Groß Denkte. Mit einem Festgottesdienst wurde in Groß Denkte die Skulptur „Sola Gratia“ des Bildhauers Magnus Kleine-Tebbe eingeweiht. Mit dieser vierten und letzten Skulptur wird ein ungewöhnliches Kunstprojekt vollendet, das im Braunschweiger Land an die zentralen Glaubensgrundsätze der Reformation erinnern soll, die sogenannten Soli: Jesus Christus, die Gnade, der Glauben und die Heilige Schrift.
Vor mehr als 200 Besuchern würdigte Denktes Pastorin Annette Sieg das Kunstwerk am Rand der Asse als ein „ganz großes Geschenk“, das hoffentlich eine große Anziehungskraft entwickle und bei dessen Betrachtung die Menschen etwas von Gottes Gnade annehmen und spüren. Das teilt die Karin und Joachim Prüsse Stiftung in einer Pressemitteilung mit.
Die mehr als drei Meter hohe Skulptur aus Kalkstein erzählt mit ihren Symbolen vom Leben als Geschenk, von der Liebe und von der zu bewahrenden Natur. Sie zeigt auf der einen Seite einen alten Menschen, der ein Kind behütet. Auf der anderen Seite sind eine schwangere Frau und ein Mann zu sehen. Sinnbild der Gnade ist die Hand Gottes, ein Stier symbolisiert die zu bewahrende Natur.
Es geht nicht um Leistung und Gegenleistung
Landesbischof Dr. Christoph Meyns bezog sich in seiner Andacht auf einen Leitsatz Martin Luthers, nach dem jeder Mensch als Geschöpf Gottes angenommen werde, ohne sich freikaufen zu müssen. Wenn die Menschen vor Gott treten, gehe es nicht um Leistung oder Gegenleistung, sagte Meyns: „Es geht darum, dass wir von Gott beschützt sind und dass die Hand Gottes Halt gibt.“ Er appellierte an die Betrachter des Kunstwerks sich Zeit zu nehmen, um etwas Neues zu entdecken und sich eine eigene Wahrnehmung zu schaffen. „Kunst ist offen und vieldeutig“, sagte Meyns.
Das Kunstwerk Sola Gratia des Bildhauers Magnus Kleine-Tebbe hat seinen Standort am Rand der Asse. Foto: privat
Das Kunstwerk „Sola Gratia“ steht ebenso wie die anderen drei Skulpturen in der freien Natur. Wenn die Standorte Denkte, Braunschweig-Bienrode, Hornburg und Salzgitter-Lesse miteinander verbunden werden, ergeben sie auf der Landkarten ein unsichtbares Kreuz. Das Projekt aus Anlass des 500-jährigen Reformationsjubiläums ist eine Kooperation zwischen der Landeskirche Braunschweig und der Karin und Joachim Prüsse Stiftung. Stifter Joachim Prüsse will mit dem Kunstprojekt etwas Bleibendes schaffen, das über das Lutherjahr 2017 hinaus Bestand hat: „Für mich sind die Skulpturen Grenzsteine oder Landmarken für die Erkenntnisse, die Luther postuliert hat.“ Die Schirmherrschaft für das Projekt hat Landesbischof Dr. Christoph Meyns übernommen.
Ausgeprägtes Formgefühl
Der Künstler Magnus Kleine-Tebbe zählt zu den wenigen Bildhauern in Deutschland, die vor allem figürlich arbeiten und dies unter der Sinnhaftigkeit christlicher Gedanken. Er hat in Nürnberg ein Studium zum Akademischen Bildhauer absolviert und arbeitet seit 1994 in Braunschweig. Kleine-Tebbe hat bereits während seiner Assistenzzeit bei dem Braunschweiger Professor Jürgen Weber eindrucksvolle Arbeiten geschaffen. Sie dokumentieren sein ausgeprägtes Formgefühl bei der Darstellung menschlicher Gestalten. Ebenso charakteristisch ist seine Vielseitigkeit: Steinbearbeitung, Bronzegießen und Formenbau gehören genauso zu seinen Fertigkeiten wie Zeichnen und Modellieren. Darüber hinaus bildet er angehende Meister im Steinbildhauer-Handwerk aus.
Die gemeinnützige Karin und Joachim Prüsse Stiftung setzt sich vor allem für den Erhalt von Baudenkmälern im Braunschweiger Land ein sowie für die Kunst- und Kulturförderung. So unterhält die Stiftung Prüsse die denkmalgeschützten Kemenaten „Jakob-Kemenate“ und „Kemenate-Hagenbrücke“ in Braunschweig. Darüber hinaus wird die Arbeit der evangelischen Landeskirche und die der jüdischen Gemeinde Braunschweig gefördert.
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