschäftlicher Termin. Und nun schlägt Massimo gleich vor: »Ich bereite Dir etwas zu. Und Du sagst, wie es schmeckt.« Das Pesto ist schon einmal ein Gedicht. Dann holt er lächelnd ein Weckglas aus der Kühlung, das er gerade vorbereitet hatte und schiebt es in den Ofen. Ein Zucchini-Gratin. Währenddessen schneidet Massimo ein Rinderfilet auf, klopft es ganz leicht an, wendet es ein wenig in Mehl und legt es anschließend in die Pfanne. Etwas Rauke, Tomaten, Pinienkerne und Parmesan. Und ein genussreicher, leichter und moderner Teller ist fertig, der nach dem noch knackigen und gutgewürzten Zucchinigratin Lust auf mehr macht. »Kochen ist kein großes Geheimnis«, erklärt der leidenschaftliche Koch. Einfachheit sei der Schlüssel zum wirklich Großen.

Da Massimo macht Lust auf mehr

Und das beweist sich beim ersten Biss. Massimo ahnt das Geschmackserlebnis, lehnt sich zufrieden zurück und bekennt: »Das ist für mich eine große Herausforderung. Gäste zu überraschen. Immer wieder, wenn sie Stammgäste sind. Und natürlich den ersten Augenblick in meinem Restaurant so schön wie möglich zu gestalten.« Während ich den Teller mit dem letzten Brot sauber titsche, habe ich vergessen, dass es sich hier um einen Sportkomplex handelt. Fast wie aus einem Traum heraus, nehme ich eine Gruppe von Gästen wahr, die, offensichtlich nach sportlicher Betätigung, fröhlich schwatzend ihr Bier an der Theke trinken und in der Karte suchen, ob man sich nicht nach getaner Arbeit noch ein gutes Essen gönnen sollte. Bei Massimo werden sie fündig. Bestimmt. Und ich werde mich das nächste Mal mit einem richtigen Menü überraschen lassen. Ohne vorherige sportliche Betätigung. Aber das wird hier nicht kontrolliert… Da Massimo Petzvalstraße 49 A Braunschweig Tel.: 0531 - 31781974


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