Leere Versprechen zu überhöhten Preisen: Warnung vor Coaching-Angeboten

Wie die unseriösen Anbieter im Internet vorgehen, verrät die Verbraucherzentrale Niedersachsen.

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Symbolbild | Foto: pixabay

Niedersachsen. Persönlichkeitsentfaltung, Gewinner-Mindset oder Work-Life-Balance: In den sozialen Medien bieten zahlreiche Coaches Unterstützung an, wenn Menschen nach Veränderung suchen. Unseriöse Angebote versprechen dabei den schnellen privaten oder beruflichen Erfolg, tatsächlich werden Verbraucherinnen und Verbraucher mit leeren Phrasen, aufgezeichneten Inhalten oder zusätzlichen und teuren Coaching-Paketen abgespeist. Die Verbraucherzentrale erklärt in einer Pressemitteilung, wie diese Anbieter vorgehen, auf welche Warnzeichen Interessierte achten sollten und was Betroffene bei enttäuschenden Verträgen tun können.



Auf der Suche nach Hilfe bei ihren partnerschaftlichen Problemen stößt eine Verbraucherin auf das Angebot eines kostenfreien, mehrtätigen Coaching-Seminars zum Thema „erfolgreiche (Liebes-)Beziehung“. Nach der Anmeldung findet ein digitales Erstgespräch in angenehmer Atmosphäre statt. Dabei versichert die Kontaktperson der Frau eindringlich, dass das Angebot bestens zu ihr passe. Von einem kostenlosen Seminar ist aber plötzlich keine Rede mehr, vielmehr wird ihr zur Buchung eines Acht-Wochen-Programms geraten – Kostenpunkt: 4.997 Euro. Im weiteren Gesprächsverlauf wird die betroffene Verbraucherin dazu gedrängt, auf das kostspielige Angebot einzugehen.

Massiv unter Druck gesetzt


„Bei unseriösen Coaching-Programmen verläuft die Kontaktaufnahme oft wie in diesem Fall“, sagt Markus Hagge, Rechtsexperte der Verbraucherzentrale Niedersachsen und erklärt: „Coaches und deren Mitarbeitende locken erst mit übertriebenen Versprechungen, setzen Interessierte dann in persönlichen Gesprächen massiv unter Druck und drängen dazu, ohne Bedenkzeit einen teuren Coaching-Vertrag zu unterschreiben.“ Mittlere vierstellige Beträge für die angepriesenen Programme seien dabei keine Seltenheit.

„Die Anbieter machen in Video-Calls große Versprechungen. Die Vertragsunterlagen sind jedoch nichtssagend“, so Hagge. Das Ergebnis enttäusche daher oft: Betroffene erhielten meist nur aufgezeichnete Videos, statt der erhofften individuellen Beratung. Und bei den begleitenden Live-Calls oder Chat-Kanälen könnten auf Grund der großen Anzahl der Teilnehmer gar nicht alle Personen individuell gehört und betreut werden.

Widerrufsrecht ausgehebelt


Dazu kommt: Grundsätzlich gilt für Verträge, die telefonisch oder im Internet abgeschlossen werden, ein 14-tägiges Widerrufsrecht. Das versuchten die unseriösen Anbieter aber gezielt auszuhebeln. „Verbreitet ist die Taktik, Interessierten umgehend – meist allgemein gehaltene – Inhalte zur Verfügung zu stellen und damit das Erlöschen des Widerrufsrechts zu begründen. Oder die Kontaktpersonen entlocken den Betroffenen die Erklärung, dass diese als Unternehmer agieren würden, etwa weil sie durch das Coaching selbstständig tätig werden könnten“, erklärt Hagge und warnt: „In diesen Fällen heißt es: Finger weg! Denn Unternehmer werden nicht wie Verbraucherinnen und Verbraucher rechtlich geschützt, etwa durch das Widerrufsrecht“.

Bei der Suche nach einem passenden Coaching sollten Verbraucherinnen und Verbraucher besonders wachsam und kritisch sein. Es gilt: Angebote im Vorfeld gut prüfen, sich mit Freunden oder Familie dazu austauschen und bei verbleibenden Zweifeln am Vertrag rechtlichen Rat zum Beispiel bei der Verbraucherzentrale holen. Der Experte macht deutlich: „Kein Coach hat als Universalgenie die eine Lösung für alle Probleme“, und ergänzt: „Coaching ist kein Ersatz für eine Gesprächs- oder psychotherapeutische Therapie“.

Weitere Informationen


Weitere Informationen erhalten Verbraucherinnen und Verbraucher hier:
Kostenfalle Coaching-Programm: So schützen Sie sich vor unseriösen Angeboten
Schluss mit Coaching: Wie Sie unliebsame Coaching-Verträge wieder loswerden

Bei Fragen hilft die kostenlose Beratung der Verbraucherzentrale Niedersachsen vor Ort, per Video und Telefon: www.verbraucherzentrale-niedersachsen.de/beratung.


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