„Luft nach oben“: IG BAU fordert Wohnungsbau-Offensive für die Region

Trotz über 3.100 neu gebauter Wohnungen in der Region Braunschweig-Wolfsburg fordert die IG BAU deutlich mehr Tempo beim Wohnungsbau.

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Symbolfoto | Foto: Pixabay

Wolfsburg / Braunschweig / Region. Die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) fordert mit Nachdruck eine umfassende Wohnungsbau-Offensive für Niedersachsen. Trotz mehr als 3.100 neu gebauter Wohnungen im Jahr 2024 in der Region sieht die Bau-Gewerkschaft weiterhin dringenden Handlungsbedarf.



Die beiden IG BAU-Bezirksvorsitzenden Dieter Großmann (Nord-Ost-Niedersachsen) und Holger Henze (Braunschweig-Goslar) fordern eine deutlich stärkere Neubau-Offensive – insbesondere für bezahlbare und seniorengerechte Wohnungen. „Der Wohnungsbau-Turbo der Bundesregierung muss jetzt auch vor Ort zünden. Jede neue Wohnung zählt, aber es braucht noch deutlich mehr – und das zu Preisen, die sich Menschen leisten können“, so Großmann.

Über 3.000 neue Wohnungen in der Region


Laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes, auf die sich die IG BAU beruft, wurden im vergangenen Jahr in der Stadt Braunschweig 1.001 neue Wohnungen errichtet. Davon entfielen 147 auf Ein- und Zweifamilienhäuser. Die veranschlagten Bauwerkskosten lagen hier bei rund 120,4 Millionen Euro. In Wolfsburg wurden 371 Wohnungen neu gebaut, 60 davon in kleineren Wohneinheiten. Die Kosten beliefen sich auf rund 75 Millionen Euro. Der Landkreis Gifhorn verzeichnete mit 583 neuen Wohnungen – davon 358 in Ein- und Zweifamilienhäusern – ein starkes Ergebnis. Die Bauwerkskosten lagen hier bei 118,6 Millionen Euro.

Auch im Landkreis Peine wurden 577 neue Wohnungen errichtet, 213 davon in kleineren Häusern. Die veranschlagten Kosten betrugen rund 89 Millionen Euro. Der Landkreis Helmstedt meldete 213 neue Wohnungen (138 in Ein- und Zweifamilienhäusern) bei Baukosten von 43,5 Millionen Euro. Im Landkreis Wolfenbüttel waren es 110 Wohnungen (91 davon in kleineren Gebäuden) bei 27,4 Millionen Euro. In Salzgitter entstanden 164 neue Wohnungen für 23,5 Millionen Euro, im Landkreis Goslar 137 Wohnungen bei einem Bauvolumen von rund 17,5 Millionen Euro.

Luft nach oben


Trotz dieser Neubauten sehen die IG BAU-Vorsitzenden erheblichen Nachholbedarf. „Es fehlt an sozialem Wohnungsbau, an seniorengerechten Sanierungen und an Konzepten, die das Bauen wieder bezahlbar machen“, sagt Holger Henze. Großmann verweist in diesem Zusammenhang auf eine aktuelle Studie des staatlichen Bauforschungsinstituts ARGE in Kiel. Demnach lassen sich die reinen Baukosten durch einfacheres Bauen um ein Viertel bis zu einem Drittel senken. Ein zentraler Lösungsansatz ist dabei der sogenannte „Gebäude-Typ E“ – E steht für einfach, erleichtert und effizient.

Konkret bedeutet das: geringere Wand- und Deckenstärken, einfachere Haustechnik, sparsame Ausstattung statt High-End-Lösungen und ein Verzicht auf teure Tiefgaragenplätze. „Gerade die Technik – Heizung, Lüftung, Elektro – treibt die Kosten massiv nach oben. Wer hier Standards überdenkt, kann sofort sparen. Und das, ohne auf Qualität zu verzichten“, erklärt Henze. Auch die Einsparung bei überzogenen Lärm- und Klimaschutzvorgaben – etwa durch den Verzicht auf dreifach verglaste Fenster – könne dazu beitragen, dass Bauen wieder wirtschaftlicher wird.

IG BAU sieht Staat in der Pflicht


Neben der baulichen Vereinfachung fordert die IG BAU auch mehr staatliche Unterstützung. Um jährlich 100.000 Sozialwohnungen in Deutschland zu schaffen, müssten laut IG BAU mindestens 11 Milliarden Euro an Fördermitteln bereitgestellt werden. Für den Neubau von 60.000 weiteren bezahlbaren Wohnungen wären jährlich zusätzlich vier Milliarden Euro nötig. „Wenn die Baukosten sinken, muss der Staat auch weniger fördern. Das schafft Spielraum für mehr Bauprojekte mit sozialem Nutzen“, so Großmann.

Die IG BAU sieht in der Region großes Potenzial, den Wohnungsbau anzukurbeln – vorausgesetzt, es wird politisch und planerisch umgesteuert. „Es ist besser, einfach zu bauen als gar nicht zu bauen. Wer weniger Hürden schafft, schafft mehr Wohnraum. Genau das brauchen wir jetzt – auch in Niedersachsen“, so das gemeinsame Fazit von Holger Henze und Dieter Großmann.