Ladenhüter E-Auto? Das sagen die Verkaufszahlen

Noch herrscht offensichtlich große Unsicherheit beim Thema Elektromobilität. Doch wie weit sind wir von der großen Trendwende entfernt? Und wo hakt es?

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Stromtankstelle für E-Autos. Auf sie gibt es teilweise einen großen Run.
Stromtankstelle für E-Autos. Auf sie gibt es teilweise einen großen Run. | Foto: Über dts Nachrichtenagentur

Region. Ein Blick auf die aktuellen PKW-Neuzulassungen in Deutschland (Stand: Anfang Juni 2023) verdeutlicht, dass Elektroautos zwar einen Zuwachs verzeichnen, jedoch noch weit von einer Trendwende entfernt sind. Trotz gestiegener Absatzzahlen bleiben die Käufer zumeisst skeptisch, und konventionelle Verbrennungsmotoren finden nach wie vor zahlreiche Käufer. So geht aus einer Auswertung des ADAC hervor, die sich auf die Erhebung des Kraftfahrt-Bundesamts bezieht. Insbesondere die Ergebnisse des VW Werks in Emden, das aufgrund geringer Verkaufszahlen des ID.4 und ID.7 Modelle Schichten streichen musste, verdeutlichen die derzeitige Lage.



Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland insgesamt 246.966 Neuwagen (alle Antriebe) zugelassen, was einem Anstieg von 19,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat entspricht. Der Automarkt verzeichnete damit einen Zuwachs von knapp 22 Prozent gegenüber April 2023. Diese Zahlen bestätigen jedoch den fortlaufenden Zyklus aus starken und schwachen Verkaufsmonaten, der in den letzten sechs Monaten zu beobachten war.

E-Autos haben einen schweren Stand


Trotz des Wachstums bleibt die Akzeptanz von Elektroautos im Vergleich zu Verbrennungsmotoren bei deutschen Autokäufern nach wie vor gering. Im Mai 2023 wurden zwar fast 47 Prozent mehr rein batterieelektrische Autos zugelassen als im Vorjahresmonat, jedoch machen sie nur einen Marktanteil von rund 17 Prozent aus. Benzin- und Dieselautos machten im selben Zeitraum einen Anteil von rund 53 Prozent aus, während Hybridfahrzeuge den größten Teil der restlichen Fahrzeuge ausmachten.

In Bezug auf die CO2-Bilanz zeigen sich jedoch leichte Verbesserungen, da der durchschnittliche CO2-Ausstoß der neu zugelassenen Fahrzeuge im Mai um minus 0,2 Prozent gesunken ist und 120,0 g/km betrug.

Geringer Anteil von E-Autos


Bei den beliebtesten Automarken behauptet Volkswagen weiterhin seine Spitzenposition mit einem Marktanteil von 17,7 Prozent und 43.831 neu zugelassenen Modellen im Mai 2023. Weitere deutsche Marken wie Mercedes, BMW und Audi verzeichnen ebenfalls einen Zuwachs.

Der PKW-Bestand in Deutschland Ende 2022 zeigte, dass alternative Antriebe immer noch einen sehr geringen Anteil haben. Von insgesamt 48,5 Millionen zugelassenen Fahrzeugen entfielen 62,6 Prozent auf Benzin, 29,6 Prozent auf Diesel, 3 Prozent auf sonstige Hybridfahrzeuge, nur 2,1 Prozent auf Elektroautos und 1,8 Prozent auf Plug-in-Hybride. Der Anteil der alternativen Antriebe hat sich trotz monatlicher Zuwächse kaum verändert.

Elektromobilität: Noch viele Fragen offen


Verfolgt man die Diskussion um Elektromobilität in Deutschland, dann fallen einige Themen besonders auf, die für Unsicherheit sorgen, wenn es um den Kauf von E-Autos geht.

Lange Wartezeiten: Selbst wenn man sich für ein E-Auto entschieden hat - die Wartezeiten sind teilweise noch extrem lang und Kunden müssen zum Teil Monate auf ihr Fahrzeug warten.

Reichweite: Eine der größten Bedenken betrifft die Reichweite von Elektroautos. Viele Menschen sind besorgt darüber, ob sie mit einer einzigen Ladung eine ausreichende Strecke zurücklegen können, insbesondere bei längeren Fahrten oder in ländlichen Gebieten, in denen die Ladeinfrastruktur möglicherweise begrenzt ist. Hier greifen viele lieber zum Hybriden.


Ladeinfrastruktur: Die Verfügbarkeit von Ladestationen und die Ladezeit sind für viele ein Problem. Die Abdeckung mit öffentlichen Ladestationen ist bei weitem noch nicht mit dem Netz aus Tankstellen vergleichbar - insbesondere auf Autobahnen und in städtischen Gebieten. Auch die Dauer des Ladevorgangs kann ein Problem sein, da viele Menschen an kurze Tankvorgänge gewöhnt sind. Die ländlichen Kommunen halten oft nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen bereit, diese sind wegen der langen Ladevorgänge oft durchgehend blockiert. Wer kein Eigenheim hat, hat in der Regel auch keine Möglichkeit, eine eigene Wallbox installieren zu lassen.

Anschaffungskosten: Elektroautos sind in der Regel teurer als herkömmliche Verbrennungsmotorfahrzeuge. Die höheren Anschaffungskosten sind für viele Menschen zu hoch. Auch ist fraglich, ob sich die Investition langfristig auszahlen wird, da die Langlebigkeit der Fahrzeuge noch nicht klar ist.

Batterielebensdauer und -kosten: Die Batterielebensdauer ist ein weiterer Punkt, der Bedenken hervorrufen kann. Es fehlen noch Erfahrungswerte, wie lange die Batterie hält und wie teuer der Austausch auf Dauer werden kann. Ebenso gibt es Unsicherheit darüber, ob die Batterie im Laufe der Zeit an Leistung verliert oder wie sich extreme Wetterbedingungen auf die Batterie auswirken. Auch Umweltbedenken spielen eine Rolle, immerhin könnte die Entsorgung von Altbatterien langfristig ein Problem bedeuten - ganz konträr zur Nutzung eines umweltfreundlichen E-Autos.


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