Peine. Ausgehend von der Frage, ob Belastungen am Arbeitsplatz ausschließlich für Krankheiten wie Burnout, Fehlzeiten et cetera verantwortlich sind, beziehungsweise welche Rolle das Familienleben und die private Lebenssituation spielen, entwickelten Monika Schweda und Neele Naase ein neues Fortbildungskonzept.
Die neuen Erkenntnisse resultierten aus der Zusammenarbeit der Kreisvolkshochschule Peine mit Arbeitgebern und gipfelten in einem neuen Bildungsangebot. "Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz ist gefragt wie nie zuvor", so Schweda. Die Anforderungen und Aufgaben seien vielfältig und erforderten ein hohes Maß an Konzentration und Belastungsfähigkeit. Doch was, wenn die Gedanken abschweifen, weil die emotionale persönliche Situation sich immer wieder in den Vordergrund schiebt? Ängste um den Zusammenhalt der Familie, Sorgen um die Kinder, Konflikte mit den Großeltern, mangelnde Unterstützung und Überforderung in der Familie seien existent, auch wenn man physisch am Arbeitsplatz angekommen sei. Eine innere Zerreißprobe neben den täglichen Herausforderungen, von denen ein Arbeitgeber aus der Sicht vieler Mütter und Väter möglichst nichts merken sollte.
Hier setze das Bildungsangebot an, das inzwischen das Interesse von Arbeitgebern gefunden habe. Im Pilotprojekt stellten das Klinikum Peine und der Ev.-luth. Kindertagesstättenverband Peiner Land interessierte Mitarbeiterinnen an sechs Vormittagen zur Teilnahme am „Ringseminar Familienbildung“ im Rahmen beruflicher Fortbildung frei, weil sie die Inhalte gleichbedeutend sähen mit der Beförderung der unmittelbaren beruflichen Kompetenzen. Ihnen sei daran gelegen, dass Mitarbeiter/innen verstehen, wie Familiensysteme funktionieren und wie wichtig der eigene Selbstwert ist. Wie man Beziehungsverantwortung leben kann und wie sich ein guter Umgang mit Stress positiv auswirkt. Auch Strategien zur Lösung von Konflikten und das „Loslassen“ der Kinder sei eine Herausforderung, die eher gelänge, wenn man sich bewusst damit beschäftigt habe.
Neuer Umgang mit Verantwortung und den persönlichen Bedürfnissen
Die Teilnehmer/innen des Pilotprojektes bewerteten das Angebot außerordentlich positiv. Sie hätten einen anderen, neuen Blick auf die eigene Familie gewonnen und alte, gewohnte Handlungsmuster verändert. So gelangten laut der Dozentin Neele Naase alle zu einer neuen persönlichen Balance zwischen Beruf und Familie, zu einem neuen Umgang mit Verantwortung und den persönlichen Bedürfnissen. Sprache situativ angemessen einsetzen zu können, sei ein wesentliches Instrument in der Gesundheitsförderung.
Die Kreisvolkshochschule Peine startet im Zeitraum November bis Februar 2018 ein weiteres Projekt an vier Vormittagen. Interessierte, Arbeitgeber und Arbeitnehmer können in der KVHS Peine unter der Rufnummer 05171-401 3242 weitere Informationen erhalten.