Wenn Olaf Scholz am Montagabend im Schein brennender Fackeln steht, markiert das einen historischen Moment: Er ist der neunte Bundeskanzler der Bundesrepublik, der mit dem Großen Zapfenstreich geehrt und in die "Freizeit" entlassen wird. Wie die Tagesschau berichtet, habe Scholz für die Serenade drei Lieder ausgewählt: Als erstes "In My Life" von den Beatles, dann Auszug aus dem "2. Brandenburgischen Konzert" von Johann Sebastian Bach und zum Schluss "Respect", was ein Lied von Otis Redding ist.
Der Regierungssprecher Steffen Hebestreit sagte im „Berlin Playbook Podcast": „Mein Eindruck ist, dass sich der Bundeskanzler bei seiner Musikauswahl sehr treu geblieben ist. Er ist ein sehr ernsthafter, gewissenhafter und auch nüchterner Bundeskanzler gewesen. Und das wird sich auch in den Liedern widerspiegeln, die er gewählt hat.“
Historische Wurzeln dieses "Events"
Der Begriff wurde erstmals im Jahr 1596 als "Zapfenschlag" erwähnt, so ein Memoblatt des Bundesverteidigungsministeriums. Damals schlug der sogenannte Profos auf den Zapfen eines Fasses, um das Ende des Ausschanks und den Beginn der Nachtruhe zu signalisieren. Im Laufe der Zeit entwickelte sich daraus ein musikalisch begleitetes Ritual. König Friedrich Wilhelm III. von Preußen ließ sich 1813 vom russischen Militär inspirieren und ergänzte die Zeremonie um ein Gebet nach dem Zapfenstreich.
Der Ablauf der Zeremonie
Die Zeremonie beginnt mit dem Einmarsch der Formation unter den Klängen des „Yorckschen Marsches“. Es folgt eine Serenade, bestehend aus drei Musikstücken, die von der zu ehrenden Person ausgewählt werden können. Anschließend erfolgt der eigentliche Zapfenstreich mit folgenden Elementen:
- Locken zum Zapfenstreich
- Zapfenstreichmarsch
- Retraite (drei traditionelle Reitersignale)
- Zeichen zum Gebet
- Gebet (mit Helmabnahme)
- Nationalhymne
- Abmarsch unter dem Zapfenstreichmarsch
Die musikalische Leitung obliege hierbei dem Chef des Musikkorps, die Kommandos gibt ein Stabsoffizier.
Kritik und Diskussion bleiben jedoch nicht fern
Der Große Zapfenstreich ist nicht unumstritten. Einige Kritiker empfinden das Ritual als anachronistisch und nicht mehr zeitgemäß. Andere sehen darin ein Zeichen demokratischer Wertschätzung für öffentliche Ämter. Der SWR ordnet den Zapfenstreich in einem Artikel als historisch gewachsenes, aber in der Bundesrepublik modern interpretiertes Protokoll ein.
Die Wahl von Aretha Franklins „Respect“ durch Olaf Scholz zeige womöglich, wie persönliche Vorlieben und moderne Elemente in die traditionelle Zeremonie integriert werden können. Dies unterstreicht die fortwährende Relevanz und Anpassungsfähigkeit des Großen Zapfenstreichs in der heutigen Zeit.