Deutschland. Die Umweltaktivisten der Letzten Generation verkünden in einer Pressemitteilung einen Strategiewechsel. Demnach sei das Kapitel des Klebens und der Straßenblockaden beendet. Stattdessen wolle man zu "ungehorsamen Versammlungen" im ganzen Land aufrufen.
Egal, ob man das Erstreiten des Frauenrechts, das Ende der Segregation oder das Erkämpfen von Arbeitsrechten betrachte: Um eine Wende hin zu einer gerechteren und menschlicheren Gesellschaft zu schaffen - sei historisch neben anderen Beteiligungsformen unserer Demokratie auch immer hartnäckiger Protest unverzichtbar gewesen, heißt es in der Begründung der Strategie der Letzten Generation für 2024. Dabei habe sich gewaltfreier Widerstand als außergewöhnlich effizientes Mittel herausgestellt.
Kritische Masse mobilisieren
Wenige Prozent der Bevölkerung könnten in kürzester Zeit die politische Realität völlig auf den Kopf stellen, sofern ihr Anliegen von einem breiten Querschnitt der Bevölkerung geteilt werde. Dies treffe im Fall der "gerechten Rettung unserer gesellschaftlichen Lebensgrundlagen" zu. Darum sei es das Ziel der Letzten Generation, eben jene "kritische Masse an Menschen" auf die Straßen zu mobilisieren, die es brauche, damit dieser Wunsch auch Realität werde.
Vor zwei Jahren hätten 24 Menschen das erste Mal eine Straßenblockade gemacht und sich festgeklebt. Das Festkleben sei wichtig gewesen, um nicht direkt von der Straße gezogen zu werden und somit unignorierbar protestieren zu können, so die Rückschau der Aktivisten. Seitdem habe sich die Anzahl der Protestierenden mit der Letzten Generation verhundertfacht. Das eröffne neue Möglichkeiten.
Unignorierbar soll es bleiben
Von nun an wolle man in anderer Form protestieren - unignorierbar werde es aber bleiben. "Ab März werden wir zu ungehorsamen Versammlungen im ganzen Land aufrufen. Statt uns in Kleingruppen aufzuteilen und Straßenblockaden zu machen, werden wir gemeinsam mit vielen Menschen ungehorsame Versammlungen machen", kündigt die Letzte Generation an. Und zwar da, wo man nicht ignoriert werden könne. Somit beginne eine neue Ära des "friedlichen, zivilen Widerstandes" - das Kapitel des Klebens und der Straßenblockaden ende damit.
Zusätzlich zu der neuen Hauptprotestform - die "ungehorsamen Versammlungen" - wolle man die Verantwortlichen für die Klimazerstörung in Zukunft verstärkt direkt konfrontieren. Das bedeute zum einen, dass man Politiker und andere Entscheider öffentlich und vor laufenden Kameras zur Rede stellen wolle, so wie es die US-amerikanische Gruppe Climate Defiance im vergangenen Jahr mit Vertretern der Biden-Regierung getan habe.
Zum anderen wolle man verstärkt Orte der fossilen Zerstörung für den Protest aufsuchen, so wie es in der Vergangenheit schon bei Protesten an Öl-Pipelines, Flughäfen oder dem Betriebsgelände von RWE der Fall gewesen sei.
Appell an den Bundespräsidenten
Verknüpfen werde man diesen Protest mit einem einfachen Appell an den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. "Wir werden ihn auffordern, öffentlich und ehrlich über die Klimazerstörung und das Notwendige umsteuern zu sprechen. Die Details dieses Appells werden in den kommenden Monaten in Form eines Briefes ausgearbeitet werden", kündigt die Gruppe an.
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