Selbst mit Feinden barmherzig sein


| Foto: Anke Donner



Braunschweig. Landesbischof Dr. Christoph Meyns hat den christlichen Geist der Barmherzigkeit für die Lösung der Konflikte in unserer Zeit herausgehoben. Es gehe darum, allen Menschen in Not zu helfen, ohne Ansehen der Person, ohne andere zu verurteilen, in Schubladen zu stecken oder auf ihre Fehler festzunageln, sagte er in seiner Predigt am Sonntag, 28. Juni, im Braunschweiger Dom. Barmherzigkeit gelte „sogar denen, die mir feindlich gesinnt sind“. Auch wenn das besonders schwer sei: „Wie kann man barmherzig sein mit Terroristen, wie denen, die in den letzten Tagen an vier Orten fast 100 Menschen getötet haben?“

Der Landesbischof erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass Deutschland in der Zeit des Nationalsozialismus ein „Synonym für Gewalt und Terror und Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ gewesen sei. Das habe in den vergangenen Tagen der Besuch der britischen Königin im Konzentrationslager Bergen-Belsen erneut ins Bewusstsein gerufen. Meyns warnte davor, sich durch Terror Angst machen zu lassen: „Denn aus Angst entsteht Rache und dadurch wird die Spirale der Gewalt weiter angeheizt.“

Außerdem forderte er zu einer differenzierten Betrachtung des Islam auf. Der Islam sei nicht per se gewalttätig, so wenig wie das Christentum per se friedfertig sei. Es komme stets auf die Auslegung der heiligen Texte an: „Man kann die Bibel in einer Weise auslegen, die die Apartheid legitimiert, Kreuzzüge, Ketzerverbrennungen, dreißigjährige Kriege. Man kann den Koran in einer Weise auslegen, die Barmherzigkeit, Frieden und Toleranz fördert.“

Das gegenwärtige Problem sei der Islamismus. Er pflege eine „konfrontative, imperialistische Auslegung des Koran“, so der Landesbischof: „Im Grunde begegnet uns hier nach dem Nationalismus und dem Kommunismus eine dritte Form totalitären Denkens.“ Man dürfe von muslimischen Gemeinden erwarten, dass sie sich davon kritisch abgrenzen.


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